WATAIN: The Wild Hunt

Mehr ein Herumstolpern mit verbundenen Augen als eine wilde Jagd: WATAIN wollen sich entwickeln, wirken aber überfordert.

WATAIN gehen auf die Wilde Jagd – und wer, wenn nicht sie, würde zu dieser grimmigen Rauhnachtsvolkssage besser passen? WATAIN waren schon immer die ganz Bösen im finsteren Business, sind irgendwie anders gepolt als der normale Durchschnittssatanist. Und doch, das was WATAIN als Weiterentwicklung verkaufen wollen, als das bisher am abwechslungsreichsten Album, ist ein wenig unentschlossen und teilweise sogar ganz schön kitschig. The Wild Hunt öffnet den Klang von WATAIN in überraschende Richtungen, zerschießt dadurch aber den Gesamteindruck, der hätte entstehen können. Obwohl, im Gegensatz zu Lawless Darkness und Sworn To The Dark klingt The Wild Hunt sowieso eher wie eine Sammlung grimmiger, unheiliger Songs, die hier und da ausbrechen, mal in Richtung BATHORY, dann wieder zu FIELDS OF THE NEPHILIM schielen.

Was ich hier für eine Scheiße erzähle? Fangen wir doch von vorne an. Night Vision ist ein typisches atmosphärisches und düsteres Intro, danach gibt es mit De Profundis einen recht thrashigen Einstieg und Black Flames March sowie All That May Bleed sind eher typische, wenn auch nicht besonders überragende WATAIN-Songs. Ab The Child Must Die mit seinem starken Achtziger-Jahre-Einschlag im Drumming und den kitschigen Leadgitarren wird The Wild Hunt zu einer schwierigen Angelegenheit. WATAIN fangen sich zwar immer wieder, das rasante Sleepless Evil, Outlaw mit seinem dreckigen Rock-and-Roll-Solo und das einfach klassische gute, finstere und sehr epische Holocaust Dawn mit seinem gewitzten Akkordeoneinsatz – man sieht, dass derartige Experimente doch gut gehen können – zeigen die Schweden von ihrer boshaften und kompromisslosen Seite, von der Seite, die wir an ihnen so mögen. Aber auch das kann The Wild Hunt nicht die Magie einhauchen, die das Album bräuchte.

They Rode On ist trotzdem ein bemerkenswertes Stück, eines, das tatsächlich nach FIELDS OF THE NEPHILIM klingt und eine gewisse düstere, elegische Magie ausstrahlt. In diesem Rahmen wirkt es allerdings deplatziert und hineingezwängt. Vielleicht hätte es auch nur von einer anderen Band geschrieben werden müssen, They Rode On steht im Gegensatz zu WATAINs animalischer Wildheit und wirkt in letzter Konsequenz doch erzwungen, vor allem wenn gegen Ende der unvermeidliche weibliche Gesang einsetzt. Besser ist das Titelstück, das eine authentische, epische Verneigung vor BATHORY darstellt. Nur das Ende des Songs vernichtet die Atmosphäre gnadenlos durch einen fragwürdigen Einsatz einer melancholischen Mariachi-Gitarre. WATAIN, please.

Immerhin, die Gitarrenarbeit ist wie üblich stark, reicht von grimmig und kalt bis zu melodiös, das Drumming ist sauber und direkt und der Gesang von E überzeugt sowohl in seinem gewohnten extremen Bereich als auch beim Klargesang, der tatsächlich etwas an Carl McCoy erinnert. Letzten Endes haben WATAIN im Vergleich zu den drei starken Vorgängern ein vergleichsweise schwaches Album zu verantworten, das aber aller Kritik zum Trotz auch gute Momente hat. Es ist natürlich begrüßenswert, dass sich die Schweden um Veränderung und Neudefinition bemühen, aber es geht an verschiedenen Ecken schief, die Band wirkt oft einfach überfordert. Weder ist ein guter Gesamteindruck gegeben noch ist The Wild Hunt ein ausgereiftes Album. Vielleicht ist das einstündige Werk auch nur ein Zwischenschritt für WATAIN, eine Suche nach einem neuen Charakter. Statt einer wilden Jagd wirken WATAIN wie Lahme, die mit verbundenen Augen herumstolpern. Schade.

Veröffentlichungstermin: 16. August 2013

Spielzeit: 62:49 Min.

Line-Up:
E – Vocals
P – Guitar
H – Battery
Set – Live Guitar
A – Live Bass

Label: His Master´s Noise / Century Media

Homepage: http://www.templeofwatain.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/watainofficial

Tracklist:
1. Night Vision
2. De Profundis
3. Black Flames March
4. All That May Bleed
5. The Child Must Die
6. They Rode On
7. Sleepless Evil
8. The Wild Hunt
9. Outlaw
10. Ignem Veni Mittere
11. Holocaust Dawn

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