Meine aktuelle Top 5-Liste: Implikationen und Komplikationen

Ein Besinnungsaufsatz von Johannes Schult.

In der Regel sagen Listen herzlich wenig aus, insbesondere jene beliebten Top 5-Listen, wie sie auch bei Vampster neben jedem Artikel zu finden sind. Denn natürlich wurde nie geklärt, nach welchen Kriterien die Plätze vergeben werden. Somit bleibt folglich nur die Gewissheit, dass die Person, die die Liste erstellt, wohl ziemlich sicher zumindest schon mal das betreffende Album gehört, gesehen oder geschenkt bekommen hat. Natürlich übertreibe ich an dieser Stelle, aber nur ein bisschen! Denn spontan gefragt kann ich kaum drei Scheiben aufzählen, die mir zur Zeit wirklich gut gefallen. Selbstverständlich bleibt mir immer die Flucht in die Vergangenheit – im Zweifelsfall immer Imaginations From The Other Side! Das ist jedoch ausgesprochen langweilig. Fast so öde wie dieser Artikel. Als Schreiberling ist man ja immer unsicher, wie die Leserschaft das Geschriebene aufnimmt. Denn angenommen, dass es überhaupt jemand liest, bleibt die Sache eine Gleichung mit zwei Unbekannten: unbekanntes Album, unbekannte Verfasser. Ich vermute, dass angesichts dieser enormen Unsicherheit, ja Unlösbarkeit kann es nur zwei Konsequenzen geben: 1. Abbruch der Verbindung oder 2. Abgleich der Playlist/Top 5-Liste/letzte-zu-sich-genommene-Mahlzeiten-Aufzählung mit dem eigenen Geschmack. Im besten Fall ermöglicht das eine ausreichende Klärung der Variable Verfasser und als Konsequenz Rückschlüsse auf die tatsächliche Qualität der besprochenen CD. Am Rande sei bemerkt, dass dies natürlich voraussetzt, dass eine Abstufung hinsichtlich der Bewertung möglich ist. Wer nach der Devise alles Whimps außer MANOWAR lebt, dem hilft selbst die Mutter aller Playlists nicht weiter.

Auch wenn die Hoffnung gering ist, dass jemand so weit gelesen hat, kommt jetzt der Schwenk hin zu meinem Dilemma mit den Playlists. Ich bin diesbezüglich ein Freund der Vielfalt: Nach Möglichkeit habe ich in meinem Vampster-Top 5 stets sowohl aktuelle CDs als auch Klassiker, sowohl Underdogs als auch Megaseller, sowohl Traditionelles als auch Innovatives. Zudem muss ich gestehen, dass ich seit einigen Jahren parallel zu Heavy Metal auch andere Sachen höre, die ich dann nur ungern ausschließe. Bereits diese grobe Differenzierung führt zu mehr als genug Aspekten für meine Top 5. Anhörfrequenz alleine ist kein hinreichendes Kriterium, weil man die CDs, die man bespricht in der jeweiligen Woche zwangsläufig häufiger hört als den Backkatalog von IRON MAIDEN, der seinerseits in den meisten Fällen um Längen besser ist als aktuelle Veröffentlichungen. Gleichzeitig führt die ehrliche Nennung der Musik, die einen in den letzten Wochen am meisten begeisterte zu einer Benachteiligung von bestimmten Stilrichtungen. Gerade im Bereich Progressive Metal gibt es eben eine Art Big Five (DT, FW, PoS, Q, WT). Besagte Bands haben zwar allesamt ihre besten Zeiten hinter sich, disqualifizieren jedoch mit diversen Götteralben umgehend jegliche Konkurrenz. Es ist sicherlich förderlich hin und wieder eine Klassiker ins Spiel, sprich in die Playlist zu bringen. Besser als ausschließlich noch unveröffentlichte Alben zu nennen ist es allemal. Wobei wir bei einem weiteren Punkt wären: Die Playlist kann ein positives Album durch Beinhaltung von selbigem verstärken. Da das bei meinem kritischen Geist nur selten vorkommt, wäre es mir fast entgangen. Doch bei vielen Review – selbst bei einem ansonsten wirklich perfekten Magazin wie Vampster! – steht am Ende zwar ein Fazit. Doch zwischen den Zeilen klingt durch, dass der Autor nur wenig mit dem Album anfangen konnte. Gewöhnlich hat dies stilistische Gründe. Doch es gibt eben auch Alben, die rein objektiv – haha (Es geht eben nichts über autopoietische Metaselbstironie! 😉 – tadellos gelungen sind, die aber niemand gut findet. Steht das besprochene Album aber an der Spitze der Playlist, wird sofort klar, dass das Album wirklich der Hammer ist – oder eben dass es irgendeine persönliche, finanzielle Beziehung zwischen Band und dem Redakteur gibt, ähem.

Nein, auch im dritten Absatz bleiben die Zusammenhänge unklar und erhält der Verdacht weitere Nahrung, dass ich nach Zeilen bezahlt werde. (Schön wär´s!) Ich möchte an dieser Stelle trotzdem darauf hinweisen, dass dieser Text einzig und alleine für meine Top 5-Listen Gültigkeit besitzt. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sich die restliche Redaktion weniger Gedanken darüber macht und ihre Energie lieber in die News, Reviews, Interviews, Livews, usews. steckt. Ich neige dagegen dazu, für ein Update meiner Top 5 sehr viel Zeit zu brauchen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich selbst dann noch oftmals die Hälfte der Einträge beibehalte, eben weil ich letzten Endes doch dem Qualitätskriterium die höchste Priorität einräume. Immerhin liste ich nach Möglichkeit nachhaltig gute Alben auf, die dementsprechend auch nach zwei Wochen Dauerrotation nicht langweilig werden. Und bevor ich nach dem Ausschlussprinzip eine halbgare Neuveröffentlichung nenne, greife ich lieber auf Klassiker aus der Hell of Fame zurück. Gute Nacht.

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