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GOLEM: Eternity – The Weeping Horizons / The 2nd Moon [Re-Release]

Eine schöne Wiederveröffentlichung zweier Tech-Death-Raritäten aus den Neunzigern.

Dreamweaver war eines der besten Death Metal-Alben des Jahres 2004, ich wage sogar zu behaupten, dieses sträflich vernachlässigte Juwel war einer der besten Genrebeiträge der letzten Dekade. Und, wer erinnert sich daran? Ach ja, es ist eine Schande. GOLEM selbst waren aber auch nicht gerade mit Feuereifer dabei, dieses Album zu promoten, keine Touren, erst recht kein Nachfolger, nichts. Wenigstens stehen sie zu ihrem Hang zur Prokrastination und werden nicht zu einer Karikatur ihrer selbst wie NECROPHAGIST, sie verzichten lieber auf halbseidene, vollmundige Ankündigungen. Lassen wir uns einfach überraschen, was GOLEMs Zukunft bringt und ob sie überhaupt stattfinden wird. Aber hier geht es ja nicht um die Zukunft der Death Metal-Band. Im Gegenteil, wir bewegen uns viele Jahre in die Vergangenheit. Verdeutlichen wir wie folgt: Wären Eternity – The Weeping Horizons und The 2nd Moon GOLEMs Kinder, Album Nummer eins wäre nun volljährig, das Zweitwerk dürfte nun immerhin Bier trinken. Dass diese beiden kleinen Juwelen wieder erhältlich sind, ist lange überfällig.

Die schlechte Nachricht zu Beginn: Es war nicht gerade next level, was GOLEM in ihrer frühen Phase boten. Aber das technische, nicht selten melodiöse, oft sehr brutale und manchmal sogar bizarre Album Eternity – The Weeping Horizons zeigte schon 1996, dass Death Metal mehr sein konnte als ein bloßer Abklatsch von CARCASS, deren Brutalität GOLEM besaßen, oder DEATH, an denen man sich in Sachen Technik und Verschrobenheit bediente. Wirklich große Nummern bietet Eternity – The Weeping Horizons nicht, der Gesamteindruck ist aber auch heute sehr positiv. Das Album hat einen guten Fluss, Songs wie das thrashige Mental Force, rasante Nummern wie Dedication, Incarnated Beast und langsamere Stücke wie Emotionally Astray und The Fall erzeugen einen ordentlichen Gesamteindruck. GOLEM konnten schon damals eindeutig mehr als nur prügeln.

The 2nd Moon ist die logische Weiterentwicklung des Debütalbums, es ist flüssiger, gewitzter, konsequenter, durchdachter, epischer. Departure ist schnell, heavy und recht komplex, das folgende The Shortening Of The Way und God Emperor sind weit langsamer und sehr mächtig. So spielt The 2nd Moon mit Gegensätzen, folgt musikalisch stets einem roten Faden, schießt aber hier und da über das Ziel hinaus und hat ein paar Längen, wie Heretics, das nur halb so lange hätte sein dürfen. Zudem wirkt Renewal durch zu abrupte Übergänge etwas holprig. Grundsätzlich präsentieren sich GOLEM aber als gereifte, souveräne Band, die mehr Wert auf gutes Songwriting als auf irre Technik legt. Puristen finden dennoch wohl keinen Gefallen an diesem spannenden Album, das nach wie vor sehr von DEATH, aber auch von ATHEIST beeinflusst ist. Insgesamt ist The 2nd Moon etwas weniger brutal und rasant als sein Vorgänger, aber definitiv nicht schlechter.

Spielerisch gibt es weder an Eternity – The Weeping Horizons noch an The 2nd Moon etwas auszusetzen, gerade die Gitarrenarbeit ist sehr stark, das Drumming ist unspektakulär aber solide, nur der Gesang hätte mehr Abwechslung vertragen. Produziert sind zwar beide Alben durchaus anständig, aber gerade das Debüt profitiert von Dan Swanös gutem Händchen für Death Metal – da kann das selbst produzierte The 2nd Moon nicht mithalten. Für die Neuauflage wurde der Musik ein neues Mastering verpasst, so dass alles angenehm wuchtig klingt. Das neue Artwork überzeugt nur teilweise, das Booklet verzichtet auf Liner Notes und sentimentale Geschichten aus den Neunzigern. GOLEM lassen erfreulicherweise nur die Musik sprechen, das alles hätte nur etwas weniger retro gestaltet werden dürfen. Insgesamt ist diese Wiederveröffentlichung sehr gelungen, bietet knapp anderthalb Stunden sträflich vernachlässigten, beinahe vergessenen Death Metal. Wer auf Entdeckungsreise gehen will, eine Rarität des Tech-Death der Neunziger kennen lernen will oder seine Sammlung vervollständigen möchte braucht nicht zu zögern. Fazit: Ein schöner Trip in die glorreichen Neunziger und den damals so wilden Death Metal-Underground.

Veröffentlichungstermin: 4. April 2014

Spielzeit: 42:50 + 43:18 Min.

Line-Up:
Eternity – The Weeping Horizons:
Andreas Hilbert – Guitars, Vocals
Michael Marschalk – Drums
Rico Spiller – Bass

The 2nd Moon:
Michael Marschalk – Drums
Carsten Mai – Lead Guitar
Rainer Humeniuk – Nass
Andreas Hilbert – Lead Guitar, Vocals

Label: FDA REKOTZ

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Alghanor

Tracklist:
CD1 (Eternity – The Weeping Horizons):
1. Throne Of Confinements
2. Mental Force
3. In My Favourite Darkness
4. Dedication
5. Emotionally Astray
6. Incarnated Beast
7. Message From The Past
8. The Fall
9. Reflections Of Eternity

CD2 (The 2nd Moon):
01. The Wanderers
02. Departure
03. The Shortening Of The Way
04. Heretics
05. Old Father Eternity
06. God Emperor
07. Honoured And Hated
08. Renewal
09. The 2nd Moon

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