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THE SKULL: For Those Which Are Asleep

THE SKULL sind zumindest aktuell die besseren TROUBLE, daran lässt "For Those Which Are Asleep" keinen Zweifel.

Mächtiges Eichhörnchen, war das ein Trouble um die TROUBLE-Geschichten. Das heilige Mitte-80er/früh 90er Triumvirat CANDLEMASS/SOLITUDE AETURNUS/TROUBLE brachte jeden Fan in den positiven Wahnsinn, wenn man eher den Metal-orientierten Doom verehrte als den der kauzigeren Kollegen wie SAINT VITUS oder PENTAGRAM – die man natürlich trotzdem liebte! Der Stilwandel von TROUBLE vom doomigen US-Metal über lockeren Gute Laune-Doom zum kraftvollen Flower Power-Rock mit Psychedelic-Touch und nur noch sporadischen Doom-Anleihen wurde von den Fans treu begleitet. Dann steigt 2008 Frontmann Eric Wagner (LID, BLACKFINGER) aus, weil er keinen Bock mehr hat auf das permanente Tourleben, Drummer Oly Olson (RETRO GRAVE, Keyboards bei IN-GRAVED, begeisterter Bierbrauer) folgt kurz danach. Langzeit-Basser Ron Holzner hatte die Band bereits sechs Jahre vorher verlassen, um mit DEBRIS INC. krachigen Rock und mit EARTHEN GRAVE tolle Musik zu machen. TROUBLE treten seither auf der Stelle, Sänger Kory Clarke (WARRIOR SOUL, MOB RESEARCH) kommt bei den Fans nicht an, auch die nachgerüsteten Musiker von WET ANIMAL, der Band von Gitarrist Rick Wartell während der Ruhezeit im Hause TROUBLE, sind vielleicht nicht der rechte Griff. Ungeachtet dessen haben die Power-Doomer um das Gitarren-Duo Wartell/Franklin mit dem neuen Sänger Kyle Thomas (EXHORDER, FLOODGATE, ALABAMA THUNDERPUSSY) im letzten Sommer mit The Distortion Field ein ordentliches Album abgeliefert, dass die Fans der Band aus Chicago zumindest zufriedenstellte.

Was das alles mit THE SKULL zu tun hat? Nun, ohne diese Vorgeschichte würde es diese Band in dieser Form wohl kaum geben. Parallel zum Neuanfang bei TROUBLE machte die Nachricht die Runde, Wagner, Olson und Holzner hätten eine neue Band, die sich nach dem legendären zweiten TROUBLE-Album benannt hat, THE SKULL. Passend spielte man mit zwei Gitarristen hauptsächlich Songs der ersten beiden TROUBLE-Alben und andere Bandklassiker. Kurz war auch Ur-TROUBLE-Basser Chuck Robinson als Gitarrist dabei. Nun scheint sich das Lineup stabilisiert zu haben mit Gitarrist Lothar Keller (SACRED DAWN, DIVINITY COMPROMISED) und Ex-PENTAGRAM/THE GREAT UNKNOWN-Gitarrist Matt Goldsborough, und nach zahlreichen gemeinsamen Gigs – auch bei uns auf einigen Festivals – steht nun das Debütalbum For Those Which Are Asleep an. Entsprechend groß ist die Spannung bei den TROUBLE-Maniacs. Wird die Band halten können, was sie versprochen hat?

