blank

TIMO TOLKKI`S AVALON: Angels Of The Apocalypse

Ein mittelmäßiges Album – die Harmonien sind zu schön und die Umsetzung zu routiniert, um spurlos an meiner jugendlichen Faszination für melodischen Metal vorbeizugehen. Allerdings klingt das Schlagzeug nach Plastik und die ständigen Wechsel am Mikrofon verhindern, dass die Musik eine starke Persönlichkeit entwickelt.

Eigentlich wollte ich schreiben, dass dieses Album nach einem Schnellschuss mit Starbeteiligung klingt. Ich wollte empört klingen, weil Timo Tolkki bekanntlich maßgeblich an einige Melodic Metal-Meisterwerken beteiligt war (Episode! Visions!) und nun wieder einmal ein mittelmäßiges Album produziert hat. Ich wollte anmerken, dass lediglich die gelungenen orchestralen Elemente (inklusive Chor), die über einzelne Passagen gelegt wurden, über die zusammengestückelten Arrangements und die Vielzahl an Sängerinnen und Sängern hinwegtäuschen. Es geht um Engel, die Menschheit und das Ende der Welt. Es soll noch bombastischer und symphonischer und besser und toller und grandioser und mehr und größer klingen als alle früheren Werke. Das wollte ich kommentarlos hinschreiben.

Nach dem ersten Durchlauf horchte ich dann jedoch in mich hinein, wo ein 15-jähriger Jutze mich fragte, warum ich das alles so kritisch sehen würde. Schließlich bietet die CD doch melodischen Metal. Es gibt hohen Gesang von Männern. Es gibt hohen Gesang von Frauen, wobei gerade bei Design The Century mit Floor Jansen verdeutlicht, dass NIGHTWISH seinerzeit überraschend stark von STRATOVARIUS beeinflusst worden waren, als es um flotte Pop-Elemente im Rock-Gewand ging. Einzig das Fehlen von reinen Speed Metal-Nummern würde stören.

So schlagen nun zwei Seelen in meiner Brust (eine Art Doublebass des Herzens). Mit Freude höre ich Angels Of The Apocalypse ein zweites Mal und weiß doch, dass ich nichts vermissen werde, wenn ich die Lieder danach nie wieder hören werde. Die Freude entstammt meiner Begeisterung für den Musikstil, den Gitarrensound und die schönen Moll-Harmonien. Die nüchterne Zukunftsaussicht hat mein aktuelles Ego zu verantworten, das von der Veröffentlichungsflut gesättigt ist und sich nur noch gezielt mit einzelnen Alben bzw. Stücken beschäftigt. Konkret vermisse ich die schlüssigen Refrains und die nötige Persönlichkeit in der Musik, die einen den Projektcharakter der ganzen Geschichte vergessen lässt.

Das zweite Avalon-Album ist also erneut ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist die Umsetzung zu routiniert, um spurlos an meiner jugendlichen Faszination für diese Art von Musik vorbeizugehen. In dieser puren Form findet man melodischen Heavy Metal auch heutzutage nur selten. Andererseits klingt das Schlagzeug einfach nur nach Plastik, was den Liedern gleich wieder einiges von ihrem Reiz nimmt. Dieses Manko wird besonders dann deutlich, wenn beim abschließenden Instrumental Garden Of Eden ruhige Keyboard-Klänge eine herrliche Atmosphäre aufkommen lassen, die gleich viel natürlich wirkt und einfach nur genossen werden kann. Der Albumkauf und -konsum kann also durchaus ein Wohlgefühl auslösen, selbst wenn man ihn mittelfristig wohl eher als Rückfall bezeichnen würde.

Veröffentlichungstermin: 16.05.2014

Spielzeit: 52:12 Min.

Line-Up:
Timo Tolkki (ex-STRATOVARIUS, ex-REVOLUTION RENAISSANCE, ex-SYMFONIA): Gitarre, Bass, Keyboard
Tuomo Lassila (ex-STRATOVARIUS): Schlagzeug
Antti Ikonen (ex-STRATOVARIUS): Keyboard
Nicholas Ikonen: Orchestrierung
Floor Jansen (REVAMP, NIGHTWISH): Gesang
Simone Simons (EPICA): Gesang
Fabio Lione (RHAPSODY OF FIRE, VISION DIVINE, ANGRA): Gesang
David DeFeis (VIRGIN STEELE): Gesang
Zak Stevens (CIRCLE II CIRCLE): Gesang
Elize Ryd (AMARANTHE): Gesang
Caterina Nix: Gesang

Produziert von Timo Tolkki
Label: Frontiers

Homepage: http://avalonopera.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/officialtolkki

Tracklist:
1. Song For Eden
2. Jerusalem Is Falling
3. Design The Century
4. Rise Of The 4th Reich
5. Stargate Atlantis
6. You`ll Bleed Forever
7. The Paradise Lost
8. Neon Sirens
9. High Above Me
10. Angels Of The Apocalypse
11. Garden Of Eden

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner