Ob die Natur nun brutal, hart und gnadenlos zurück schlägt, oder ob durch den Raubbau an Mutter Erde Kräfte in Gang gesetzt werden, die sich der dumme, kleine Mensch gar nicht ausmalen mag, eins scheint gar nicht mehr so unwahrscheinlich zu sein: Dass der Homo Sapiens verschwinden wird und dass dieser Planet sich selbst von dem Schädling säubert – du kennst ja den Witz mit den beiden Planeten. Vielleicht übernimmt diese Katharsis auf einer Metaebene aber bereits jemand anders: The Cuckoo alias TERRA TENEBROSA. Nur: Irgendwann findet jede Säuberung ihr Ende. TERRA TENEBROSA sind wahre Meister der Geißelung, ihr Mastermind The Cuckoo hat mehr als zwanzig Jahre Erfahrung darin jenseits der Schmerzgrenzen zu gehen. Das Kapitel, das vor drei Jahren mit The Tunnels eingeleitet wurde, soll nun ein Ende finden, bevor es nach eigenen Angaben von TERRA TENEBROSA noch böser und schmutziger wird. Der Traum der Transformation – wir sind endlich beim Thema von dieser EP angelangt – von einer gebeutelten Erde zu einem erneut urzeitlichen Paradies mag sehr naiv sein. Nun, vielleicht enden wir mit dem nächsten Album von TERRA TENEBROSA aber tatsächlich im Präkambrium.
Mit nur zwei Songs schafft es V.I.T.R.I.O.L. – Purging The Tunnels derweil, dass abermals das Blut in den Adern gefriert, und das obwohl nicht ausschließlich neues Material zu hören ist. Beim Hören scheint es so, als wäre der Kopf vollgestopft mit Geistern, ein Gewirr aus Stimmen kommt von allen Seiten, und sie alle versuchen dich zu manipulieren – mit Erfolg. TERRA TENEBROSA sind Meister darin, ihre Songs mit bizarren Gesangsarrangements, massiven Riffs – zu denen man vieles machen kann, außer headbangen – kruden und gleichzeitig hypnotischen Rhythmen, sowie verstörenden Synthesizern bis an die äußersten Grenzen aufzupumpen. Das Kunststück ist, dass immer noch genügend Raum bleibt, dass du dich dennoch darin verlieren kannst. Draining The Well, ist ein siebzehnminütiges, bisher unveröffentlichtes Stück, das alles bietet was TERRA TENEBROSA auf den letzten beiden Alben ausgemacht hat und wie ein definitiver, kompromissloser Schlusspunkt wirkt. Eben wie ein kleiner Tod: Danach wartet eigentlich nur das Nichts. Und doch gibt es auf V.I.T.R.I.O.L. – Purging The Tunnels noch einen zweiten Track. Apokatastasis ist vergleichsweise eingängig, besticht aber gerade dadurch. Dieser Song war bereits auf der Falling Down IIV-Compilation zu hören und ist nicht grundlos der beste Track auf diesem enormen Sampler. Ein tiefes, nachtschwarzes, absolut faszinierendes Loch mit sagenhaften Riffs. Ein brillantes Stück.
So intensiv wie damals BREACH sind auch TERRA TENEBROSA, ihre beiden außergewöhnlichen Alben The Tunnels und The Purging zeigten allerdings eine viel bizarrere, surreale Welt als die Hardcore-Innovateure. Sie sind eine der wenigen Bands, die in diesen Zeiten wirklich einzigartig sind und etwas Bahnbrechendes bieten. V.I.T.R.I.O.L. – Purging The Tunnels ist eine Art Zugabe für diejenigen, die sich an den ersten beiden Alben nicht satthören konnten, gleichzeitig ist es ein absolutes, konsequentes Ende in diesem Kapitel der Band. Essentiell ist dieses Album, das nur auf Vinyl und digital veröffentlicht wird, vorwiegend für die treue Gefolgschaft des schwedischen Phantoms. Selbst wenn diese EP nicht denselben Legendenstatus besitzen wird wie die beiden Alben (auch weil kein so großer Gesamteindruck vorhanden ist, wie bei The Tunnels und The Purging), Die Hards brauchen V.I.T.R.I.O.L. – Purging The Tunnels mit seiner Abgründigkeit, unendlichen Tiefen und Boshaftigkeit und seiner reinigenden Wirkung unbedingt.
Veröffentlichungstermin: 10. April 2014
Spielzeit: 24:37 Min.
Line-Up:
Cuckoo
Hibernal
Risperdal
Label: Apocaplexy Records
Homepage: http://www.myspace.com/terratenebrosa
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/terratenebrosaofficial
Tracklist:
1. Draining The Well
2. Apokatastasis