KING DIAMOND: Biophilographie

Der Versuch, innerhalb einer knappen Stunde Interviewzeit so etwas wie eine KING DIAMOND-Biographie zu erstellen, war ja im Grunde genommen von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Denn zum einen hat der King in seinem Leben schon zu viel erlebt, und zum anderen ist es ja eine altbekannte Tatsache, dass der Däne nicht mehr zu bremsen ist, wenn er erst einmal ins Philosophieren gerät. Und genau an dem Punkt angelangt war recht schnell klar, dass ein großer Teil der Geschichte um KING DIAMOND viel zu kurz kommen würde. Dennoch lieferte uns der King einmal mehr genug interessanten Lesestoff…

Der Versuch, innerhalb einer knappen stunde Interviewzeit so etwas wie eine KING DIAMOND-Biographie zu erstellen, war ja im Grunde genommen von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Denn zum einen hat der King in seinem Leben schon zu viel erlebt, und zum anderen ist es ja eine altbekannte Tatsache, dass der Däne nicht mehr zu bremsen ist, wenn er erst einmal ins Philosophieren gerät. Und genau an dem Punkt angelangt war recht schnell klar, dass ein großer Teil der Geschichte um KING DIAMOND viel zu kurz kommen würde. Dennoch lieferte uns der King einmal mehr genug interessanten Lesestoff…

KING DIAMOND wurde am 14. Juni 1956 als Kim Bendix Petersen in Kopenhagen/Dänemark geboren. Seine Kindheit verlief nicht wirklich so, wie Außenstehende es vielleicht von dem Satanisten erwarten würden. Letzen Endes war sie harmonischer, als es einige Leute sicher gerne sehen würden. Ich hatte eine großartige Kindheit. Meine Eltern waren immer sehr offen. Sie haben mich nicht gezwungen dies oder jenes zu tun, wie es wohl oft bei anderen Kindern der Fall ist. Sie zwangen mich nicht in die Kirche zu gehen und solche Dinge. Sie haben mir immer sehr viel Vertrauen entgegen gebracht, auch wenn ich kein Engel war, wobei ich aber immer sicher stellte, dass sie es nicht erfahren würden. Sie hatten also immer ein starkes Gefühl, mir vertrauen zu können und das taten sie auch! Das war großartig. Ich kann wirklich nichts schlechtes sagen. Sicher waren sie auch streng, aber mit viel Respekt für meinen Freiheitsdrang. Wenn du diesen Respekt zurück gibst und deinen Eltern keinen Grund gibst, sich sorgen zu machen, dann wirst du auch viele Freiheiten zugestanden bekommen. KING DIAMOND wuchs gemeinsam mit seinem Bruder auf, jedoch war es nie der Fall, dass der King als der durchgeknallte Sohn angesehen wurde, nicht einmal, als er seine Karriere als Musiker begann. Sie waren immer stolz auf mich. Es gab nie so etwas wie du kannst dieses nicht machen oder du kannst jenes nicht machen! Ich hatte einen wirklich guten Job, ich arbeitete in einem Laboratorium, wo wir Medizin entwickelten. Wir hatten auch diese ganzen Tierversuche und ähnlichen Mist, aber es war ein guter Job, gut bezahlt. Aber ich habe ihn geschmissen um der Musik eine Chance zu geben. Das war, als wir mit MERCYFUL FATE anfingen, was einfach zu viel Zeit in Anspruch genommen hat. Ab einem gewissen Punkt musste ich eine Entscheidung treffen, auf Wiedersehen zu meinem Auto sagen und die ganzen Sicherheiten und alles hinter mir lassen. Das ganze Geld, das ich hatte, musste ich in die Band stecken. Es ging so zirka zwei Jahre, in denen ich von Sozialhilfe lebte und jeden Tag entscheiden musste, ob ich etwas zu Essen oder eine Schachtel Zigaretten kaufen würde. Das waren die Umstände damals, definitiv der harte Kämpf ums Überleben-Weg. Ich habe die Chance ergriffen aber musste mich definitiv für eine ganze Weile von vielen Dingen verabschieden. Der Rest der Familie – mein Bruder und meine Eltern ausgenommen – meinten immer oh Gott, was zur Hölle denkt er was er da macht? Nicht, dass sie mich als Loser angesehen hätten oder so. Natürlich änderte sich einige Jahre später alles, als ich auf der Titelseite der Zeitung war und plötzlich meinten sie schau mal, ich kenn ihn! Ich musste wirklich hart arbeiten damals.
Letzten Endes gab es aber nie einen Unterschied zwischen KING DIAMOND und Kim Petersen, es ist genau die selbe Person. Es leben einfach verschiedene Gefühle in einem Körper und ich hatte die Gelegenheit, einige dieser Gefühle in der Musik auszuleben anstatt alte Frauen zu erschrecken und in den Knast zu wandern. Es gibt so viele Dinge, die du im Kontext mit der Band machen kannst, total ausrasten und all das…

Ähnlich wie seine Kindheit, war die Schulzeit von Kim Petersen eher unspektakulär. Ich war sehr gut in der Schule, habe aber selten meine Hausaufgaben gemacht. Das machte ich meistens immer zwischen dem Unterricht. Das ist, an was ich mich noch erinnern kann. Einer meiner Mitschüler lebte in der Nähe von uns und ich habe viel Zeit mit ihm verbracht. Wir hatten keine Lust in den Unterricht zu gehen und rauchten lieber Papa´s Zigarren und tranken. Ich war aber kein Revolutionär oder so was. Ich habe meinen Scheiß schon erledigt, aber ich hatte das Glück, dass mir alles recht leicht fiel.

Während der Schulzeit fand KING DIAMOND auch seine Liebe zur Musik. Ich hatte einen kleinen Transistor-Radio mit einem Kassettenrekorder dabei, der nur in Mono war. Das war das erste, was ich in der Richtung besaß. Ich habe mir immer Musik von diversen Radiosendungen aufgenommen. Irgendwann habe ich dann genug zusammen gespart gehabt, um mir ein richtiges Aufnahmegerät zu kaufen. Und 1971 kam ich dann zu meinem ersten Plattenspieler. Ich habe ihn mit dem Aufnahmegerät verbunden, der zwei Lautsprecher hatte und so konnte ich in Stereo hören. Die ersten Vinyl-Sachen, die ich mir kaufte waren Fireball von DEEP PURPLE und Master of Reality von BLACK SABBATH. Das waren meine ersten Alben.

Etwa zur gleichen Zeit entdeckte Kim auch seine Sympathien für die dunkleren Seiten des Lebens. Es ist schwer zu sagen, wann das alles anfing. Aber schon als ich ein Kind war schaute ich mir Frankenstein und Dracula in schwarz-weiß im Fernsehen an, obwohl ich das eigentlich nicht durfte. Und im Bett hatte man dann Angst, dass sie unter der Matratze hervor kriechen würden um einen zu töten und dann wachte man auf und war glücklich, dass es nicht so war. Im Grunde genommen ist es heute aber noch genau dasselbe. Es ist faszinierend sich erschrecken zu lassen so lange man in Sicherheit ist. Deshalb schauen wir uns Gruselfilme an. Es ist eine sichere Art, geängstigt zu werden, denn danach geht man aus dem Kino und ist zurück in der normalen Welt – welche sicher beängstigend genug ist, aber natürlich auf eine andere Weise.

Die Faszination am Okkulten und am Satanismus nahm seinen Anfang, mit einer ganz besonderen Erfahrung Es fing an, als ich zusammen mit meinem Bruder und dem MERCYFUL FATE-Schlagzeuger Kim Russ das erste Erlebnis hatte, bei dem ein Glas plötzlich durch die Luft flog. Wir saßen da und starrten es an, das war einfach unglaublich. Das hatte natürlich einen starken Eindruck hinterlassen. Wir sagten was zur Hölle und hatten einfach keine Erklärung dafür. Wow! Seither habe ich viele Dinge gesehen und eine ganze Menge über das Okkulte gelesen. Das meiste davon war jedoch aus einer sehr strengen christlichen Sichtweise geschrieben. Da hieß es dann immer oh, diese Satanisten, sie glauben an den Teufel, die Hörner und das Feuer und sie opfern kleine Kinder und all das. Eines Tages stieß ich dann aber in Dänemark auf die Satanische Bibel (von Anton Szandor LaVey), die ich in einem englischen Bücherladen fand. Ich las es und fand heraus, dass es eine reine Lebensphilosophie war und absolut nichts mit einer Religion zu tun hatte. Und die Philosophie, die darin beschrieben wurde, war genau so, als sähe ich meine Art zu Denken schwarz auf weiß vor mir. Die Art, wie ich schon lange fühlte, wie ich mein Leben gestalten müsste. Es war also nicht so, dass ich ständig durch die Gegend lief und jedem sagte Ich bin ein Satanist! Ich bin ein Satanist! Das machte ich nie aber die Leute fragten mich immer bist du ein Satanist? Ich antwortete immer das kommt darauf an, was du darunter verstehst. Vielleicht solltest du mir erst einmal erklären, was du denkst, was ein Satanist ist und dann kann ich dir sagen, ob ich einer von denen bin! Die Standardvorstellung der Leute ist, dass Satanisten Menschen weh tun, Tiere opfern und Blut trinken. Aber das ist total krank. Mit der Lebensphilosophie kann ich mich jedoch vollends identifizieren und es ist genau das, wie ich mein Leben immer gelebt habe. Es war nichts neues! Außer, dass ich es geschrieben vor mir sah. Das ganze basiert auf den Urinstinkten der Menschen und sehr viel Logik. Wenn du das Buch liest sagst du automatisch natürlich, ja, das ist wahr!
Spricht man den King jedoch auf das Kerrang-Interview an, in dem er sich mit einigen Aussagen über Crowley wohl ziemlich in die Nesseln gesetzt hat, so weicht der Däne schnell aus. Ich weiß nicht viel über Crowley. Irgendwie bin ich da zwiegespalten. Ich habe ein paar Sachen über ihn gelesen und kam zu dem Schluss, dass das nicht wirklich zu mir passt. Warum sollte ich mich hinsetzten und meine Zeit damit verschwenden, Tonnen von Dinge über einen Kerl zu lesen, mit dessen Ideen ich nicht klar komme. Das, was ich von ihm las, lies mich nur denken, oh Mann, der Typ ist ein Drogensüchtiger! Damit will ich nichts zu tun haben. Er hat durchaus einige Ideen über dies und jenes gehabt, aber es hat mich nicht wirklich angesprochen. Er war mehr die Art von Mensch der meiner Meinung nach eher mit dieser zweispältigen Art von christlichem Satanismus zu tun hat. Wo es eben mehr darum geht, was die Christen unter Satanismus verstehen.
Kings Kontakte zur Church of Satan sind im Moment jedoch eher locker… Ich weiß nicht wirklich, was zur Zeit bei der Church of Satan abgeht. Ich sehe für gewöhnlich einige Familienmitglieder, wenn ich an der Westküste bin. Manchmal treffe ich Carla LaVey, sie war auch ab und an bei Konzerten.
King Diamond beschreibt seine Art, den Satanismus zu leben, als völlig normal. Es ist wie jedes andere Leben auch. Es ist nichts besonderes daran. Außer dass ich mich nicht schlecht fühle, wenn ich gewisse Dinge tue, denn ich habe nichts mit einer Religion zu tun, die mir verbietet, bestimmte Dinge zu tun. Ich fühle keine Schuld, wie ich es müsste, wenn ich in dieser oder jener Religion wäre. Ich kann mit diesen Religionen nichts anfangen, denn es gibt einfach keinen Beweis. Ich bin eine sehr logisch denkende Person, mit beiden Füßen auf dem Boden. Ich habe sicherlich einige spirituelle Gedanken, denn ich habe viele verrückte Dinge gesehen, Dinge die unerklärlich sind. Aber diese Dinge haben mir als Person den Beweis dafür geliefert, dass es eine koexistente spirituelle Welt gibt, die sich manchmal mit der unseren überschneidet. Aber das erklärt mir nicht, warum ich hier bin, wo ich herkomme und was mit mir passiert, wenn ich sterbe. Nichts von allem hat mir Antworten darauf gegeben. Ich glaube daran, dass meine Energie in eine andere Art der Existenz übergehen wird. Aber das hat nichts mit Religion zu tun, dass sind einfach einige Gedanken, die ich habe und ich habe auch keinen Beweis dafür. Es ärgert mich schon, dass es keine Antwort auf all die Fragen gibt, aber ich weiß auch, dass es Zeitverschwendung wäre einen Beweis zu suchen. Es gibt keine Antwort. Vielleicht werde ich sie finden wenn ich sterbe und dann muss ich einfach akzeptieren wie die Dinge sind. Aber viele Leute können das nicht akzeptieren, denn das Chaos frustriert sie. Das ist ebenfalls ein menschlicher Urinstinkt: wir wollen alles ordentlich in ein Regal stellen, damit wir wissen wo sich die Dinge befinden und was ihr Ursprung ist. Man kann nicht sagen, dass jeder seine Religion für sich selbst erschaffen hat, aber es sieht so aus, als wären die meisten Religionen von den Menschen erschaffen. Sie geben den Menschen dieses Wohlgefühl, die Fragen beantwortet zu haben, auch wenn sie nicht wirklich beantwortet werden. Du sollst es nicht wissen, das ist was dir die meisten Religionen sagen. Du musst an diese alte Schriften glauben von denen du nicht einmal weißt, wer sie geschrieben hat. Aber das ist okay. Ich verurteile niemand wegen seiner Gedanken. Das Problem, das ich mit Religion habe ist, dass einige Leute, die einer bestimmten Religion angehören, andere Menschen nicht akzeptieren können, da sie anders denken. Das ist meiner Meinung nach verdammt lächerlich. Denn wie ich schon zuvor sagte, gibt es keinen Beweis! Genau darum geht es in House of God. Es gibt keinen Beweis! Es hat auf dieser Erde noch keine Person gegeben, die den anderen Menschen beweisen konnte, dass er an den einzig wahren Gott glaubt. Wenn es jemand bewiesen hätte, dann würden wir natürlich alle dasselbe glauben. Aber es geschah nie. Und dann ist das Problem, dass aus diesem fehlenden Respekt für den anderen heraus die Menschen bereit sind andere Menschen zu töten, nur aus verschiedenen religiösen Glaubensansichten. Etwas, das sie nicht einmal beweisen können! Das ärgert mich schon sehr. Aber ich denke, das ist unglücklicherweise etwas, das so tief in uns Menschen steckt, dass es sich nie ändern wird. Das finde ich krank!

Aber so sind wir halt. Wir wollen, was andere Menschen haben und wir respektieren einander nicht genug. Das passiert jeden Tag. Vielleicht ist da einer deiner Freunde, der eine bestimmte Idee über gewisse Dinge hat und du denkst, dass er total verrückt ist. Aber manchmal vergisst du, dich in seine Situation zu versetzen und zu verstehen, dass das in seiner Welt wichtig sein könnte. Und er denkt auf die ein oder andere Weise, weil ihm in seinem Leben eben gewisse Dinge wiederfahren sind. Du bist nicht Teil seiner Arbeit und du weißt nicht, was dort geschieht. Aber einige Dinge, die er da so erlebt, könnten bewirkt haben, dass er eben so denkt. Vielleicht sollten wir ein bisschen mehr versuchen, zu verstehen, dass andere Menschen unterschiedliche Meinungen haben. Nur weil sie anders sind als deine eigenen, bedeutet das nicht, dass sie falsch sind. Aber es ist eben so, dass jedes Individuum in seiner eigenen Blase lebt, das ist dessen Welt. Und es gibt Tonnen von solchen Blasen, manchmal können sie auch ein wenig ineinander übergehen aber sie werden nie ein und dieselbe sein. Wir sind nicht wie jemand anderer. Individuum bedeutet einzigartig and dass sind wir alle. Sogar Zwillinge sind nicht wie der andere. Deshalb ist es auch so wichtig den Respekt zu haben, zu sagen okay, dieser Kerl da ist am Hot-Dog-Stand ausgeflippt, weil sie kein Ketchup hatten. Weil er jeden Freitag seinen Hot-Dog mit seinem Ketchup isst. Und jetzt ist sein Freitag kaputt. Er geht nach Hause und sieht einen Film, den er nicht mag. Es ist ein Teil seines täglichen Lebens. Und du stehst in der Reihe und hörst, dass der Typ ausgeflippt ist, weil sein Ketchup fehlt. Du stehst daneben und denkst oh Gott, der Typ ist total verrückt! Fünf Meilen weiter gibt es ein Krankenhaus, in dem Kinder ohne Hände zur Welt kommen und dieser Typ schreit rum, weil er sein Ketchup nicht bekommt. Aber er weiß nicht, dass es da dieses Krankenhaus gibt. Und in seiner kleinen Welt ist das für seinen Freitag wichtig. Das ist nur ein Beispiel. Du kannst nicht einfach sagen, dass diese Person verrückt ist, bis du mehr von seinem Leben verstehst und was ihm wichtig ist. Das könnte eine Sache sein, die aus irgend welchen Gründen für ihn sehr wichtig ist.

Ich behaupte auch nicht, dass ich zu hundert Prozent so lebe, ich bin nicht Mr. Perfect. Absolut nicht. Und manchmal erwische ich mich, wie ich genau dasselbe mache. Aber wenn ich mich dabei ertappe, dann sag ich zu mir war mal ´ne Sekunde…vielleicht warst du etwas hart zu dieser Person, denn eigentlich hat er dich nicht angegriffen, er hat einfach eine andere Meinung. Ich bin manchmal genau so, aber ich versuche so gut es geht, diese gewisse Sichtweise gegenüber anderen Leuten zu leben. Manchmal vergisst man das einfach. Und das ist meistens der Fall, wenn du etwas von dir selbst bedroht siehst und dieser andere, der Überlebensinstinkt die Oberhand gewinnt. Ich meine das jetzt nicht in dem Sinne, dass man Angst um sein Leben haben müsste. Aber du weißt, was ich meine. Man könnte es auch…die kleinere Variante des Überlebensinstinkts ist dein Stolz, den du in dir trägst. Und wenn jemand deinen Stolz verletzt….wenn jemand zu mir sagst du kannst verdammt nochmal nicht singen, würde ich mich verletzt fühlen, denn ich habe das Gefühl, dass ich singen kann. Er mag vielleicht meinen Stil nicht, aber es ist nicht richtig daher zu kommen und zu sagen du kannst nicht singen! Dann verteidigst du dich natürlich. Du lässt nicht zu, dass einer her kommt und sagst, dass du nicht singen kannst, denn du fühlst, dass das völlig falsch ist. Und dann willst du eine Erklärung dafür. Du sagst Fuck, wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen, du mutterfickender Idiot! Er muss ja kein Idiot sein, aber es könnte bestimmte Gründe haben, warum er so etwas sagt. Das wirst du aber nie heraus finden, wenn du dich nicht etwas öffnest, deine Verteidigung etwas herunter nimmst und sagst also warum, erklär mir warum, was hasst du daran? Nun, ich habe dieses Album namens Live in the Depths of Hell gehört und ich denke dass es schlecht ist. Ah, okay, das ist ein Bootleg, jetzt kommen wir der Lösung etwas näher. Das war die Nacht, als das Mikrofon komplett abgefuckt ist. Nur ein Beispiel, sicher, aber letztendlich ist es so: wenn du einem Dialog eine Chance einräumst, hast du bessere Chancen die Sache zu verstehen.

Allerdings ist dem King auch klar, dass diese Einstellung nicht vollkommen allgemeingültig sein kann. Es ist wichtig zu respektieren, dass das Leben der einzelnen Menschen unterschiedlich ist. Richtig oder falsch ist von Person zu Person sehr verschieden. Und das ist noch etwas, das man akzeptieren muss: du kannst nicht sagen leb genau so, wie ich es sage, denn in einer anderen Situation kann das vollkommen falsch sein. Es gibt Situationen, in denen du zurück schlagen musst, verstehst du. Nimm das Beispiel Terrorismus. Es funktioniert ganz sicher nicht, hinzusitzen und zu sagen nun hör mir zu, warum respektierst du mich nicht, was sind deine Gründe. Bevor du den Satz zu Ende führen könntest, wärest du vielleicht schon erschossen. Es gibt sehr viele verschiedene Situationen und es kommt immer darauf an. Und wie ich sagte ist jeder anders. Aber im alltäglichen Leben sollte man schon dem anderen gegenüber mehr Respekt entgegen bringen. Auch in Beziehungen – Freund/Freundin. Manchmal, wenn deine Freundin ihre eigenen Ideen hat, denkst du dir oh Fuck, Mann, scheiße, warum zur Hölle dies und das? Manchmal würde es schon allein etwas bringen, wenn man sagen würde okay, erklär warum, anstatt einfach auszurasten. Warum ist dir das so wichtig, dass ich nicht zu dem Rennen oder zu dem Eishockey-Spiel gehen soll? Und vielleicht hilft diese Erklärung zu verstehen. Es geht um Toleranz und Respekt. Manchmal urteilen wir zu schnell. Und urteilen vor allem auf Grund unserer eigenen Situation. Ich, ich bin die Welt! Aber noch mal: so sind wir eben. Wir müssen unser Universum um uns herum aufbauen. Du kannst dein Leben nicht auf der Basis eines anderen leben. Das wäre verrückt. Das ist die menschliche Natur, wir sind auch nur Tiere.

Dass solch ein System der Toleranz hinter einem Menschen stecken könnte, der sich selbst als Satanist bezichnet, können wohl die wenigsten Menschen verstehen. Wir der King bereits sagte: die meisten Menschen urteilen, bevor sie sich näher mit dem Menschen beschäftigen. KING DIAMOND hat seine eigene Art, den Menschen zu antworten, wenn sie sagen du bist ein Satanist, du musst ein schlechter Mensch sein. Meistens rührt das daher, dass die Leute einfach nicht wissen, was das bedeutet. Wenn du über diese spezielle Art von Philosohpie redest, brauchen sie eine Erklärung dafür, denn im Grunde ist Satanismus das falsche Wort. Satanismus wird meist als das Gegenteil von Christentum verwendet. Aber es ist nicht vollkommen das Gegenteil. Es ist das Gegenteil zu einigen ihrer Regeln, aber natürlich nicht in dem Sinne, dass man das Gesetz brechen oder einem anderen Menschen das Leben nehmen würde. Wenn du dir die Menschen anschaust, die nach dieser Philosophie leben, dann wirst du feststellen, dass sie vielleicht bessere Christen sind als die Christen selbst. Viele Leute leben diesen fundamentalen Glauben, sie können es nicht akzeptieren, dass andere Menschen an etwas anderes glauben. Sie denken, die anderen wären verrückt, dass sie in der Hölle schmoren werden und all das. Aber es läuft wieder darauf hinaus, dass es nur ein Glaube ist und es keinen Beweis gibt. Für zwei Freunde ist es nicht wichtig, was der andere glaubt. Es ist wichtig, wie der andere sein Leben lebt und wie er Menschen behandelt.
Wenn mir jemand diesen Vorwurf macht, böse zu sein, dann frage ich als erstes was glaubst du, was Satanismus ist? Ich möchte deine Meinung wissen und was du glaubst, was so böse ist. Oh, du glaubst an das Böse! Okay, da liegst du falsch, denn jetzt sprichst du von deinen Göttern. Christen haben nicht nur einen Gott. Ich meine Satan ist definitiv ein Christengott. Er und die Hölle wurden von Gott erschaffen. Das ist etwas, das sehr oft übersehen wird. Keiner von beiden ist mein Gott. Aber das ist eben das Wort, das dafür benutzt wird, das aber wie gesagt nicht ganz richtig ist. Denn Satanismus hat nichts mit Satan zu tun, der mit seinen Hörnern auf seinem Thron sitzt und die Hölle regiert. Das ist nicht, woran ich glaube. Man benutzt einige der Symbole, das ist wahr. Aber die Symbole gehören eher wegen der Atmosphäre dazu, wenn man Rituale vollzieht oder so etwas. Dann heißt es natürlich gleich wieder Rituale, ja, ja, ja, du vollziehst böse Rituale! Naja….ich denke nicht, dass jeder etwas aus einem Ritual herausziehen kann, aber für manche Menschen kann das durchaus funktionieren. Den meisten wird ein Ritual jedoch niemals etwas bringen, denn sie vollziehen es nicht auf eine Art, durch die die inneren Kräfte in die Atmosphäre ausstrahlen können. Sie können es einfach nicht. Wenn ein Mensch ein Ritual durchführt, um einen Job zu bekommen, dann ist das ungefähr gleich, als würde er in die Kirche gehen und zu Jesus beten. Ich meine es funktioniert verdammt nochmal nicht. Wenn du einen Job brauchst, dann musst du raus gehen und einen suchen. Nicht zu Hause sitzen und beten.
Ich bin auch nicht derjenige, der jeden Sonntag ein Ritual vollzieht. Überhaupt nicht, ich habe das schon seit so vielen Jahren nicht mehr getan, weil ich einfach zu viel Respekt vor den Kräften habe, die ich um uns herum spüre und manchmal aus der spirituellen Welt zu uns herüber dringen.

Der KING lässt uns tief in seine persönliche Sicht der Welt einblicken. Aber eigentlich, sollte unser Interview nicht so sehr in irgendwelche Weltanschauungen eintauchen. Wir wollten etwas mehr über die persönliche Entwicklung von KING DIAMOND erfahren. Also kommen wir zurück an den Punkt, als der Kim Peterson entschied, seinen Namen in KING DIAMOND zu ändern. Im Grunde genommen kann Kim jedoch nicht allzu viel darüber erzählen. Ich weiß es nicht! Ich erinnere mich nicht! Mit BRAINSTORM (der ersten Band, in der der King mitmischte und die 1973 gegründet wurde), wollten wir innerhalb kürzester Zeit eine große Band werden. Aus diesem Grund brauchten wir Künstlernamen, denn wir hörten, dass die großen Musiker alle Künstlernamen tragen. Deshalb kam ich auf KING DIAMOND. Aber wie es zu dem Namen genau kam, kann ich nicht mehr sagen. Aber er hat sich auf jeden Fall gefestigt. Sogar, als ich anfing bei BLACK ROSE zu singen (das war so 1978), und wir in der Gegend um Kopenhagen bekannter wurden, war der Name KING DIAMOND bereits bekannt.

Gleichzeitig, als King seinen Künstlernamen annahm, legte er sich sein erstes Make-Up auf. Schon bei BRAINSTORM verwendeten wir Schminke. Sogar, als ich noch Gitarre spielte.

Tatsächlich began KING DIAMOND seine Musikerkarriere als Gitarrist. Im Grunde genommen hatte Kim Bendix anfangs keine Ambitionen auf den Sängerposten. Nun, ich habe mich eigentlich bei BLACK ROSE reingeschlichen, indem ich behauptete Sänger zu sein, obwohl ich in meinem ganzen Leben noch nie gesungen habe. Zuerst schrie ich nur. Aber ich war ein besserer Schreier als mein Vorgänger. Und dann lernte ich in kleinen Schritten singen, das ist einfach so passiert. Ich fand heraus, welche Möglichkeiten es gab seine Stimme zu verwenden, wie man seinen Bauch benutzt, wie man die Atmung kontrolliert, und all das – es kam einfach so. Ich habe nie Stunden genommen. Aber langsam und allmählich wurde ich besser und plötzlich konnte ich die hohen Noten singen, die ich bisher nur herausgeschrieen habe.

Als KING DIAMOND dann bekannter wurde, wurde er auch von anderen Leuten beobachtet. Und einer dieser Menschen war Gene Simmons von KISS, der das Make-Up des King nicht wirklich mochte. Nun, sie hatten ihr Make-Up mit einem Copyright geschützt, als ihr erstes Album heraus kam und als wir im Studio waren um Conspiracy aufzunehmen, ließen sie unseren Anwalt wissen, dass ich mein Make-Up ändern müsse. Aber ich glaube KISS hatten zu der Zeit echte Probleme und brauchten Publicity. Als die Presse davon erfuhr, fanden sie es lächerlich und es war auch lächerlich. Aber so lief das eben alles. Ich denke auch nicht schlecht über KISS heutzutage. Das ist etwas, das eben passiert ist und es war im Grunde genommen schon vorbei, als es gerade anfing. Eigentlich hatte ich zu dem Zeitpunkt auch bereits für Conspiracy mein Make-Up geändert. Deshalb sagte ich, dass ich es geändert hätte. Das erzählten wir ihnen und auch der Presse, die das überall abdruckten und alles war recht schnell vorbei. Es gab vor KISS so viele Leute, die Make-Up trugen, so viele Leute! Da war Peter Gabriel, Alice Cooper, David Bowie, Roy Wood und so weiter und so fort. Ich sagte wenn ihr das bisschen Geld, das ich habe unbedingt wollt, dann verliert ihr dabei mehr an die Leute, die sich in der Reihe anstellen werden und von euch Geld verlangen werden. Denn wenn ihr diesen Rechtsstreit gewinnen werdet, dann werden andere Leute kommen, die euch ans Geld wollen. Und sie meinten dann ups, warte mal, dafür ist mir mein Geld zu wichtig. Aber ich habe deshalb KISS nie gehasst. Überhaupt nicht. Es war eben eine dieser Erfahrungen. Ich komme damit klar.

Als KING DIAMOND dann MERCYFUL FATE 1980 mit gründete, sah es so aus als wäre das genau die Band, die KING DIAMOND schon immer vor dem Auge schwebte. Als MERCYFUL FATE anfingen, entstand die Band aus den BRATS, die bereits ein Album bei CBS veröffentlicht hatten. Es war so eine Art Heavy Rock – zur einen Hälfte -, geradliniger Punk – zur anderen. Als ich in die Band kam, stimmten alle zu, den Stil zu ändern und unser Ding durchzuziehen. Das taten wir auch und als CBS das Ergebnis hörten meinten sie, dass es viel zu heavy wäre. Also wollten die anderen drei das machen, was das Label wollte, Hank und ich sagten jedoch fickt euch alle, wir machen unser eigenes Ding. Also stellten wir allmählich ein Line-Up zusammen. Und wir taten das, woran wir glaubten.

Da die Interviewzeit viel zu schnell davon geschritten ist und uns King vieles über seine Vergangenheit erzählt hat, gibt es wohl keinen besseren Abschluss, als die Zukunft etwas zu beleuchten. Ich habe große Hoffnungen in das neue Album. Das neue Abigail-Album ist unserer Meinung nach – und ich weiß, dass das jeder über sein neues Album sagt – unser stärkstes, das wir je geschrieben haben. Das Line-Up ist das beste mit dem ich je zusammen spielte und die Musik kam verdammt gut heraus, vor allem mit unserem neuen Drummer, der sehr im Stile von Mikky Dee spielt. Er hat ein sehr gutes Gefühl für Komplexität – eine Art von Komplexität, die nicht den Fluss zerstört. Das brachte natürlich ein völlig neues Songwriting-Gefühl in die Band und wenn du dir beide Abigail-Alben nacheinander anhörst wirst du feststellen, dass sie sehr gut zusammenpassen, auch wenn der Sound völlig anders ist. Das ist eine ganz natürliche Entwicklung. Es gibt so viele neue Sachen, neue Arten von Arrangements, neue Arten des Gitarrenspiels. Und es klingt aggressiver. Die Story-Line ist wohl mit das komplexeste, was ich je gemacht habe. Das erste Abigail-Album klingt wie ein Kinderreim, den man seinen Kids vor dem Schlafengehen aufsagt. Der zweite Teil ist um einiges brutaler und erschreckender. Der erste Teil war unser erster Versuch einer Konzeptstory. Natürlich hofft man, mit der Zeit besser zu werden und Geschichten interessanter zu erzählen.

