Der Bermuda Schreibtisch

Ja, der Bermuda Schreibtisch (ihr kennt das gleichnamige Dreieck) gehört mir. Ich wollte damals bei Ikea zwar nur das Modell "schwedischer-Vorname-der-unglaublich-lustig-klingt-an-den-sich-aber-keiner-erinnern-kann" haben, doch aus unerfindlichen Gründen wurde mir einer mit Sonderausstattung am Abhollager (immer samstags hingehen, an diesem Tag ist es am lustigsten) ausgehändigt. Die Sonderausstattung ist unsichtbar und das raffinierte ist, sie macht unsichtbar. Nicht den Besitzer, sondern alle möglichen Dinge, die man darauf abstellt. Verrückt? Ja, das ist es! Doch lest selbst…

Ja, der Bermuda Schreibtisch (ihr kennt das gleichnamige Dreieck) gehört mir. Ich wollte damals bei Ikea zwar nur das Modell schwedischer-Vorname-der-unglaublich-lustig-klingt-an-den-sich-aber-keiner-erinnern-kann haben, doch aus unerfindlichen Gründen wurde mir einer mit Sonderausstattung am Abhollager (immer samstags hingehen, an diesem Tag ist es am lustigsten) ausgehändigt. Die Sonderausstattung ist unsichtbar und das raffinierte ist, sie macht unsichtbar. Nicht den Besitzer, sondern alle möglichen Dinge, die man darauf abstellt. Nicht irgendwelche Dinge, das wäre ja auch nicht besonders erwähnenswert, sondern immer diese Dinge, die ich dringend benötige. Diese Sachen – hauptsächlich meine Zigaretten – sind immer weg, wenn ich sie haben will. Ich weiß nicht, wie eine Pressspanplatte derartige Kräfte entwickeln kann, aber sie tut es – und noch schlimmer, sie tut es immer häufiger. Das fing schon beim Aufbau an: Plötzlich war die Schublade weg. Ich meine, diese Schublade ist gut 40x30x10cm groß, so was kann doch nicht einfach verschwinden, oder?! Ärgerlich begann ich zu suchen – mein Mann war nicht da und schließlich wollte ich ihm beweisen, dass ich durchaus in der Lage bin, ein Möbelstück alleine aufzubauen. Als ich nach ungefähr 2 Minuten das Ding immer noch nicht gefunden hatte, Geduld ist nicht meine Stärke, wurde ich richtig sauer. Völlig entnervt begab ich mich nach 5 Minuten auf die Suche nach etwas Schokolade (für die Nerven) und siehe da, als ich glücklich kauend zurückkam, lag das bescheuerte Schubfach zu meinen Füßen. Ganz unschuldig, schwarz glänzend, doch ich hatte schon damals den Eindruck, dass mich der Griff hämisch angrinste. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Nachdem ich das Teil geschnappt und eingeschoben hatte und vor allem auch die Feststell-Schraube, also den Bolzen, der verhindert, dass sich der Inhalt der Schublade auf den Fußboden verteilt, wenn man allzu stürmisch am Henkel zieht – passiert so was eigentlich auch anderen Menschen? Und wenn ja, passiert euch das immer auch immer im Auto, wenn ihr eigentlich nur den Aschenbecher leeren wollt? fachgerecht mit dem ein oder anderen fachgerechten Fluch (wo ist der verdammte Rätschenschraubendreher?! Eben hatte ich ihn noch!!!) in der dafür vorgesehenen Vorrichtung festgeschraubt hatte, wollte ich mir eine Zigarette gönnen. Doch wo war das Feuerzeug? Gibt es etwas Schlimmeres als eine Kippe zu haben und nichts, an der man sie entzünden kann? Gut, in der Küche steht ein Toaster – doch das muss ja wirklich nicht sein. Unter dem Karton war es auch nicht… wie kann es eigentlich sein, dass ein Packet schlappe 0.18 Kubikmeter groß ist einen Müllberg mit einem Volumen von 5 Kubikmetern hinterlässt? Das Ding war mir schon damals suspekt. Und da sah ich es wieder. Das hämische Grinsen des Schubladengriffs. Eindeutig, der schwarze Kunststoff hatten einen extrem verschlagenen Ausdruck. Zweifelnd zog ich das Schubfach auf – und was lag darin? Das Feuerzeug. Nur Nichtraucher legen ein Feuerzeug in Schubfächer oder Schränke. Etwas verwundert verqualmte ich das Arbeitszimmer.

