RAUNCHY: Velvet Noise

Endlich darf ich mal wieder als Laudator statt als Schlächterdrachen ran! Immer wieder verbinden RAUNCHY nämlich knallhartes Riffing und derbes, präzises Drumming mit plötzlich auftauchenden Hooklines und einer kalten, verzweifelten Atmosphäre, die an Dichte kaum zu übertreffen ist.

Ein kurzer Auftakt, und los bricht das Inferno! In bester Gene Hoglan-Manier ballert Drummer Morten Toft Hansen drauf los, die Gitarren sägen brutalstmöglich, und Sänger Lars Vognstrup schreit sich die Seele aus dem Leib. RAUNCHY gewähren einem keine langsame Einstimmung durch ein kurzes Intro oder solchen Firlefanz, sondern gehen gleich in die Vollen mit ihrem an STRAPPING YOUNG LADs Missetaten angelehnten, modern angehauchten Thrashmetal. Doch zugleich haben sie neben der groben Kelle auch ein äußerst exquisites Bündel überragender Melodien, die aus Songs wie dem Opener „Twelve Feet Tall“ echte Knaller machen, im Gepäck. Ein wenig kommen sie dabei auch in die Nähe von FEAR FACTORYs Meilenstein „Demanufacture“, heben sich aber jederzeit genügend von den erwähnten Vorbildern ab, um ein völlig eigenes Gesicht zu behalten…und das wohlgemerkt auf ihrem Debüt! Immer wieder verbinden sie knallhartes Riffing und derbes, präzises Drumming mit plötzlich auftauchenden Hooklines und einer kalten, verzweifelten Atmosphäre, die an Dichte kaum zu übertreffen ist. Arrangiert sind die Tracks nahezu perfekt, da ist kein Platz für Langeweile übrig. Jeden Moment bleibt man gespannt, wie es RAUNCHY nun wieder anstellen wollen, dem Song eine unerwartete und doch nahtlos passende Wendung zu verpassen. Und sie enttäuschen einen nie.

Ein besonders gutes Beispiel von neun auf „Velvet Noise“ enthaltenen guten Beispielen hierfür stellt „Tonight“ dar. Der Song beginnt mit einem schrägen Riff, um dann in einen treibenden Vers überzugehen, bevor eine von dezenten Keyboards untermalte, finster-melodische Bridge perfekt in den alle Pole des Songs in sich vereinenden Refrain überleitet, welcher sofort wieder in den leicht an eine brutalere Ausgabe von PRONG zu ihren Hochzeiten erinnernden Versriff umschlägt…und so geht es munter weiter, bevor der Song nach gerade mal stark drei Minuten zu Ende geht. Wenn dieser Track mal nicht die Definition von „auf den Punkt gebracht“ darstellt! Im weiteren Verlauf des Albums kommen mit „Leech“ und „This Is Not An Exit“ auch zwei ausladendere Songs mit dem Hauptgewicht auf den sphärischen Elementen im Sound von RAUNCHY zur Geltung, wobei die nötige Härte sich jedoch immer wieder mit ins Lied mogelt. Einzig der Bonustrack „Never Be“ fällt ein wenig aus dem Rahmen, da er wohl erst in der Zeit zwischen dem eigentlichen Veröffentlichungstermin („Velvet Noise“ sollte zunächst über Gutter Records vertrieben werden, bevor sich dann jedoch Nuclear Blast die Vertriebsrechte für dieses Hammeralbum sicherten) entstanden zu sein scheint. Irgendwie kommen in ihm nicht die gleiche Dichte, die gleiche Spannung zur Geltung wie in den eigentlich für das Album vorgesehenen Tracks, zumal „This Is Not An Exit“ als Abschlusslied kaum zu übertreffen war. Trotzdem ist „Velvet Noise“ nach längerem mal wieder ein Album, für das ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen kann. Da wird es der gute Devin Townsend wirklich verdammt schwer haben, mit der kommenden STRAPPING YOUNG LAD-Scheibe seine musikalischen Sprösslinge zu übertreffen! Und das sage ich als großer Fan des kanadischen Mr Geheimratsecke…

Veröffentlichungsdatum: 19.08.2002

Spielzeit: 51:44 Min.

Line-Up:
Lars Christensen – Gitarre

Lars Vognstrup – Gesang

Jesper Tilsted – Gitarre

Jesper Kvist – Bass

Morten Toft Hansen – Schlagzeug

Produziert von Jacob Hansen
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.raunchy.dk

Tracklist:
Twelve Feet Tall

Bleeding

Drive

Tonight

Leech

My Game

Crack Of Dawn

Out Of Sight

This Is Not An Exit

Never Be

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