REB BEACH: Masquerade

Der Saitenhexer beschränkt sich nicht nur auf Geschwindigkeitsrekordejagd beim Solieren, sondern greift auf "Masquerade" auch zum Mikro, was in ein bodenständiges, rockendes Album mündet.

Reb Beach ist in der Hard Rock-Szene alles andere als ein Unbekannter. Als kongenialer Widerpart zu Kip Winger und Don Dokken in deren Bands – eben WINGER und DOKKEN – konnte er sich einen Namen als Flitzefinger machen, und auch die von ihm entworfene Gitarre mit dem markanten Einschnitt am Tremolo ist wohl jedem schon mal bewußt oder unbewußt aufgefallen. Besonders faszinierend war bei ihm immer, wie er sich trotz überdurchschnittlicher Begabung den jeweiligen Songs unterordnete, ohne in den Hintergrund zu geraten. Live wurden er wie auch das Publikum mit saustarken Gitarrensoli belohnt, selbst der als nicht ganz einfach geltende Don Dokken räumte bei Gigs für fünf bis zehn Minuten das Spotlight für den Gitarrenmaestro aus Pittsburgh.

Nun steht zu befürchten, dass Reb auf seinem ersten Soloalbum frei von allen Co-Songwritern sich lediglich in Fiedelorgien ergehen würde, die über die volle Spielzeit einzig und alleine für gitarrofrickelophile Saitenquäler als Anschauungsunterricht taugen, jedem Normalsterblichen jedoch kaum mehr als ein müdes, überfordertes Gähnen entlocken würden. Reb Beach entzieht sich jedoch diesem baumelnden Damoklesschwert, indem er den Hauptakzent auf sauber arrangierte, direkte Hard Rock-Songs legt und sich nicht nur auf Geschwindigkeitsrekordejagd beim Solieren beschränkt, sondern auch das Mikro übernimmt, eine Aufgabe, die er durchaus gefällig meistert. Und so ist Masquerade ein raues, auf´s Elementare beschränktes Hard Rock-Album geworden, das zudem durch die interessante Rhythmusgitarrenarbeit wie auch die ungemein faszinierenden Soli veredelt wird. Reb beherrscht sein Instrument nicht nur auf dem Effeff, sondern geht quasi eine Symbiose mit ihm ein und entlockt den sechs Saiten äußerst abwechslungsreiche und emotionale Tonfolgen. Hieran zeigt sich die wahre Meisterschaft von Reb: Wo andere Gitarrenherogestalten Songs nur als Begleitwerk zu ihren ausufernden Soloeinlagen verstehen, schreibt Reb Songs wie das treibende Dark Places oder auch das eher traurige Bleed und verhilft ihnen mit Hilfe seiner einzigartigen Gitarrensprache zu wahrer Größe.

Der betont bodenständige Sound von Masquerade trägt dazu bei, dass das Album weit entfernt von den glatt polierten Scheiben von Bands wie eben WINGER und anderen auf mich immer leicht zahnlos wirkenden Acts anzusiedeln ist. Masquerade rockt und besticht in seiner Natürlichkeit, die leichte Schwächen im Songwriting ausgleicht. Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Platte trotz der vergleichsweise undominanten Stellung der Soli Rebs Ausnahmetalent ins Licht rückt und so manchen Nachwuchsgitarrero in Verzückung geraten lassen bzw. wahlweise auch der Verzweiflung nahebringen dürfte.

Veröffentlichungsdatum: 18.02.2002

Spielzeit: 50:19 Min.

Line-Up:
Reb Beach: Gesang, Gitarre, Klavier, Orgel

Tommy Bellin: Bass

Dave Throckmorton: Schlagzeug

Produziert von Reb Beach
Label: Frontiers/Point Music

Tracklist:
Dark Places

Masquerade

Ghost

Better Shade Of Gray

Bleed

Fanatic

Red

Sorrow Stained Eyes

Day Of The Eagle

Get Out And Walk

Love So True

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