ASCENSION OF THE WATCHERS: Numinosum

Burton C. Bells Ausflug in eine musikalische Welt zwischen Ambient, Industrial und Gothic Rock der 80er.

Über FEAR FACTORY konnte ich persönlich seit dem großartigen Obsolete nicht viel Positives berichten, und dieses Album ist ja auch schon zehn Jahre her. Zeit also, dass sich ihr Sänger Burton C. Bell bei mir wieder etwas beliebter macht. Sein Projekt ASCENSION OF THE WATCHERS, das er zusammen mit FEAR FACTORY Live-Keyboarder John Bechdel am Laufen hat, sorgt genau dafür. Denn das ungewöhnliche, originelle Album ist ein dunkler, seltsam schimmernder Stern am düsteren Horizont, den man zunächst für einen hässlichen Himmelskörper halten möchte, bis man ihn genauer betrachtet hat.

Zwischen Industrial, Ambient und Gothic Rock aus den 80ern pendelt das seltsame Gebräu, wird getragen von Gitarren, die gerne nach JOY DIVISION und FIELDS OF THE NEPHILIM klingen. Dadurch wirkt die Musik eher retro als postmodern, entfaltet eine ganz eigene Atmosphäre. Hier und da schießt Burton C. Bell mit seinen Vocals hier über das Ziel hinaus, denn bei Songs wie Residual Presence wäre oftmals eher leiser, dunkler Gesang angebracht. Wo wir schon beim Kritisieren sind, das kurze Violent Morning passt nicht wirklich auf dieses Album. Denn wo alle Stücke einen eigenen, bizarren Charakter entfalten, wirkt dieses Stück bestenfalls wie ein Füller. Auch Moonshine wirkt ein wenig deplaziert, weil es von einer ambivalenten Fröhlichkeit durchzogen ist – das passt nicht wirklich zu Numinosum.

ASCENSION OF THE WATCHERS erschaffen jedoch auch großartige Songs: Das unheimliche, sehr intensive Mars Becoming und das an die Dub-Remixe von GODFLESH erinnernde Like Falling Snow sind düstere, absolut eigenständiges Stücke, die sofort Gänsehaut verschaffen. Daneben stehen Evading und Canon for My Beloved, die mit viel Dynamik trotz ihres Minimalismus nie langweilig werden. Das abschließende Instrumental Quintessence fällt in dieselbe Kerbe, hier baut sich mächtig Spannung auf. Am intensivsten ist jedoch das Sounds of Silence-Cover, dass wunderbar homogen in die Musik von ASCENSION OF THE WATCHERS eingewoben wurde und dem Hörer einen Schauer nach dem Anderen über den Rücken jagt.

Gerade der Gesang von Burton C. Bell mag anfangs etwas stören, doch nach einer gewissen Eingewöhnungsphase gewinnt man die Musik so lieb, wie sie ist. Auch die seltsame Produktion mit extrem viel Hall passt zum Gesamtkonzept zur Band. Die eingesetzten Synthies klingen schwer nach den 80ern, die Verbindung mit den Beats und dem Drumcomputern ist absolut spannend. Somit ist dieses epische Album nichts zum nebenbei hören, eher etwas zum zurücklehnen und darin schwelgen. Numinosum ist ein tiefes, ungewöhnliches Album, das seine Zeit braucht, aber auch Einiges zurück gibt.

Veröffentlichungstermin: 22. Februar 2008

Spielzeit: 72:19 Min.

Line-Up:
Burton C. Bell
John Bechdel

Label: 13th Planet Records

Homepage: http://www.thewatchers.org

Tracklist:
1. Ascendant
2. Evading
3. Residual Presence
4. Canon for My Beloved
5. Moonshine
6. Mars Becoming
7. On the River
8. Violent Morning
9. Like Falling Snow
10. Sounds of Silence
11. Quintessence

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