Tja, wie soll eine Band schon im Voraus keine Sympathiepunkte sammeln mit Menschen an Bord wie Ron Holzner, dem vielleicht knuffigsten Typen im gesamten Doomzirkus, oder Drummer Oly mit seiner bezaubernden Frau Leigh, Matt Goldsborough, wenn man ihn mit PENTAGRAM auf der Bühne gesehen hat. Hm, Frontmann Wagner kenne ich nur von stets schlechtgelaunten Auftritten, aber vielleicht hab ich nur die falschen Tage erwischt. Die sind mit diesem Album schnell vergessen! Klassischer kann man dieses Album kaum eröffnen, zäh drückt sich ein schweres Riff aus den Boxen, um dann einem typischen TROUBLE-Power-Groove zu weichen, der vor den heimischen Boxen und auch garantiert live sofort für gepflegtes Doom-Dancing sorgt. Nicht nur bei der melancholischen Bridge denkt man schnell an die 90/92er Alben Trouble und Manic Frustration. The Touch Of Evil bleibt schön schwerfällig und ist dabei sehr catchy, Sick Of It All spielt geschickt mit zähestem Doom und dem Flower Power-Touch späterer Alben, nimmt dann dezent Fahrt auf. Mal wird es psychedelisch ruhig (The Door), mal sonderbar wenn das recht knackige Send Judas Down träge ausgebremst wird. Till The Sun Turns Black wird ohne jeden Zweifel ein Live-Hit, wer soll da stillsitzen können bei dem eindringlichen Groove, wie auch beim treibend durchstartenden Sometime Yesterday Mourning? Der Titelsong beginnt recht LED ZEPPELIG, freudige Erinnerungen an frühe TROUBLE-Demozeiten werden wach beim knackig präsentierten Oldie The Last Judgement. Die Songs decken grob die gesamte TROUBLE-Historie ab, wobei man doch weitestgehend eher nach TROUBLE Anno 90/92 klingt als nach den ersten zwei Metal-Alben. Nicht jeder Song haut einen total um, als TROUBLE-Fan wird man aber absolut bedient. Eric Wagner bewegt sich sicher in den tieferen Tonlagen, die hohen Töne hat er ja schön länger abgelegt. Mr. Olson hat immer den optimalen Beat parat, Ron Holzner schiebt sich immer mal mit verspielten Bassläufen hervor, das Gitarrenduo bewegt sich gerade bei den Leads noch zu nahe an den typischen TROUBLE-Duellen, sind dabei aber nicht so magisch harmonierend wie das Duo Wartell/Franklin, das in diesem Genre eh unerreichbar bleibt. Hier und da mogeln sich schon neue Elemente durch, mal ein PENTAGRAM-Riff, mal ein Hauch Classic-Rock, mehr davon bitte! Der Sound ist passend fett, das Digipack bringt noch ein kleines Bandposter mit und die bei Wagner wie immer lesenswerten Texte. Mag sein, dass sich der Frontmann mit BLACKFINGER etwas in die TROUBLE-Richtung bewegt hat, hier aber wird man als Fan der Chicagoer Doom-Helden voll bedient.

THE SKULL sind zumindest aktuell die besseren TROUBLE, daran lässt For Those Which Are Asleep keinen Zweifel. Hier spürt man die Energie der großen TROUBLE-Alben deutlicher durchschimmern als beim letzten TROUBLE-Album, das natürlich auch nicht wirklich schwach war. Permanent steht die Gewissheit im Raum, dass THE SKULL mit dem grandiosen Gitarren-Duo Wartell/Franklin die einzigen TROUBLE sein können, aber von dem Gedanken muss man sich wohl verabschieden. Davon abgesehen machen THE SKULL eigentlich alles richtig, müssten sich aber deutlicher von den unvermeidbaren TROUBLE-Verweisen lösen, um nicht permanent als neue TROUBLE angesehen und verglichen zu werden. TROUBLE selbst hingegen müssen schon mächtig nachlegen, um mit THE SKULL auf einem Level zu fahren. Es bleibt also spannend, auch oder gerade weil beide Bands – auch dank dem Bindeglied Oly Olson – ein respektvolles Verhältnis zueinander haben und sich frei von Missgunst begegnen.

Veröffentlichungstermin: 07.11.2014

Spielzeit: 49:25 Min.

Line-Up:
Eric Wagner – Vocals
Lothar Keller – Guitar
Matt Goldsborough – Guitar
Ron Holzner – Bass
Jeff Oly Olson – Drums, Keyboards

Produziert von The Skull
Label: Tee Pee Records

Homepage: http://theskullusa.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/troubletheskull

Tracklist:
1. Trapped Inside My Mind
2. The Touch Of Reality
3. Sick Of It All
4. The Door
5. Send Judas Down
6. A New Generation
7. Till The Sun Turns Black
8. For Those Which Are Asleep
9. Sometime Yesterday Mourning
10. The Last Judgement

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