PETRELS: The Silver Chimney Club / Wat Tyler

Zwei epische, lange Soundlandschaften von unserem Lieblings-Ambienttüftler PETRELS.

Sehr fleißig ist Oliver Barrett alias PETRELS, der nicht nur zwei wunderbare Alben innerhalb von zwölf Monaten veröffentlichte, sondern auch einige zeitlich befristet erhältliche Digital-Releases zu bieten hatte. The Silver Chimney Club und Wat Tyler sind zwei epische elektronische Tracks, die zwischen Onkalo und Mima entstanden. Den Status, den PETRELS besitzt, gilt es auch mit One-Track-EPs jenseits der Fünfzehnminutengrenze zu verteidigen. Ganz gelingen mag das zwar nicht, The Silver Chimney Club / Wat Tyler besitzt aber trotzdem faszinierendes Material mit hervorragender Instrumentierung, einer sich erst nach und nach offenbarenden Komplexität und langen Spannungsbögen.

Die ersten sieben Minuten von The Silver Chimney Club sind überraschend dissonant, laut und lärmend, bisweilen wirkt das Stück herrlich unkontrolliert. Danach das genaue Gegenteil: Traurige Soundscapes, ein verlorenes Piano, immer wieder aufblitzende Celli und dunkle Synthesizer. The Silver Chimney Club schrieb Oliver Barrett nach dem Tod seines Großvaters – viel schöner hätte PETRELS kein Denkmal setzen können: Wild, bewegt, stark, eigenwillig und am Ende doch mild und liebevoll. Wenn Grandpa Barrett muss ein toller, inspirierender Mensch gewesen sein. Ruhiger und düsterer ist Wat Tyler, ein Bauernführer aus dem England des vierzehnten Jahrhunderts, ohne den eine ganze Revolte wieder zum Erliegen kam. Sechs Jahrhunderte der Unterdrückung werden im Zeitraffer gezeigt, stets gepaart mit einer stillen Hoffnung. Ein guter, überraschend milder Song, auch wenn hier die Intensität ein wenig fehlt.

The Silver Chimney Club / Wat Tyler kann mit konzeptuellen Mammutwerken wie Onkalo wie vermutet nicht mithalten, versammelt aber zwei Longtracks, die mindestens sehr gut, teilweise sogar exzellent sind. Sammler der musikalischen Erkundungen von PETRELS sollten sich dieses Album selbstredend nicht entgehen lassen. Wer zum ersten Mal in die fantastische, funkelnde, vor Weisheit sprudelnde Welt des Briten eintauchen will, der sollte sich eher an die letzten beiden Alben des umtriebigen Musikers halten. Es kann jedoch nicht wegdiskutiert werden, dass PETRELS mittlerweile mit Künstlern wie TIM HECKER in einer Liga spielt und ein viel größeres Publikum verdient.

Veröffentlichungstermin: 18. April 2014

Spielzeit: 40:11 Min.

Line-Up:
Oliver Barrett

Produziert von Oliver Barrett
Label: Denovali Records

Homepage: http://petrels.bandcamp.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Petrels

Tracklist:
1. The Silver Chimney Club
2. Wat Tyler

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner