Hölzerner Wahnsinn: It´s not dark yet. Endlich Krieg

Das wurde aber auch Zeit.

Endlich! Seit heute morgen 03:45 h (MEZ+1) wird zurückgeschossen. Damit ist der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika nun nicht mehr nur Alkoholiker, Analphabet und zu blöd zum Brezel fressen, sondern auch ein Staatsterrorist und Kriegsverbrecher. Das wurde aber auch Zeit, mag man sich nun denken; kaum mehr auszuhalten war das wochenlange Warten auf den „Tag X“ und noch weniger die vage Hoffnung auf einen möglichen Gehirnwechsel im Weißen Haus. Merkwürdig nur, daß man diesmal nicht auf einen medienwirksamen Werbegag wie dem inszenierten Massenmord an kuwaitischen Babys vor dem Krieg von 1991 zurückkgriff; diesmal begnügte man sich damit, der Welt in Form des UN-Sicherheitsrates den kalten Arsch zu zeigen und einfach so loszuschlagen. Ob das noch die Spätfolgen vom Herbst 2001 sind? Vermutlich: es genügt den Machthabern in Washington ganz offensichtlich nicht, ihre 3000 Opfer nur durch einen Krieg zu rächen; ein zweiter muß her, möglichst auf allen Sendern und natürlich in Farbe. Wer dieser Tage sein Fernsehgerät auf einen Nachrichtensender schaltet, wird nicht enttäuscht: hübsche Expolsionen, idyllisch menschenleere Straßen, romantisches Bombenfeuer am nachtblauen Himmel. Menschen, die fliehen.

Das ist Irrsinn, alles. Ein Krieg nicht um Öl, nicht um Freiheit, nicht ums Überleben: ein Krieg um die Macht im Nahen Osten. Von Irak aus wird die Welt endlich überall westlich. Freiheit, Frieden, Abenteuer: der verhungernde kleine Junge im Flüchtlingslager darf sich freuen, endlich gehört auch er zur zivilisierten Welt.

Was hat das mit Heavy Metal zu tun, liebe Gemeinde? Nun: es ist bestes Entertainment. Ja, die Welt weiß, was sie an ihren Kriegstreibern hat: Abwechslung, Feindbilder, Magengeschwüre. Ich versuche gerade meinem entgegenzuwirken und empfehle harte, schnelle Musik mit einem gewissen Revoluzzer-Appeal. Daß ich gerade Klassik höre, tut nichts zur Sache, beruhigt aber auch. Wie dem auch sei: ab heute ist die Welt, mal wieder, genauso wie vorher. Wenigstens hat es der Führer der Welt nun schriftlich, daß er das Völkerrecht bricht. Allerdings, wir wissen: Brechen kann man nur das, was einem wurscht ist oder das Bier vom letzten Abend.

Gestern sah ich die einzige intelligente Sendung auf dem Idiotensender VIVA: „Fast Forward“. Moderiert wurde sie von Wiglaf Droste, weshalb zwei Videos von Johnny Cash zu sehen waren und eins von Bob Dylan: „It´s not dark yet… but it´s getting there.“ In diesem Sinne, noch einen schönen Tag. Er ist es wert.

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