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PALLBEARER: Foundations Of Burden

Wer seine Liebe zum Doom Metal (neu) aufflammen sehen will, braucht dafür genau ein Album. Und zwar dieses.

Weltschmerz, oh Weltschmerz, wie leicht hast du es in diesen trüben Tagen. Aber wer Schmerz spürt, kann auch Stolz fühlen. PALLBEARER erheben die Melancholik zur Charakterstärke. Mit Sorrow And Extinction gelang ihnen ein Überraschungserfolg, Fondations Of Burden beweist nun, dass die US-Doom Metal-Band gerade erst loslegt. In einer Zeit, in der traditioneller Doom im Schatten der extremen Auswüchse des Genres steht, ist ein poetisches Album wie Foundations Of Burden Balsam für die Seele, und mehr noch: Es reißt das verwitterte Image des Doom Metal heraus aus dem letzten Jahrhundert und lässt die Stilistik im Hier und Jetzt ankommen. Das mag vielen Traditionalisten des Genres nicht gefallen, weil ja früher angeblich alles besser war, aber selbst diese Zeitgenossen dürfen einsehen, mit welcher Intensität und Qualität PALLBEARER ihre Szene aufmischen.

Die Riffs zermalmen finster und bedrückend eine knappe Stunde lang den Hörer, bauen Meterhohe Klangwände auf, grau und todtraurig. Als Gegenstück zu dieser kunstvoll-bodenständigen Tristesse gibt es Melodien von solcher Epik, Harmonien von derartiger Schönheit zu hören, dass PALLBEARER wunderbar mehrdimensional wirken. Eindeutig, Foundations Of Burden ist ein dunkles Ying-Yang. Und es ist ein Album mit enormer Durchschlagskraft. Von Billy Anderson typisch roh und ausgezeichnet heavy produziert, vergraben sich PALLBEARER nicht in ihrer Düsternis, sie gehen offensiv auf den Hörer zu, distanzieren sich nicht von ihm. Doch nicht nur das macht Foundations Of Burden so besonders, lässt es so intim und intensiv wirken.

PALLBEARER haben nämlich ein erstaunlich sicheres Händchen fürs Songwriting. Die sechs monolithischen Stücke auf Foundations Of Burden sind weder zu melodisch noch zu roh, sie finden die richtige Mischung aus Zugänglichkeit und Verschrobenheit. Foundations findet erst in der zweiten Hälfte nach einer tristen Riffsammlung in ein grandioses, unwahrscheinlich episches Finale – und gefällt gerade deshalb so gut. Auch Watcher In The Dark, The Ghost I Used To Be und das abschließende Vanished offenbaren unter Bergen von Riffs plötzlich Glanz und Gloria. Vermutlich hätten PALLBEARER relativ problemlos ein Album schreiben können, das nur aus solchen melodiösen, bildschön melancholischen Momenten besteht, ohne der rauen, bitteren, unbequemen Seite wäre diese Musik aber nur halb so schön. Die pure Freude an der Traurigkeit klappt nur im kurzen Stück Ashes, das aus den warmen Klängen eines Rhodes und Gesang besteht.

Foundations Of Burden klingt sehr direkt, es hat eine raue und eine brachiale Schale, darunter ist ein Reichtum an Klängen versteckt. Außerdem schafft es die Band, sich durch ausgezeichnete Gitarrenarbeit, gefühlvoll melodischen, unprätentiösen, oft mehrstimmigen Gesang und wuchtiges Drumming als bodenständig zu präsentieren – im besten Sinn des Wortes. Das bizarre Artwork deutet indes schon an, dass PALLBEARER abstrakte sind, was den Gesamteindruck von Foundations Of Burden schön erweitert. Wer seine Liebe für Doom Metal neu aufflammen sehen will, der braucht dafür genau ein Album. Und zwar dieses. Ansonsten ist Freunden von 40 WATT SUN und TROUBLE auch PALLBEARERs Zweitwerk schwer ans Herz zu legen, wer einen bittersüßen Soundtrack für den schweren Herbst mit all seinem Weltschmerz braucht, könnte mit Foundations Of Burden nicht besser liegen. Prädikat: Wow.

Veröffentlichungstermin: 22. August 2014

Spielzeit: 54:51 Min.

Line-Up:
Brett Campbell – Lead Vocals, Guitar
Devin Holt – Guitar, Vocals
Joseph D. Rowland – Bass, Piano, Rhodes, Analog Synthesizer, Vocals
Mark Lierly – Drums

Produziert von Billy Anderson
Label: Profound Lore Records

Homepage: http://pallbearerdoom.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/pallbearerdoom

Tracklist:
1. Worlds Apart
2. Foundations
3. Watcher In The Dark
4. The Ghost I Used To Be
5. Ashes
6. Vanished

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