In meiner unendlichen Naivität begründete ich diese Probleme mit einer momentanen Zerstreutheit. Als ich dann aber meine Büro-Utensilien (Locher, Stift-Butler, Notizblöcken, Schreibtischlampe, Telefon, Kaffeetasse, Aschenbecher, Untersetzter für Kaffeetasse und Aschenbecher – im meinem Fall Manowar-CDs) schön auf dem Schreibtisch verteilt hatte, natürlich immer schön im rechten Winkel ausgerichtet, wollte ich telefonieren. Wollen ist gelogen – gebe ich zu. Obwohl ich eine Frau bin, telefoniere ich äußerst ungern – das aber nur nebenbei. Und was musste ich feststellen? Das Telefon war weg. Ehrlich gesagt glaube ich, dass sich der Erfinder des Telefons schon etwas dabei gedacht hatte, als er das Telefon MIT Kabel (Schnur ist falsch! -– versuch mal mit einer Schnur Strom aus der Steckdose zu bekommen) erfunden hat. Nachdem es sich mit einer Ladeschale schlecht telefonieren lässt, musste ich das Telefon suchen. Jaja, ich weiß, dass das ganz einfach ist, wenn man den Ruf-Button drückt. Folglich hatte ich das Telefon auch schnell im Badezimmer lokalisiert. Ich habe es dort bestimmt nicht hin getan, wie gesagt, ich telefoniere ungern. Zurück am Arbeitsplatz (nein, wir wohnen nicht in einer Villa) musste ich jedoch feststellen, dass das Adressbuch weg ist. Misstrauisch beäugte ich den Griff der Schublade, jawohl ich lerne schnell. Wie immer war da dieses unverschämt-unverfrorene glitzern. Nach einem kurzen Blich nach rechts und links (wie sähe das denn aus, wenn mich jemand dabei erwischte, wie ich mit meinem Schreibtisch rede) murmelte ich: haha, ich hab dich, Scheißschreibtisch und öffnete schwungvoll die Schublade. Zu schwungvoll. Büroklammern, Zettel, Feuerzeuge (die ICH nicht dort hineingelegt hatte!), Tintenfässer und ein Stempelkissen fielen, schwebten, polterten, krachten und landeten (natürlich) mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Warum sind die Feststell-Bolzen aus flexiblem Kunststoff? Kann mir das bitte jemand erklären?? Lediglich das Adressbuch war nicht dabei. Das lag nämlich ganz unschuldig (natürlich ohne zu grinsen – schon mal ein Adressbuch gesehen, das grinsen kann?!) auf dem Tisch neben dem Telefon, das ja inzwischen ordentlich in der Ladeschale seine Akkus auflud. Nun gut, ungernes Telefonat erledigt. Zeit, sich mal wieder an der Uni blicken zu lassen. Wo war denn gleich noch mein Schlüssel und mein Geldbeutel (An Fierce: der Geldsack war arbeiten *g*) ??! Natürlich, auf dem Schreibtisch. Eben nicht. Auch nicht in einer der Manteltaschen (ich bin eine Frau, ich habe mehrere Mäntel – zu jedem Paar Schuhe einen *g*). Misstrauisch stieg ich über Tintenfässer, Zettel, Büroklammern und sammelte nebenbei die am Boden liegenden Feuerzeuge ein. Und was finde ich unter einem Stapel Din A 4 Blätter, die natürlich alle sehr wichtig sind und *dringend* – wie der Kasten, in dem sie lagern ja auch per Aufkleber besagt, zu erledigen sind? Richtig, meinen Geldbeutel und meinen Schlüssel. Und, auch richtig, ich habe den dort bestimmt nicht hingelegt. Und, auch richtig, der Griff der Schreibtischschublade, es ist übrigens die linke, lächelt hämisch.

Ich weiß ganz genau, dass mich alle, die bis hierher gelesen haben, für zumindest leicht verrückt halten. Aber: dieser Schreibtisch hat seine Eigenheiten. Das können auch andere Menschen bestätigen. Ich lege eine bestimmte CD auf diese Tischplatte und was passiert? Sie ist weg! Und dann suchen sieben Leute gemeinsam nach dieser CD und keiner findet sie!!! Erst am nächsten Tag tauchte das Scheibchen wieder auf. Und, hier zeigt sich, dass der Schreibtisch nicht nur hinterhältig und gemein, sondern auch noch intelligent ist: die CD war nicht in der Schublade, sondern befand sich an dem rückseitigen Fach (nach dessen Sinn und Zweck ich mich ohnehin immer gefragt hatte). Dass ich die Schubladen-Nummer durchschaut hatte, hat wohl auch ich kann mich noch immer nicht an seinen Namen erinnern bemerkt. Aber irgendwann, irgendwann werde ich alles über dich wissen, du verdammtes Büromöbel, und dann kannst du mich nicht mehr so angrinsen wie im Moment…. hat eigentlich jemand meine Kaffeetasse gesehen???!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner