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CHILDREN OF BODOM, SOILWORK und SHADOWS FALL am 28. April 2003 im Hirsch, Nürnberg

Kein Winseln und Flehen möglich!

Manchmal hilft es nichts zu winseln, zu flehen und zu weinen. Manchmal muss man einfach seinen Mann stehen. Und es kann so dermaßen schwer sein… Ich als Bekennender BODOM-Antipath habe dem Auftritt der quirligen Zwerge nicht gerade entgegen gefiebert, doch manche Menschen lassen keine Gnade zu. Der Käpt´n (aka Pantoffelheld) muss mit! Frauen haben eben immer das letzte Wort. So sehr ich genötigt wurde, so sehr hatte ich aber auch Lust auf SHADOWS FALL und SOILWORK als die Einstündige Fahrt zum Hirsch angetreten wurde. Und selbst wenn mich dieser Konzertabend nicht bekehrt hat, dreimal wurde bis zum umfallen gerockt!


SHADOWS FALL aus den Staaten machten den Anfang und waren live um einiges energetischer als auf Konserve und machten ordentlich Druck im bereits ordentlich gefüllten Saal. Ihre Mischung aus Elchtod, NYC-Gehüpfe und modernem Thrash ist vielleicht nicht die Originellste und selbst wenn die Instrumentalisten in den wenigsten Momenten große Bewegung zeigten, alles wurde durch das moshtastische Material und das Stageacting des Sängers Brian Fair, der durch seine charismatische Bühnenshow fast die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog, in ein intensives Live-Erlebnis verwandelt. Das Publikum ließ sich nicht zögerlich von der Kraft der Songs Idle Hands, The Idiot Box, Stepping Outside the Circle und Of One Blood infizieren: Alle waren sehr angetan von der Darbietung des Sängers, des Materials und dem fetten Soundgewand. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Somit entsprang hauptsächlich vereinzeltes Kopfschütteln, breites Grinsen und hier und da ein kleiner Moshpit vor der Bühne aus den angereisten. Zu meckern gab es an der Show und den Muckern gar nichts, einzig die Songs waren ein wenig zu lang, da sollte die Band noch an sich arbeiten.

SOILWORK müssen aufpassen, sonst werden sie zu einer Melodic Death-Version von MARDUK: Spielen überall, zu jeder Zeit und permanent irgendwo ums Eck. Viele Touren, Festival-Gigs und dazu noch eine nagelneue Scheibe? SOILWORK sind derzeit omnipräsent und im Gegensatz zu ihren schwarzmetallischen Landsleuten kann das der Metal-Gemeinde nur allzu recht sein, denn sie verbessern sich von Tour zu Tour. Waren sie auf dem Summer Breeze 2002 noch ein wenig verschlafen, versprühten sie auf der Tour mit IN FLAMES schon weit mehr Energie. Was aber an diesem Abend dargeboten wurde, spottete jeder Beschreibung. Topfit und motiviert sprangen die sechs Schweden auf die Bühne und spielten zu einer wahren Soundwand lauter geniale Songs, die das Herz eines jeden Fans höher schlagen ließ. Light the Torch, Natural Born Chaos, Needlefeast, As We Speak, Follow the Hollow, Rejection Role, The Chainheart Machine, etc. standen auf der Tagesordnung und wurden präzise und blitzsauber in die Meute geschleudert. Klingelt´s? Genau, da ging es nicht nur auf der Bühne ab, sondern auch davor. Die Temperaturen fingen allmählich an in fiebrige Gefilde zu steigen und die Bardamen und –herren erfreuten sich ob des tollen Umsatzes.



SOILWORK mussten dann sehr verschwitzt noch eine Zugabe, Distortion Sleep, spielen bevor sie den mehr als verdienten Feierabend genießen konnten. Was aber ein großes Fragezeichen noch größer werden ließ: Hat Björn Strid, der sich übrigens stimmlich gewaltig verbessert hat, eigentlich noch andere Klamotten, als sein behämmertes rotes Ferrari-Marlboro-Hemd?

Darüber konnte ich die nächsten anderthalb Stunden gründlich nachdenken, denn CHILDREN OF BODOM, die live zwar echt gerockt haben, mich aber auf Platte noch nie überzeugen konnten machten bei einer brutalen Lautstärke alles platt. Ich hatte natürlich keine Ohrenstöpsel oder ähnliches dabei, weshalb ich meine Papers ins Ohr setzte und die nicht mehr herausbekam. Doch das hat jetzt nicht zu interessieren.



Denn kurz nach 22.30 Uhr betraten die finnischen Abräumer nach einem kranken Intro zu viel Laserlicht die Bühne und eröffneten das 90-minütige Set mit Needled 24/7. Mit brachial lautem, aber glasklarem Sound und riesiger Spielfreude boten die Kids eine bunte Mischung aus allen vier Alben und schafften es, noch einen auf die Supportacts, die schon gut eingeheizt hatten, draufzulegen und die Stimmung im brechend vollem Hirsch nochmals gewaltig anzukurbeln. Da wurde gebangt, getanzt, gehüpft und gemosht, was das Zeug hielt. Die frenetisch gefeierten CHILDREN OF BODOM, vor allem Chefposer und Gitarrensolo-Meister Alexi Laiho, waren sichtlich begeistert und freuten sich den Wolf.



Neben Sixpounder, Angels Don´t Kill und You´re Better Off Dead spielten sie auch Songs der ersten Stunde wie z. B. Lake Bodom und auch Klassiker wie Eveytime I Die und Hate Me! fehlten nicht. Ein BODOM-typisches Keyboard-/Gitarrensolo gaben Alexi und Janne auch noch zum Besten, das den technischen Gipfel des eh schon sehr beeindruckenden Sets darstellten. Nach der Zugabe Bodom Beach Terror war der Konzertabend mit drei erstklassigen Bands leider schon wieder beendet und so gut wie niemand war nach diesem Konzert schlecht gelaunt, höchstens triefend nass.

(Nimue)

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