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AYREON: The Theory Of Everything

Opulent, folkig, metallisch, proggy, spacig – ein typisches, gutes AYREON-Album, das lediglich textlich Risiken und Nebenwirkungen hat.

The Theory Of Everything fügt sich nahtlos in das bisherige AYREON-Schaffen ein. Man bekommt eine gute Mischung geboten aus Progressive Metal, Progressive Rock und Folk Rock, die von einer durchgehenden Geschichte zusammengehalten wird. Da die einzelnen Figuren sehr eindimensional wirken, schadet es allerdings nichts, sich der Musik unbedarft zu nähern. Im Gegensatz zu früheren Werken hat Arjen Lucassen dieses Mal überhaupt keine einzelnen Lieder arrangiert, sondern eine Aneinanderreihung einzelner Passagen, die allerdings gerne mal ein Vers/Refrain-Schema wiederholen. Wer durchkomponierte Opulenz voll verschlungener Melodien und Themenvariationen im Stile von DREAM THEATERs Metropolis Part 1 erwartet, wird freilich enttäuscht. Klar, einzelne Hauptthemen werden regelmäßig aufgegriffen (und in der Trackliste entsprechend durchnummeriert). Auf den Hörer wartet aber dennoch reichlich Arbeit, bis das gesamte Album einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Wie bei AYREON üblich werden Stilgrenzen regelmäßig visafrei überschritten. Das an Mike Portnoy erinnerte Schlagzeugspiel von Ed Warby verleiht vielen Teilen einen metallischen Grundcharakter. Der Gesang von Tommy Karevik (KAMELOT) verbreitet zusammen mit Geigen- und Klavier-Einschüben KANSAS-Feeling. In die Progrock-Oldie-Ecke passen auch die (eher unspektakulären) Einsätze von John Wetton (ASIA, UK, KING CRIMSON). Wenn wie bei der Hauptmelodie zu Beginn diese beiden Welten aufeinandertreffen – bombastische Hammond-Klänge und kraftvolle Gitarren -, dann breitet sich unwillkürlich ein freudiges Strahlen in meinem Gesicht aus. Nicht nur hat diese Kombination Seltenheitswert, nein, in dieser formvollendeten Brillanz bekommt man sie fast nirgendwo sonst zu hören. Ein weiterer kompositorischer Höhepunkt ist das instrumentale Progressive Waves mit seiner tollen Folk-Hookline.

Zwischen diesen Lichtpunkten gibt es freilich auch Durststrecken, bei denen besonders stört, dass der gesamte Gesang aus Mono- und Dialogen besteht. Stellenweise ist es von der Wirkung her nicht mehr weit bis zum Rezitativo der Oper. Vergeblich wartet man auf eine Weltklasseaktion im letzten Drittel, wie andere Konzeptalben sie beispielsweise in Form von The Needle Lies boten. Hinzu kommt die Spieldauer von anderthalb Stunden, die Kondition voraussetzt und die Frage aufwirft, ob man alles Wesentliche nicht auch in der halben Zeit hätte sagen/singen können. AYREON-Fans dürften sich daran natürlich wenig stoßen, zumal sie die Verwendung verschiedener Sänger/innen innerhalb eines Stücks ja inzwischen gewohnt sind. Zudem schreitet die Handlung der Rahmengeschichte bis zum Ende fort und kommt zu einem schlüssigen Finale. Dem Albumtitel entsprechend geht es dabei um Familie, Wissenschaft, Karriere, Liebe, Medikamente, Verbrechen – also so ziemlich alles außer Fußball. Wie eingangs beschrieben bietet The Theory Of Everything die Weiterentwicklung, wie man sie bei SPOCK´S BEARD – und letztlich auch AC/DC einst beobachten konnte. Einmal mehr hat Arjen Lucassen ein gutes Album aufgenommen, auf dem er sich nach Lust und Laune austobt, so dass er damit niemanden enttäuschen wird, der sein bisheriges Schaffen großartig fand.

Veröffentlichungstermin: 25.10.2013

Spielzeit: 89:54 Min.

Line-Up:
Arjen Lucassen: Gitarre, Bass, Mandoline, Keyboards

Gäste:
Ben Mathot: Geige
Maaike Peterse: Cello
Jeroen Goossens: Flöte
Michael Mills: Bouzouki
Ed Warby (ex-GOREFEST, 11TH HOUR): Schlagzeug
Marco Hietala (NIGHTWISH): Gesang
Keith Emerson (ELP): Keyboard
Janne ‘JB’ Christoffersson (GRAND MAGUS): Gesang
Rick Wakeman (YES): Keyboard
Cristina Scabbia (LACUNA COIL): Gesang
Jordan Rudess (DREAM THEATER): Keyboard
Michael Mills (TOEHIDER): Gesang
Steve Hackett (ex-GENESIS): Gitarre
John Wetton: Gesang
Sara Squadrani (ANCIENT BARDS): Gesang
Tommy Karevik: Gesang
Troy Donockley: Flöten, Dudelsack

Produziert von Arjen Lucassen
Label: Inside Out

Homepage: http://www.arjenlucassen.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/ArjenLucassenOfficial

Tracklist:
Phase I: Singularity
1. Prologue: The Blackboard
2. The Theory Of Everything Part 1
3. Patterns
4. The Prodigy’s World
5. The Teacher’s Discovery
6. Love And Envy
7. Progressive Waves
8. The Gift
9. The Eleventh Dimension
10. Inertia
11. The Theory Of Everything Part 2

Phase II: Symmetry
12. The Consultation
13. Diagnosis
14. The Argument 1
15. The Rival’s Dilemma
16. Surface Tension
17. A Reason To Live
18. Potential
19. Quantum Chaos
20. Dark Medicine
21. Alive!
22. The Prediction

Phase III: Entanglement
1. Fluctuations
2. Transformation
3. Collision
4. Side Effects
5. Frequency Modulation
6. Magnetism
7. Quid Pro Quo
8. String Theory
9. Fortune?

Phase IV: Unification
10. Mirror Of Dreams
11. The Lighthouse
12. The Argument 2
13. The Parting
14. The Visitation
15. The Breakthrough
16. The Note
17. The Uncertainty Principle
18. Dark Energy
19. The Theory Of Everything Part 3
20. The Blackboard (Reprise)

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