ICED EARTH, WARBRINGER und ELM STREET am 12. Februar 2014 in der Essigfabrik, Köln

ICED EARTH, WARBRINGER und ELM STREET am 12. Februar 2014 in der Essigfabrik, Köln

Nachdem ICED EARTH sich, was die Qualität ihrer Alben angeht, ab Dystopia wieder halbwegs berappelt hatten, war auch die folgende Tour eine runde Sache. Alleine schon, dass die Band damals endlich mal wieder Dantes Inferno in der Setlist hatte, welches von Stu Block absolut fantastisch dargeboten wurde, war das Eintrittsgeld wert. Zwei Jahre nach dieser Tour sind ICED EARTH wieder an gleicher Stelle zu Besuch. Und da auch Plagues Of Babylon ein mehr als solides Album geworden ist, gab es keinen Grund, nicht wieder dabei zu sein.

Als erste Vorband durften die Australier ELM STREET ran. Es gibt auch eine italienische Band gleichen Namens, hier waren aber die Aussies am Start. Deren Power Thrash war ansprechend melodisch und mit ein wenig spielerischer Raffinesse. Der Sänger beschränkte sich leider auf relativ typisches Geschrei. Schade, mit richtigem Gesang ala HEATHEN oder so hätte das richtig cool werden können. Aber auch so haben ELM STREET einen engagierten und grundsoliden Auftritt hingelegt.

ELM

Schon während des Auftritts von ELM STREET machte sich in mir der Verdacht breit, dass WARBRINGER im Anschluss mit den Australiern den Boden aufwischen würden. Und so kam es dann auch. WARBRINGER waren sowohl vom Stageacting als auch vom Songmaterial eine andere Liga. Und das trotz der linken Bühnenseite, auf der Bassist Ben Mottsman und Gitarrist Adam Caroll im Vergleich zum Rest der Band eher unmetallisch aussahen, dies allerdings durch eine spielerisch starke Performance ausglichen.

WARBRINGER:

Von solchen Oberflächlichkeiten abgesehen, boten WARBRINGER allerdings das volle Programm. Natürlich konzentrierten sich die L.A. Thrasher vor allem auf ihr aktuelles Album IV Empires Collapse, von dem unter anderem Iron City, The Turning Of The Gears, Hunter-Seeker sowie Towers Of The Serpent zum besten gegeben wurden. Aber auch die anderen drei Alben wurden nicht vernachlässigt und unter anderem mit Living In A Whirlwind, Living Weapon und Total War gewürdigt. Frontmann John Kevill schaffte es, sowohl als Sympathieträger als auch als aggressives Front-Vieh zu überzeugen. Dementsprechend wurden WARBRINGER auch mit reichlich Applaus bedacht, auch wenn es nichts mit dem gewünschten Moshpit wurde. Eine Menge neue Fans dürfte sich die Band auf dieser Tour aber bestimmt gesichert haben, und das vollkommen zu recht.

Nachdem WARBRINGER schon eine Klasse besser waren als ELM STREET, ging es von der Bundesliga in die Champions-League. ICED EARTH waren einfach in allen Belangen noch mal eine Klasse besser als ihre Landsmänner. Stageacting, Light-Show (okay, als Headliner zugegebenermaßen nicht verwunderlich), Performance – da stimmte einfach alles. Stu Block muss sich als Frontmann nicht vor Mat Barlow verstecken, seinen Vorgänger Tim Owens steckt er sowieso mit links in die Tasche. Bassist Luke Appleton machte seinen Job als Ersatz für Freddie Vidals ebenfalls ziemlich gut, auch wenn letzterer schon eine verdammt beeindruckende Bühnenpräsenz hatte, an die sein Nachfolger nicht ganz heran kommt. Jon Schaffer gab sich eher professionell und routiniert, während sich Lead-Gitarrist Troy Seele wie gewohnt im Hintergrund hielt.

ICED

Worüber man an diesem Abend definitiv streiten konnte war die Setlist. Ein Drittel der Songs stammte vom aktuellen Album, was irgendwo nachvollziehbar ist. Dazu kamen zwei Songs von Dystopia und ein deutlicher Fokus auf The Dark Saga und Burnt Offerings. Vom Glorious Burden-Album spielte man mit Red Baron / Blue Max einen der schwächeren Songs eines unnötigen Albums. Dafür wurden Night Of The Stormrider, Burnt Offerings, Horror Show, Framing Armageddon und The Crucible  Of Men, also fünf von elf Studioalben mit keinem einzigen Song in der Setlist berücksichtigt. Bei Burnt Offerings ist man das mit Ausnahme der letzten Tour leider gewohnt, bei Framing Armageddon und The Crucible  Of Men ist es – von Ten Thousand Strong vielleicht mal abgesehen – nicht schade drum, und beim gerade bei den jüngeren Fans doch recht beliebten Horror Show zumindest fragwürdig. Aber was zum Teufel hat Jon Schaffer geritten, als er die Entscheidung traf, Night Of The Stormrider komplett außen vor zu lassen?

Aber genug gemeckert, denn trotz der in meinen Augen fragwürdigen Setlist war der Abend nicht arm an Höhepunkten.  A Question Of Heaven beispielsweise war zumindest für mich DAS Highlight des Abends. Der Song ist zwar keine absolute Rarität im Live-Programm der Band, aber eben auch kein Standard, dafür aber mit Sicherheit einer der besten und emotionalsten ICED EARTH-Songs überhaupt. Da war Gänsehaut angesagt. Among The Living Dead musste in Köln leider ohne Hansi Kürsch auskommen, der einen Tag später in Bochum einen Gastauftritt bei eben diesem Song hatte. Trotzdem zählte der Song ebenfalls zu den Highlights des Abends. Blessed Are You spielen ICED EARTH auch nicht allzu oft live. Ich muss allerdings auch sagen, dass der Song neben Melancholy und Watching Over Me vom selben Album ein wenig blass bleibt. Letzteres kam im Zugabenblock, Melancholy wurde, wie schon beim letzten Mal, gar nicht erst gespielt. Dafür gab es mit If I Could See You vom aktuellen Album noch eine dritte Ballade, was meiner Meinung nach eine zu viel war.

ICED

Der Zugabenblock startete in Form von The Coming Curse gleich mit dem, neben A Question Of Heaven, zweitbesten Song des Abends. Viel besser kann man ein Power Metal-Epos mit Thrash-Kante nicht komponieren. Es folgten Dystopia und der Publikumsliebling Watching Over Me, bevor Iced Earth wie üblich das Konzert beendete. Insgesamt muss man ICED EARTH attestieren, an diesem Abend erneut eine großartige Leistung abgeliefert zu haben. Was die Setlist angeht waren die Amis auf der letzten Tour allerdings deutlich besser aufgestellt und hatten die besseren Überraschungen in der Setlist. Trotzdem war es ein mehr als gelungener Abend, bei dem auch das Vorprogramm klasse war. Nächstes Mal darf die Setlist trotzdem gerne wieder ausgewogener sein, Herr Schaffer.

 

Fotos: (c) Daniel Orth / vampster.com

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