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BLIND GUARDIAN: A Night At The Opera

Es klingelt, schreit, brummt, scheppert, summt, bimmelt, trommelt, rifft, singt, tönt, kracht, läutet, hämmert, rauscht, donnert, klappert, klopft, dröhnt, schrammelt, flüstert und frohlockt. Bombastischer, orchestraler Powermetal, bei dem weniger vielleicht mehr gewesen wäre.

Es klingelt, schreit, brummt, scheppert, summt, bimmelt, trommelt, rifft, singt, tönt, kracht, läutet, hämmert, rauscht, donnert, klappert, klopft, dröhnt, schrammelt, flüstert und frohlockt. Die Rede ist von “A Night At The Opera”, dem inzwischen 7. Studioalbum der Krefelder Metal-Barden BLIND GUARDIAN. Bombastischer, orchestraler Powermetal wird hier 67 Minuten lang geboten. Der Band-eigene Stil wurde einmal mehr verfeinert, was in diesem Fall bedeutet, daß die Chöre noch bombastischer, die Songs noch komplexer und die Refrains noch eingängiger geworden sind.

Allerdings sind dies zugleich auch die größten Kritikpunkte an dem Album. Nur ganz selten singt Hansi Kürsch einmal, ohne daß gleich ein Chor mit einstimmt. Und das ist sehr schade, denn er ist inzwischen zu einem wirklich ausdrucksstarken Sänger gereift.

Der Opener “Precious Jerusalem” beginnt mit reichlich viel Schlagzeug (na, haben wir etwas viel SEPULTURA gehört?!) und besagten Chorgesängen. Vom Rest der Band ist wenig zu hören. Leider bleibt dies das ganze Lied über so. Wo früher die Harmonien im Vordergrund standen, dominiert jetzt der Rhythmus. Für Schlagzeuger hat das sicher seinen Reiz, denn was Thomen “The Omen” Stauch da vom Stapel läßt, ist mehr als beeindruckend. Aber richtig begeistern kann mich die ganze Sache trotzdem nicht.

Da ist zu viel hineingestopft!

“Battlefield” beginnt nach einem kurzen Intro (mit äußerst dämlichen Bongos) mit einem verdammt mitreißenden Duell zwischen Hansi und dem Chor. Im weiteren Verlauf schwächelt der Song allerdings etwas, da einfach zu viele unterschiedliche Teile hineingestopft wurden. Überhaupt gibt es kein einziges Lied, das die Bezeichnung Speedmetal verdient hätte. Das wäre zu verschmerzen, wenn Stücke wie “Sadly Sings Destiny” oder “The Soulforged” nicht erschreckend belanglos klängen. So komplex das Songwriting auch sein mag, in ausnahmslos jedem Lied kommt genau dreimal der Refrain vor. Und da BLIND GUARDIAN nach wie vor keine Progmetal-Band sind, werden die Stücke so ungewollt vorhersehbar. Zudem wäre ein Song wie “Under The Ice” auf “Follow The Blind” nicht weiter aufgefallen.

Zum Glück gibt es da aber noch “The Maiden And The Minstrel Knight”, eine pathetische Ballade mit einem klassischen Refrain und einprägsamen Melodien. “Wait For An Answer” hingegen überrascht mit einem Dur-Refrain, der meiner Meinung nach absolut nicht zur Band paßt. Zur Entschädigung gibt es dann noch “Age of False Innocence”, das zwar auch einige Längen enthält, aber durchaus zu gefallen weiß.

Es gibt einen Klassiker auf “A Night At The Opera”

“Punishment Divine” klingt wie der Zwillingsbruder von “Born In A Mourning Hall”, hinterläßt aber einen zwiespältigen Eindruck. Zum Abschluß erklingt “And Then There Was Silence”, das alle anderen Stücke auf dem Album überstrahlt und schon jetzt ein Klassiker ist. Jeder Versuch dieses 14-minütige Werk in Worte zu fassen ist von vornerein zum Scheitern verurteilt.

Die Texte wurden diesmal Tolkien-frei gestaltet. Allerdings sind sie ohne die Musik recht uninteressant, da es sich meist um Adaptionen literarischer Werke handelt, die sich auf die Passagen beschränken, in denen eben Dinge wie Krieg (“Battlefield”), Liebe (“The Maiden And The Minstrel Knight”) und noch mehr Krieg (“And Then There Was Silence”) vorkommen.

Überambitioniert, aber nicht schlecht

Fazit: Auch wenn viele Stücke überambitioniert klingen, ist “A Night At The Opera” beileibe kein schlechtes Album. Wer aber nicht auf überfrachtete Klangmonster steht, sollte die Finger von der Scheibe lassen. Die Fans werden sich die Nacht in der Oper ohnehin zulegen, obwohl die CD sicherlich einigen davon Verdauungsschwierigkeiten bereiten wird. Denn zu oft geht der rote Faden innerhalb der Songs verloren, als daß man das Album am Stück genießen könnte. Wer die Band (immer) noch nicht kennt, dem empfehle ich zum Einstieg eines der Vorgängeralben oder eben die “And Then There Was Silence”-Single.

Veröffentlichungsdatum: 4. März 2002

Spielzeit: 67:06 Min.

Line-Up:
Hansi Kürsch – vocals
Andre Olbrich – guitars
Marcus Siepen – guitars
Thomen “The Omen” Stauch – drums

Produziert von Charlie Bauerfeind
Label: Virgin Records

Homepage: http://www.blind-guardian.com

BLIND GUARDIAN A Night At The Opera Tracklist

1. Precious Jerusalem
2. Battlefield
3. Under The Ice
4. Sadly Sings Destiny
5. The Maiden And The Minstrel Knight
6. Wait For An Answer
7. The Soulforged
8. Age of False Innocence
9. Punishment Divine
10. And Then There Was Silence

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