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INFINIGHT, IMPACT 36: Garage – Kleiner Club, Saarbrücken, 15.08.2015

Treibende Drums trafen auf schnittiges Riffing. Dazu kam noch kräftiger Gesang und im richtigen Moment eine Prise Eingängigkeit. So macht Power Metal Spaß!

Das saarländische Metal-Urgestein INFINIGHT lud zur Präsentation seines neuesten Albums Apex Predator in den gemütlichen kleinen Club der Garage. Gut 100 Leute folgten dem Ruf und füllten den Laden ordentlich. Vorab gab es recht heftige Kost von IMPACT 36, die sich irgendwo zwischen modernem Metal mit Grooves und Death-Thrash-Gesang auf der einen Seite, sowie progressiven Parts und cleanem Gesang auf der anderen Seite einpendelte. Die Show wurde von bärtigen Frontmann Daniel Zimmer und zwei im Gleichschritt agierenden Gitarristen neben ihm dominiert. Musikalisch mischte sich allerdings immer wieder Keyboarder Jochen Huppert ein – nicht durch Tastengeräusche, sondern durch kraftvollen Gesang, der auch einer Band wie DREAM THEATER gut stehen würde. Im Mixtempo angesiedelt klangen die einzelnen Songs manchmal etwas konturlos. Dabei war der Klang sehr gut ausgesteuert, wenn man von den leisen Keyboards einmal absieht. Ein zweiter Makel war der ruhige Schlagzeuger Fabian Scheid. Musikalisch trat er kräftig in diverse Hintern, keine Frage. Nur beim Zuschauen wirkte sein Gesichtsausdruck dermaßen unspektakulär, dass mir beinahe die Füße einschliefen. Erst bei A New State Of Mind konnte mich das Songmaterial begeistern. Der Auftritt war sicher eine gelungene Einstimmung, was nicht zuletzt von der eingeforderten Zugabe unterstrichen wurde. Für einen traditionell geprägten Metal-Fan wie mich war die Kost jedoch einen Tick zu modern.

Wesentlich besser gefiel mir dann die Stilbreite von INFINIGHT, die mit Council Of Fools einen flotten Einstieg hinlegten. Treibende Drums trafen auf schnittiges Riffing. Dazu kam noch kräftiger Gesang und im richtigen Moment eine Prise Eingängigkeit. So macht Metal Spaß! Anschließend wurde es mit Creator Created und Enforcer (The Fire Deep Inside) etwas melodischer. Nach dem rockigen Hideaway kamen einige weitere neue Songs, denen bisweilen die schlüssigen Melodien und die fetzige Leidenschaft fehlte. Erst bei Electrolita gab es wieder die nötige Eingängigkeit, die einen gleich beim ersten Hören des Stücks mitreisst. Die griffige Speed-Nummer The Vision verdeutlichte dann das Problem einiger anderer Songs: Die Refrains enthielten jede Menge Wörter bzw. viele Sätze. Nach einer Überdosis neuer MAIDEN-Refrains mag das reizvoll klingen. Im Publikum jedoch sprang der Funke nur sporadisch über. Trotz der ansonsten zurückhaltenden Publikumsreaktionen herrschte eine ausgelassene Stimmung vor wie auf der Bühne.

INFINIGHT

Die fünf Musiker, die seit der Bandgründung vor 14 Jahren in der gleichen Besetzung spielen, wirkten anfangs zwar noch etwas nervös. Besonders bei der Smartphone-gesteuerten Freischaltung der neuen Homepage kam der Schweiß nicht nur von der Bewegung und der Hitze der Scheinwerfer. Im Laufe des Auftritts wurden INFINIGHT dann lockerer, und bei der Uptempo-Hymne Here To Conquer taute schließlich auch das Publikum auf. Als Gastsänger half hier Oliver Pitsch (HELLOWED), der später bei der Zugabe Goodbye, Cruel World ein zweites Mal zum Einsatz kam. Nach über einer Stunde voller kräftiger Power-Metal-Songs sorgte die Akustik-Ballade Conquer Your Heart für Abwechslung, bevor der Longtrack Beyond The Apex als letzter neuer Song das reguläre Set beendete.

INFINIGHT

Die Entscheidung, das komplette neue Album ins Programm zu nehmen, obwohl es erst am Tag des Auftritts erschien, kann man sicher kritisieren. Gleichzeitig war der Auftritt nicht nur musikalisch überzeugend, sondern wirkte auch optisch frisch. Und weil es Heavy Metal war, brauchte man nicht unbedingt jeden Song vorher fünfmal unterm Kopfhörer studieren. Man konnte einfach so den Kopf schütteln und das Getränk seiner Wahl trinken. Die Soli, die Tempowechsel und der starke, nicht zu hohe Gesang machten auch die schwächeren Songs interessant. Den Vergleich mit Bands wie TAD MOROSE, CIRCLE II CIRCLE oder den thrashigeren BRAINSTORM brauchen INFINIGHT nicht zu scheuen. Und was die Begleitumstände betrifft (exzellent ausgesteuerter Sound, 5 Minuten Heimweg zu Fuß, fanfreundliche 7 Euro Abendkasse), war der Abend entspannter und angenehmer als es ein Wackenbesuch je sein kann.

Setlist INFINIGHT:

  1. Council of Fools
  2. Creator Created
  3. Enforcer (The Fire Deep Inside)
  4. Hideaway
  5. Masks
  6. As Time Goes By
  7. Apex Predator
  8. Electrolita
  9. The Vision
  10. Everdown
  11. The Hundred Thousand Kingdoms
  12. Here to Conquer
  13. Conquer Your Heart
  14. Beyond the Apex
  15. Goodbye, Cruel World (Zugabe)
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