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IDES OF GEMINI: Old World, New Wave

Ätherischer und origineller Doom aus der neuen Welt. IDES OF GEMINI waren auf ihrem Debütalbum trotzdem besser.

Die alte Welt hat es IDES OF GEMINI angetan, vielleicht gerade weil sie aus der neuen Welt stammen. Die Doom Metal-Band aus Los Angeles blickte vor zwei Jahren mit ihrem hervorragenden Debütalbum nach Constantinople, der Titel von Album Nummer zwei ist nicht weniger verheißungsvoll: Old World, New Wave heißt es und die Umbruchstimmung des Titels lässt sich in der Musik zumindest ein wenig erfühlen. IDES OF GEMINI wirken wie Geschichtenerzähler, die über den Ereignissen stehen, mehr noch: Es scheint, als würden sie bis zu einem gewissen Grad die Geschicke der Protagonisten selbst lenken. Es ist eine seltsame Alchemie, die Old World, New Wave innewohnt.

Trotzdem ist Old World, New Wave kein ähnlich durchschlagender Erfolg, wie Constantinople. Und das obwohl IDES OF GEMINI auf den ersten Blick alles richtig gemacht haben: Mehr Abwechslung in den Songs, eine stellenweise aggressivere Herangehensweise, dennoch unheimliche Melodien, eine seltsam esoterische Atmosphäre, ausgekleidet von tristen Riffs, darüber der rituell wirkende Gesang von Sera Timms. Ein schlechtes Album ist Old World, New Wave nicht, aber es strahlt nicht dieselbe Faszination wie sein Vorgänger aus. Ein Starless Midnight, das den Hörer geradezu atemlos zurücklässt, gibt es nicht, immerhin aber ein paar bemerkenswerte Songs: Das knapp siebenminütige White Hart ist schier zeremoniell, The Chalice & The Blade und Scimitar sind geheimnisvoll schön. Aber IDES OF GEMINI können auch anders: Black Door ist ein fast punkiger Auftakt für das Album, Fememorde strahlt unter der Tristesse seiner Riffs eine gewisse Bosheit aus.

Daneben stehen einige gute, einige eher belanglose Stücke, Seer Of Circassia, The Adversary und Valediction sind leider nicht viel mehr als Füllstoff. Gerettet werden diese Ausrutscher dennoch durch den atemberaubenden Gesang von Sera Timms. Auch das Riffing, auf dem große Teile der Songs aufbauen, hat in seiner düsteren Tristesse einige Finessen parat. Die unheimlich wirkende Produktion mit viel Hall wirkt vage und geheimnisvoll – das vermutlich zu wenigen Bands wirklich passt, IDES OF GEMINI wird dieser Sound allerdings auf den Leib geschneidert. Nicht nur deshalb sind die drei US-Amerikaner auch sehr originell und einzigartig. Das Fazit aus der alten Welt lautet: Tatsächlich wird Old World, New Wave mit jedem Hören besser und faszinierender, ist aber weit von der Klasse des Debüts Constantinople entfernt. Wer dem ätherischen Doom von IDES OF GEMINI schon zum Debüt erlag, sollte dennoch auf Entdeckungsreise gehen.

Veröffentlichungstermin: 19. September 2014

Spielzeit: 38:34 Min.

Line-Up:
Sera Timms
J. Bennett
Kelly Johnston

Label: Neurot Recordings

Homepage: http://www.idesofgemini.com/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/IdesofgeminI

Tracklist:
1. Black Door
2. The Chalice & The Blade
3. Seer Of Circassia
4. White Hart
5. May 22, 1453
6. The Adversary
7. Fememorde
8. Valediction
9. Scimitar

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