Damals, in den 70ern und frühen 80ern, da waren Supergroups noch etwas Besonderes. Da gab es auch noch echte Rockstars in einem gerade noch überschaubaren Rockmusikmarkt. Heute wertet man ja eher nach Verkaufszahlen und nicht nach Personality und Skandalen, und wer soll da noch die Magie einer echten Supergroup rüberbringen. Klar fallen 9 CHAMBERS irgendwie in diese Kategorie, wenn sich Greg Hampton (ALICE COOPER, LITA FORD, CAMINE APPICE und PAT TRAVERS) mit Ed Mundell (MONSTER MAGNET, THE ATOMIC BITCHWAX) zusammen tut und man als Rhytmussection Jorgen Carlsson (GOV´T MUL) am Bass und Vinny Appice (BLACK SABBATH, HEAVEN AND HELL, DIO, POWER PROJECT) an den Drums hinter sich hat, dann ist der Promibonus und auch der entsprechende Druck groß, obwohl man letzteren den vier Herren definitiv nicht anmerkt.
So lebt man gemeinsam die Liebe zum klassischen Hard`n´Heavy-Rock aus, die 70er und frühen 80er sind omnipräsent, nicht zuletzt auch geprägt vom Background einiger der Anwesenden. Ein Schelm, der nun denkt, dass man nur auch ein Stück vom Kuchen ab haben will, der Classic/Retro-Rock steht ja nun mal aktuell gut im Kurs. Da sollte man als gestandener Musiker doch all das Pack aus Schweden und sonst woher locker umblasen. Man ist ja eine Supergroup, ist ja klar! Nun denn, man startet routiniert und energisch durch, Live Goes On deutet an, dass man einiges erwarten darf. Auch das smooth groovende One Thing Missing oder das kraftvolle Know Your Enemy gefallen. Aber Hallo, von einer Supergroup erwarte ich auch zündende Songs, dass sowas geht, das haben ja z.B. BLACK COUNTRY COMMUNION gezeigt. Hier aber lässt der Wow-Effekt doch auf sich warten, so mancher Song wirkt recht belanglos, nicht nur zum Beispiel What´s It Gonna Get U oder Use U Up laufen spurlos an mir vorbei. Wo man ansetzen kann mit Nörgeln, das wird gar nicht mal so richtig klar. Die Zutaten aus den klassischen 70er Hardrockern, mal dezente Blueslinien, mal etwas Stadion-Rock mit einer Prise KISS aus der GENE SIMMONS-Ecke oder VAN HALEN zu SAMMY HAGAR-Tagen, sind stimmig, wirklich gut gespielt, klar, sind ja Profis, theoretisch passt alles. Während aber viele Kollegen aus Schweden oder auch endlich wieder aus dem U.K. ordentlich Popo treten, oft schlichtweg cool sind und mit greifbarem Retro-Flair punkten, klingen 9 CHAMBERS eher professionell und irgendwo zu strukturiert. Zudem ist der Gesang von Greg Hampton, grob irgendwo zwischen Ronnie Montrose und SAMMY HAGAR gelegen, oft sehr anstrengend, dabei in den ruhigeren Ecken wie dem balladesken Can´t Turn Your Back durchaus passend, bei den lauteren Songs teils sogar nervig. Man muss sich schon auf das Album einlassen, um die teils versteckte Klasse der Musiker wiederzufinden, die Feinheiten in den Songs und die definitiv vorhandenen großen Momente zu erkennen. Bei aller Klasse der beteiligten Musiker setzt man aber zu wenig Akzente, wo ist der wirklich große Song, wo das Feeling, das mich Luftgitarre spielend durch die Bude rocken lässt? Und wo ist die Wärme im säuberst und kraftvoll produzierten Sound, den so manche Schweden-Classic-Rocker in ihren Hinterhofstudios so toll hinkriegen? Hier finde ich guten, sauber gespielten Hard Rock, der mich einfach zu wenig erreicht, um ihn bedingungslos weiterzuempfehlen. Ich nehme den Herren ab, dass ihnen genau das hier Spaß macht, gerade als Musiker macht es auch wirklich Spaß, der instrumentalen Umsetzung und dem durchdachten, abwechslungsreichen Songwriting zuzuhören. Echte Begeisterung macht sich bei mir trotzdem nicht breit.
Wer voll auf der Classic/Retro-Rock-Welle mitschaukelt und große Namen wichtig findet, der sollte ruhig rein hören. Wirklich mitreißenden, richtig coolen Classic-Rock findet man aber woanders, Supergroup hin oder her.
Veröffentlichungstermin: 25.11.2011
Spielzeit: 61:21 Min.
Line-Up:
Greg Hampton – Vocals, Guitar
Ed Mundell – Guitar
Jorgen Carlsson – Bass
Vinny Appice – Drums
Label: earMusic/Edel
Homepage: http://www.9chambers.com
Mehr im Netz: http://www.myspace.com/9chambersmusic
Tracklist:
1. Life Moves On
2. Majick Number
3. One Thing Missing
4. Know Your Enemy
5. What´s It Gonna Get U
6. All But Done
7. Bury Yourself
8. Can´t Turn Your Back
9. Other Side Of Time
10. Indeed The Sun
11. Use U Up
12. Cut-N-Run
13. No Escape
14. Darker Side Of Sunshine