ADARO: Schlaraffenland

Verträumter, romantischer Mittelalter-Rock – eigenständig, aber für viele wohl zu kitschig.

ADARO kombinieren mittelalteriche Instrumente wie Dudelsäcke, Drehleier, Bombarde, Flöte oder Krummhorn mit E-Gitarren, Bass und Schlagzeug, und das Ganze wird im Bandinfo als originelle Instrumentierung bezeichnet. Hmmm, gab es so etwas nicht schon mal? Egal, denn auch wenn diese Mixtur alles andere als neu ist, so klingen ADARO, wie Rachendrachen bereits in der Kritik des letzten Albums sehr schön erläuterte, ganz gewiss nicht wie eine der zahlreichen Mittelalter-Metalbands im Stil von IN EXTREMO oder SUBWAY TO SALLY, sondern haben sich eine ganz eigene Nische in der mittelalterlich beeinflussten Rockmusik geschaffen. Wo die genannten Kapellen musikalisch wie textlich die harte und raue Seite des Mittelalters betonen, zeigen ADARO eine romantisch verklärte Sichtweise auf diese Epoche. Dabei sind die Texte, welche sich fast durch die Bank dem Thema Liebe widmen, durchaus als authentisch einzustufen, hat man sich doch unter anderem bei Hans Sachs, Oswald von Wolkenstein und Reinmar von Hagenau bedient und deren Originale leicht abgeändert. Passenderweise gibt es bei ADARO nicht den grölenden Trunkenbold zu hören, sondern den lieben, netten Minnesänger von nebenan, der an das Gute im Menschen glaubt und keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte. Süßliche, teilweise gefährlich nah am Kitsch liegende Gesangslinien werden von Christoph Pelgen und Konstanze Kulinsky mit weicher beziehungweise elfenhafter Stimme vorgetragen, untermalt von verträumten Flötenmelodien, akustischen Gitarren und sanften Drehleier-Klängen, wie etwa bei Lieg still, Nu ruh mit Sorgen oder Es ist ein Schnee gefallen.

Ab und zu geht es auch mal etwas rockiger und flotter zu mit verzerrten E-Gitarren und groovigen Drums, etwa beim Titelsong oder Wer alten Weibern traut, ohne aber jemals in die Härteregionen von IN EXTREMO und Co verzustoßen. Bei Frau, du sollst unvergessen sein wird es sogar mal richtig schnell und fast schon punkig, der Neuzugang an den Drums, Jörg Bielfeldt, hat der Band offenbar wirklich gut getan. Die elektrische, durch den Verzerrer gejagte Drehleier erweitert zwar das Klangspektrum, die Idee ist jedoch so neu nicht mehr, wie ähnliche Unternehmungen von Bands wie HEDNINGARNA zeigen.

Schlaraffenland zeigt eine eigenständige Band und hinterlässt aufgrund stimmiger Arrangements, Abwechslungsreichtum und des Gesangs von Konstanze Kulinsky einen positiven Eindruck. Dieser wird jedoch geschmälert durch den manchmal arg hohen Kitschfaktor, der beim Stück Der Edelfalk (Es ist nit alle Lieb verloren), bei dem Christoph Pelgen voller Inbrunst und Pathos sprechenderweise die Geschichte von Hans Sachs vorträgt, seinen Höhepunkt erreicht. Wem bereits BLACKMORE´S NIGHT zu kitschig und unmetallisch ist, der sollte auch lieber die Finger von ADARO lassen. Fans der Kapelle des Gitarren-Virtuosen jedoch dürften auch mit Schlaraffenland gut bedient sein.

Veröffentlichungstermin: 22.03.2004

Spielzeit: 53:49 Min.

Line-Up:
Jörg Bielfeldt – Schlagzeug, Percussion, Loops

Henrik Mumm – Bass, Cello

Konstanze Kulinsky – Gesang, akustische und elektrische Drehleier, Alto-Drehleier

Jürgen Treyz – akustische und elektrische Gitarren, Dobro, Fender Rhodes, Akkordeon, Chor

Christoph Pelgen – Gesang, Dudelsäcke, Bombarde, Krummhorn, Low Whistle

Gäste:

Gudrun Walther – Violine, Viola, Chor

Herbert Wachter – Rahmentrommel
Label: Tempus Fugit/Inside Out Music

Hompage: http://www.adaro.de

Tracklist:
1. Schlaraffenland

2. Wer alten Weibern traut

3. Nu ruh mit Sorgen

4. Lieg still

5. Herr, wer hat sie begossen (mit der Milche und dem Blute?)

6. Es ist ein Schnee gefallen

7. Minne ist ein süßer Nam´

8. Komm her zu mir

9. Der Edelfalk (Es ist nit alle Lieb verloren)

10. Wohl dem Leibe

11. Frau, du sollst unvergessen sein

12. Psalm XIII

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