AMERICAN DOG: Neanderthal

"Neanderthal" macht richtig Spaß, wenn man dreckigen Kick Ass-Rock mag.

Hach ist das schön, dass es Bands gibt wie AMERICAN DOG aus Columbus/Ohio, die nicht Everybodies Darling sein wollen, sondern einfach mit Leidenschaft knackige Rockmusik machen, ohne nach Zeitgeist, Radioairplay oder gar Trends zu schauen. Irgendwie hält sich das Gefühl, die Band müsste eigentlich aus Australien kommen, wenn auch nicht mehr so stark wie beim Vorgänger Poison Smile.  

Neu im Rudel ist mit Vinnie Salvatore ein zweiter Gitarrist, der super zu Steve Theado passt und den Gesamtsound natürlich voller macht. Das wird der live sehr aktiven (neben sechs Studioalben gibt es bereits drei Live-Scheiben) und immer wieder auch bei uns tourenden Band auch auf der Bühne sicher gut tun. Auch geht die Band auf dem neuen Album bei manchen Songs überlegter ran und geht innerhalb der Songs abwechslungsreicher vor. Zudem geht man auch recht bluesig zur Sache. Aber keine Angst, AMERICAN DOG sind immer noch, wofür man sie liebt – oder eben nicht. Musikalische Feingeister werden schnell das Weite suchen, nicht nur wegen der heranstürmenden Horde Neanderthaler auf dem Cover, das perfekt passt und von Frank Frazetta stammt, der auch für andere tolle Klassiker-Cover verantwortlich ist wie von z.B. MOLLY HATCHET mit den ersten fantastischen Alben. Wie diese wilden Urzeit-Menschen mit ihren fetten Knüppeln vermöbeln uns die Amis mit dem knackigen Opener Carnivore, als Vegetarier krieg ich echt voll Angst! Sie sind immer noch räudig, es klingt nach Dreck unter den Fingernägeln, nach muffigem Proberaum und Gigs in schmierigen Kneipen. Passend zur dreckigen Musik gibt es dreckige Texte, auch die punkigen Anleihen sind wieder dabei. Who She Killing, wieder mal Aussie-Rockig, immer willkommen, wenn sie Popo treten wie bei Dirty Fun oder dem schnellen Start To Bleed. Mit dem Titelsong zitiert man dezent den Motorcity Madman TED NUGENT, liefert auch gleich noch eine kraftvolle Coverversion seines Dog Eat Dog vom 76er Album Free For All, dass ohne Zweifel in jede Rocksammlung gehört. Hinhörer des Albums sind aber vor allem die beiden längeren Songs. Sun Won´t Shine ist ein cool swingender Blues mit Slideguitar und Wüstenstaub, der später in einen ZZ TOP-Boogie-Groove einsteigt und jeden Freund der Rauschebärte sofort das Tanzbein schwingen lässt. Das konnte man allerdings auch beim ebenfalls bluesigen Schunkelrocker We Ain´t Gonna Not Get Drunk Tonight kaum vermeiden, MÖTLEY CRÜE zu Girls, Girls, Girls-Zeiten, nur ohne Haarspray und Nagellack, hier gibt es Schweiß und eine fette Bierfahne. Erwähnte ich, dass man auch beim punkigen Stuck In The Mud nicht stillsitzen kann? Der Groove vom ebenfalls überlangen Rausschmeißer ist wieder bluesig packend, das Riff so albern, dass man nur Schmunzeln kann, da macht sich auch ein Hauch von Southern-Rock breit.

Die Gitarrenarbeit auf dem Album ist auf den ersten Blick so simpel, und genau damit machen es die Herren richtig. Dass sie mehr können als nur platt zu Rock`n´Rollen, das hört man sofort, aus einfachen Mittel so coole Musik zu machen, da muss man schon wissen, wie das geht. Die Rhythmsection drückt ordentlich, auch der Sound von Bass und Drums kommen kraftvoller als auf dem Vorgänger. Aushängeschild bleibt aber weiterhin die Stimme von Basser Michael Hannon (DANGEROUS TOYS, SALTY DOG), herrlich rau, rotzig, versoffen, ungeschönt, schmuddelig, erinnert immer mal etwas an den jüngeren ALICE COOPER.

AMERICAN DOG´s Neanderthal macht richtig Spaß, wenn man dreckigen Kick Ass-Rock mag. Noch eine Ecke besser als der Vorgänger, trotz dem breiteren Einzug von bluesigeren Songs auch härter. Wer Bands mag wie die NASHVILLE PUSSY, an die man schnell denkt und deren letztes Album AMERICAN DOG locker toppen, aber auch ZZ TOP, TED NUGENT oder auch rockige MOTÖRHEAD (deren Duett mit GIRLSCHOOL Please Don´t Touch man mit den schwedischen Rockmiezen CRUCIFIED BARBARA gecovert hat), der hat ne klare Empfehlung für den Einkaufszettel.

AMERICAN DOG & CRUCEFIED BARBARA: Video Please Don´t Touch bei Youtube

Veröffentlichungstermin: 19.07.2014

Spielzeit: 47:13 Min.

Line-Up:
Michael Hannon – Bass, Lead Vocals
Steve Theado – Guitars, Backing Vocals
Vinnie Salvatore – Guitars, Backing Vocals
Michael Hazard Harris – Drums

Label: Bad Reputation

Homepage: http://www.americandog.us

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/americandog.us

Tracklist:
1. Carnivore
2. Who´s She Killing
3. Dirty Fun
4. Sun Won´t Shine
5. Neanderthal
6. Stuck In The Mud
7. We Ain´t Gonna Not Get Drunk Tonight
8. Dog Eat Dog  
9. Start To Bleed
10. Devil Inside

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