IN EXTREMO live – 27. Dezember 2002, Stadthalle Fürth

In Extremo live in Fürth – ein Spaß für alle, die die Festtage glücklich überlebt haben! Der gnadiator war live vor Ort …

IN EXTREMO

27. Dezember 2002, Stadthalle Fürth

In Extremo dürfen sich freuen. Sechs Jahre lang haben die „sieben Vaganten, die ihr Glück in der Hölle fanden“ hart an ihrem Erfolg gearbeitet. Haben landauf landab keine Freiluft-Zusammenkunft ausgelassen und selbst dort gespielt, wo es keine Steckdose gibt (wie alle Mittelalterbands gibt es auch In Extremo ohne Stromgitarren in einer rein akustischen Ausführung) – und das stets mit vollem Einsatz. Mit ihrem immer noch aktuellen wenngleich sicher nicht besten Album „Sünder ohne Zügel“ befindet sich die sympathische Truppe endgültig auf dem Höhepunkt ihres Schaffens: Die Verkäufe laufen prima, die Fürther Stadthalle präsentiert sich an diesem Abend zwischen den Jahren rappelvoll.

Für Megaherz im Vorprogramm ist es der letzte Auftritt mit Sänger Alexx. Noch einmal hämmern die Münchner im „Rammstein für Arme“-Format ihre stumpfen, simplen Botschaften in den Saal und werden über Gebühr abgefeiert. „Kopfschuss“, „Miststück“, „Himmelfahrt“ – das war’s dann hoffentlich mit diesem unerfreulichen Kapitel der unsäglichen „Neuen Deutschen Härte“.

In Extremo indes sind mit den Jahren immer härter geworden. Die Gitarre brät mächtige Metal-Riffs, das fulminante Dudelsack-Trio mit Dr. Pymonte, Flex dem Biegsamen und dem Yellow Pfeiffer kommt knackig auf den Punkt. Lateinische, mittelhochdeutsche und altprovencalische Texte, obskure Instrumente wie Drehleier und Krummhorn und eindrucksvolle Feuereffekte machen das lebendige Mittelaltererlebnis perfekt. Da verwundert es ein wenig, dass die Band allen Lobeshymnen zum Trotz auf Platte seit jeher besser zu gefallen weiß. Der Sound in der Stadthalle ist rumplig, viele spannende Nuancen gehen in dem dröhnenden, wenig ausbalancierten Klangbrei unter. Auch die Reibeisenstimme des „Letzten Einhorns“ säuft mit zunehmender Spielzeit immer mehr ab. Den Spaß lässt sich in dieser Nacht dennoch keiner rauben. Zu mystischen Headbangernummern wie „Vollmond“, „Ai vis lo lop“, „Der Rattenfänger“ und dem Ohrwurm „Palästinalied“ tanzt das buntgemischte Publikum ausgelassen, die schwächeren Nummern der Berliner bleiben außen vor.

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