HOLLENTHON: Tyrants And Wraiths [EP]

Ähnlich klinisch und kalkuliert wie "Opus Magnum", aber für Fans durchaus lohnenswert.

Seien wir ehrlich, nach der langen Pause von HOLLENTHON, in der PUNGENT STENCH für Martin Schirenc Priorität hatten, konnten sie nicht mehr mit derselben Faszination auftrumpfen, wie mit dem Überraschungssieg Domus Mundi vor zehn Jahren. Der düstere Death Metal der vier Wiener, garniert mit epischen, orchestralen Elementen wirkt nicht nur auf Opus Magnum ziemlich steril und leblos, auch die neue EP Tyrants And Wraiths hat damit zu kämpfen. Einerseits will die Band brutal und tight klingen, was ihr durchaus gelingt, andererseits will sie aber auch düster und beschwörend wirken. Dieser Interessenkonflikt lässt HOLLENTHON ebenso kalkuliert wirken wie DIMMU BORGIR, auch wenn hier mehr Metal und weniger Streicher angesagt sind.

  Ganz nüchtern betrachtet sind die vier neuen Songs des Wiener Quintetts aber richtig gut gemacht. Die Riffs sind einfallsreich und mitreißend, das Drumming ist gnadenlos und verflucht tight, Martin Schirencs Gesang ist boshaft und im abschließenden, äußerst dramatischen Of Hollow Men auch im melodischen Bereich ziemlich gut. Die orchestralen Parts und die Chöre werden gut in die Musik verwoben, aber Tiefgang fehlt dennoch massiv, vielleicht auch wegen der zu glatten Produktion. Die Songs haben gute Hooklines, allen voran Tyrants And Wraiths und Deathly Dirges, aber unter die Haut geht das nicht, auch trotz hohem Abwechslungsreichtum in den Geschwindigkeiten. Und woher diese Sterilität rührt, beweisen die beiden Bonus-Videos vom Graspop Metal Meeting 2008, die ebenfalls auf der CD enthalten sind. HOLLENTHON bieten kompromisslosen Metal ohne Ecken und Kanten, die Chöre kommen vom Band, alles ist viel zu perfekt, um wirklich begeistern zu können.

Dennoch, das Songwriting beherrschen HOLLENTHON, und wem die letzte SEPTIC FLESH und vielleicht sogar THE MONOLITH DEATHCULT gefallen hat, der darf auch hier ein Ohr riskieren. Aber ein wenig mehr Leben hätte sich in diese vier Songs durchaus einschleichen dürfen. Fans der Band werden mir wohl grundsätzlich widersprechen, aber dass es wenige Bands wie HOLLENTHON gibt, da sind wir uns bestimmt einig. Deshalb, lieber Martin und Co.: Etwas mehr Rotz, etwas weniger Perfektion, die es absolut nicht braucht. Fürs Fans ist eine ordentlich ausgestattete EP wie Tyrants And Wraiths mit vier neuen Songs und zwei brauchbaren Live-Videos aber sicherlich eine lohnenswerte Überbrückung bis zum nächsten Album.

Veröffentlichungstermin: 30. Oktober 2009

Spielzeit: 20:30 Min.

Line-Up:
Martin Schirenc – Vocals, Guitar, Keyboards
Martin Arzberger – Guitar
Gregor Marboe – Bass, Backing Vocals
Mike Gröger – Drums
Label: Napalm Records

Homepage: http://www.hollenthon.com

MySpace: http://www.myspace.com/hollenthon

Tracklist:
1. Tyrants And Wraiths
2. Innocent Sin
3. Deathly Dirges
4. Of Hollow Men
5. On The Wings Of A Dove (Live-Video)
6. Ars Moriendi (Live-Video)

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