blank

3X0: Silver

Am Ende hat man das Gefühl ein Doppel-Album der FLOWER KINGS durchgehört zu haben, obwohl nur 37 Minuten vergangen sind. Freunde von sanftem, leicht surrealen Progressive Rock könnten Gefallen daran finden.

Das Problem mit Bands wie den FLOWER KINGS ist bisweilen, dass sie ewig nicht zum Punkt kommen. Ein Lied ist ein Lied, wenn seine Spielzeit im zweistelligen Minuten-Bereich liegt. Das italienisch-britische Kooperationsprojekt 3X0 verkörpert die Antithese zu dieser Einstellung. Der längste Song auf Silver dauert gerade einmal viereinhalb Minuten. Trotz der Kürze wirkt die Musik nicht hektisch oder gar verkrampft. Immer wieder werden Erinnerungen an neuere PINK FLOYD-Werke wach, wenn die Melodien eine Weile im Raum schweben, bevor sie verklingen. Die Grundlage der Musik bilden poppige Akustikgitarren und eine solide Rhythmusgruppe. Der Fretless Bass dominiert häufig das instrumentale Geschehen, während die E-Gitarre lieber spacige Töne einstreut, anstatt das Zepter an sich zu reißen. Der Gesang deutet eine gewisse Normalität an, verweigert sich dann aber meistens den im Mainstream üblichen Wiederholungsregeln. Dafür werden lieber einzelne Passagen hypnotisch in Dauerschleife eingeschmuggelt. Passend dazu beschränkt sich das Schlagzeug auf prägnante Rhythmen, die die Musik im Fluss halten.

Insgesamt handelt es sich bei Silver also um die übliche Verquickung von eklektischen stilistischen Elementen, die man gemeinhin als Progressive Rock bezeichnet. Entsprechend liest man in Reviews darüber komische Wörter wie eklektisch oder Verquickung. Dabei zelebrieren 3X0 eigentlich nur die pure Verweigerung von Eingängigkeit, nicht etwa, weil sie Böses im Schilde führen, sondern einfach, weil sie es können. Einzig die Komposition von Sänger John Snell Blessed fällt mit ihrer unumwundenen Gestaltung aus dem Rahmen und in die Kategorie langweilig. Das toll aufgemachte Inlay stimmt versöhnlich und am Ende hat man das Gefühl ein Doppel-Album der eingangs erwähnten FLOWER KINGS durchgehört zu haben, obwohl gerade mal 37 Minuten vergangen sind. Bemerkenswert ist sicherlich noch die Abwesenheit von Keyboards. Lücken im Klangbild sucht man dennoch vergebens. Die Stücke sind einfach zu kompakt arrangiert und zudem frei von 70er-Jahre-Ballast.

Die Musik verlangt förmlich danach, dass man sich an einem Sommertag auf dem Balkon unterm Kopfhörer verkriecht und in die Musik eintaucht. Diese lockt einen weg aus der Realität und hinein in eine karge, leicht befremdliche Klangwelt. Die Grooves haben eine beruhigende Wirkung und die Harmonien bleiben unaufdringlich. Die gelegentlichen härteren Einschübe verhindern dabei, dass man einschläft oder sich langweilt. Für Leute mit Hang zu Frickeleien und erhöhtem Dramabedürfnis wird Silver allerdings sicher zu introvertiert und spannungsarm klingen.

Veröffentlichungstermin: 23.03.2009

Spielzeit: 37:13 Min.

Line-Up:
John Snell: Gesang, Gitarre
Angelo Marrocco: Gitarre
Mauro Aimetti: Bass

Produziert von Angelo Marrocco
Label: Daybox Records / Radar

Homepage: http://www.3×0.it

MySpace: http://www.myspace.com/3x0band

Tracklist:
1. Tourist Of Empty Space
2. Esotica
3. Radar
4. Simbiosi (live)
5. Sirens (live)
6. Amplicubed
7. Parsifal
8. Blessed
9. Su
10. The 2nd Of Two Possibilities

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner