RAGE & PRIMAL FEAR – 14. September 2002, Nürnberg, Löwensaal

Die RAGE-Fans vor dem Eingang sind sich einig: So richtig dolle war es nicht, das Gastspiel ihrer Helden im Nürnberger Löwensaal. Ein solides Best Of-Programm, in dem außer "Don´t Fear The Winter" jedoch kein Hit aus der energetischen Frühphase auftauchte…

Die RAGE-Fans vor dem Eingang sind sich einig: So richtig dolle war es nicht, das Gastspiel ihrer Helden im Nürnberger Löwensaal. Ein solides Best Of-Programm, in dem außer „Don´t Fear The Winter“ jedoch kein Hit aus der energetischen Frühphase auftauchte. Seit den 80ern zeigt Bassist und Sänger Peter „Peavy“ Wagner Steherqualitäten, müht sich mit wechselnden Mitmusikern, ohne jemals das dicke Los gezogen und zu den ganz Großen im internationalen Hard´n´Heavy-Zirkus aufgeschlossen zu haben. Und das, obwohl er in all den Jahren eine ganze Batterie gutklassiger und hörenswerter Alben abgeliefert und dabei stets auch Innovation bewiesen hat. Wie auf dem Album „XIII“, wo gekonnt Metal mit Klassik kombiniert wurde – spätestens seit DEEP PURPLE ein alter Hut, doch RAGE machten was daraus. 2002 ist die Band aus Herne wieder auf Triogröße geschrumpft und mit internationaler Verstärkung am Start: Schlagzeuger Mike Terrana stammt aus Los Angeles, Gitarrist Victor Smolski ist Weißrusse, Sohn eines berühmten russischen Pianisten und ein Flitzefinger vor dem Herrn. RAGE wären nicht RAGE, würden sie nicht unbeirrt weitermachen.

Spätestens beim Auftritt von PRIMAL FEAR wird jedoch klar, dass sich für diese Gastspielreise in Sachen Zuschauerresonanz jemand kräftig verschätzt hat. Die Bühnenproduktion des selbsternannten „German Metal Commando“ ist viel zu groß für den Nürnberger Löwensaal, den man auch schon voller gesehen hat. Klinisch und kalt brüllt der stampfende True Metal aus den Boxen – handwerklich tadellos, jedoch ohne Feuer und nicht wirklich mitreißend. Die Songs wirken wie von der Stange, bemerkenswert ist allein das klare kräftige Organ von Frontmann Ralf Scheepers. Kennt man, hat man alles schon mal besser gehört, zum Beispiel auf den alten JUDAS PRIEST-Scheiben, wo der Stahl gemäß der reinen Lehre in Referenzklasse geschmiedet wurde und die für diese Spielart so lebenswichtigen Melodien nicht teutonisch-trocken im stumpf bollernden Double-Bass-Schlagzeugdonner untergingen. Früher war alles besser? In diesem Fall ist es leider so.

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