Zum 10-jährigen Dienstjubiläum nahm die damals neue Quartett-Besetzung einst ein Album mit bis dato nicht verwendeten Songideen auf (10 Years In Rage), das zwischen den Diskographie-Highlights The Missing Link und Black In Mind zurecht völlig unterging. Ihren 20. Geburtstag feierten RAGE dann mit einem Live-Auftritt in Bochum und einer dabei aufgezeichneten DVD, die neben der druckvollen Show erfreulich umfrangreiches Bonusmaterial enthielt. Nun sind wieder 10 Jahre vergangen und RAGE nutzen die Gelegenheit für einen Streifzug durchs Archiv. Das Ergebnis gibt es nun auf zwei CDs zusammen mit einer DVD eines aktuellen Live-Auftritts als Leckerbissen für alle eingefleischten Fans. Die meisten der Aufnahmen ist bislang unveröffentlicht, wobei der Großteil der Stücke bereits in anderer Form bekannt ist: Demos und Studio-Jams, die jeweils vor den betreffenden Alben aufgenommen wurden, geben einen Einblick in die Entwicklung der Songs und die Arbeitsweise der Band. Zudem gibt es einige Stücke, die für das Album geschrieben wurden, mit dem NUCLEAR BLAST seinerzeit ihren 20. Geburtstag zelebrierten. Entsprechend merkt man diesen Stücken oftmals an, dass der Gesang von Peavy eher Orientierungscharakter hat. Die wirklich neuen Stücke klingen überwiegend nett. Anybody Home wirkt etwas konfus, weil die Heaviness immerzu in den Songstrukturen verpufft. Speed Of Sound ist ein typischer RAGE-Song mit Uptemo-Refrain und einer gewissen Cheesiness. Waterfalls ist ein Überbleibsel aus den frühen 90ern – dem gequetschten hohen Gesang nach zu urteilen aus der Trio-Zeit der Trapped-Ära. Hier wechseln sich ruhige Passagen mit Power-Metal-Einschüben ab, wobei hier die Dynamik der Soloteile spannender wirkt als das eigentliche Songwriting. Beim beiläufigen Anhören stechen insgesamt nur wenige Songideen heraus, die CDs sind eigentlich nur spanndend, wenn man sie aufmerksam und im Kontext mit der Bandentwicklung (v.a. zwischen 1991 und 2007) anhört.
Für Leute, die RAGE nur gelegentlich hören und noch größere Diskographie-Lücken haben, ist The Soundchaser Archives völlig uninteressant. Die meisten Stücke gibt es andernorts in besserer Qualität zu hören, die Bonustracks sind den normalen Albumstücken sicher nicht überlegen. Die sehr heterogene Produktionsqualität macht das Hörerlebnis stellenweise zu einer anstrengenden Erfahrung, zumal beispielsweise die The Missing Link-Demos über beide CDs verteilt wurden. Völlig furchtbar wird die ganze Sache bei Another Kind Of Madness, einem Song, den wohl eh nur wenige Leute kennen (Japan-Bonus-Track von The Missing Link, später auch auf einer Wiederveröffentlichung hierzulande vertreten). Die Instrumente klingen lärmig und der Gesang wirkt äußerst ziellos. Die-Hard-Fans mag das faszinieren, aber auch wirklich nur diese.
Bot From The Cradle To The Stage vor zehn Jahren einen gelungenen Überblick über das Schaffen von RAGE, so handelt es sich bei The Soundchaser Archives um eine Veröffentlichung, die sich letztlich nur an die Fan-Basis richtet. Diese bekommt allerdings reichlich Material fürs Geld, so dass RAGE einmal mehr in Sachen Fanfreundlichkeit punkten, wo andere Bands eine einfache Best-of-Compilation raushausen.
Veröffentlichungstermin: 23.05.2014
Spielzeit: 135:22 Min.
Line-Up:
Peavy Wagner: Gesang, Bass
Victor Smolski: Gitarre, Keyboard
André Hilgers: Schlagzeug
Label: Nuclear Blast
Homepage: http://www.rage-on.de
Tracklist:
CD 1:
1. Anybody Home?
2. Mistery Trip (Europa-Bonus-Track von Unity)
3. In Union (Demo)
4. Long Hard Road (live im Studio)
5. Full Moon (International Version)
6. Nevermore (Demo)
7. French Bourrée (Europa-Bonus-Track von Soundchaser)
8. A Perfect Day (Demo)
9. Enough Is Enough (live im Studio)
10. Here Comes The Night
11. Spiritual Awakening (Demo)
12. Lost in The Void (live im Studio)
13. The Missing Link (Demo)
14. Another Kind Of Madness (live im Studio)
15. Down To The Bone (von der AVENGER-EP Depraved To Black)
CD2 :
1. Speed Of Sound
2. Darkness Turns To Light (Japan-Bonus-Track von Unity)
3. Death Is Alive (Demo)
4. Gental Murders (live im Studio)
5. From The Cradle To The Grave (Demo)
6. Refuge (Demo)
7. Fugue No. 5 (Japan-Bonus-Track von Soundchaser)
8. Last Goodbye (Live im Studio)
9. Dirty Wings (Demo)
10. The Pit And The Pendulum (Demo)
11. Waterfalls (live im Studio)
12. Heads Off (Demo)
13. Assorted By Satan (AVENGER-Song)
14. Shame On You (Demo)
15. Soundchaser (Demo)
Vampster-News mit den Band-Kommentaren zu den einzelnen Songs