Die Fans haben seit einiger Zeit nach einem zweiten Teil gefragt. Sie verlangten auch ein weiteres Album, das genau wie Abigail klingt. Aber das würden wir nie machen wollen. Wir wollen nicht einfach zurück gehen und uns selbst kopieren – das erste Album drei Tage lang am Stück anhören und dann Songs genau in diesem Stil zu schreiben wäre kein Problem und keine Herausforderung. Aber auf diese Weise habe ich den Fans gegeben was sie wollten – Abigail Part II – aber auf unsere eigene Weise. Ich bin sicher, dass sie das viel interessanter finden werden, als eine Kopie des ersten Teils. Was meinen Gesang angeht, so kann ich sagen, dass das meine beste Vocal Performance überhaupt ist. Ich hege große Hoffnungen.
Mit Abigail II – The Revenge nimmt die Geschicht KING DIAMONDS aber noch lang kein Ende. King hat noch genügend Ideen für die Zukunft. Oh, ich habe bereits drei Storys fertig in der Schublade und ich will diese auch irgendwann umsetzen. Mit dem neuen Line-Up war aber genau der richtige Zeitpunkt gefunden. Die Fans haben seit ca. drei Jahren danach gefragt und dadurch überlegt ich, ob ich die Geschichte überhaupt fortsetzen könnte. Und dann fand ich einen Weg, das war vor ca. einem Jahr. Aber wir haben das Album nicht gemacht, da wir nicht das richtige Line-Up zusammen hatten. Jetzt war es aber so weit. Meiner Meinung nach ist das das Beste, was ich je gemacht habe. Es hat einfach von allem etwas mehr. Unglücklicherweise gibt es derzeit aber einige Schwierigkeiten, das Line-Up auch live auf der Bühne zu sehen. Es gibt einige Probleme, aber auf die ein oder andere Art werden wir sie lösen. So sehen wir die Dinge immer. Wir haben ein Problem – wir lösen es, und danach sieht es für uns besser aus als zuvor. Daran arbeiten wir im Moment. Das Touren könnte etwas verschoben werden, aber ich denke nicht, dass wir auf die Live-Umsetzung von Abigail komplett verzichten müssen. Vielleicht finden wir heraus, dass der Zeitpunkt gekommen ist, das Label zu wechseln. Ich weiß nicht, was mit KING DIAMOND passieren wird, aber ich werde es bald erfahren. Vielleicht werde ich schon nächste Woche genaueres von unserem Label wissen. FATE dagegen sind nun frei. Vielleicht wird das auch bei KING DIAMOND der Fall sein. Ich muss jetzt zuerst einmal mit dem Label reden. Selbst wenn wir nun aus dem Vertrag heraus kommen, werden wir sofort an einem Vertrag mit einem neuen Label arbeiten und als erstes wird unter dem neuen Label eine Tour laufen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Label daran interessiert sein wird, denn das wird auf jeden Fall helfen, das erste Album zu verkaufen. Den Fans sei gesagt: denkt nicht, dass wir nicht touren werden! Habt einfach etwas mehr Geduld! Wir haben auch noch niemandem gesagt, wann wir touren werden. Wir hätten genauso auch in die Situation kommen können, in der wir gesagt hätten okay, vielleicht sollten wir erst später touren, wenn wir bessere Konditionen heraus holen können und mehr für die Show machen können, also warten wir lieber bis nach dem Sommer. Lasst uns das Album erst einmal verkaufen, im Sommer kommen dann die ganzen Festivals und vielleicht werden wir auch auf einigen spielen. Und danach können wir dann für Abigail touren. Das wäre total normal gewesen. Da wir aber Pläne hatten, im März auf US-Tour zu gehen, ist die Tour tatsächlich verschoben. Aber nicht unbedingt für die Fans!

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