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KILLING JOKE: MMXII

Kein Totalausfall, aber auch kein Grund für übermäßige Adrenalinausschüttung – KILLING JOKE rocken wie alte Männer.

Peinlich, peinlich, wenn der Albumtitel schon die Verspätung dieser Besprechung verrät. Was hat mich davon abgehalten, MMXII früher zu reviewen, mal vom schreienden Baby, einem Arsch voll Arbeit und der Notwendigkeit, mit der Vampster-Chefetage Grappa zu trinken? Noch dazu als bekennenden KILLING JOKE-Fan der letzten ein, zwei Dekaden? Nun, es ist manchmal schon schwer genug, Langeweile bei mediokren Alben von Bands, die keinen besonderen Stellenwert im persönlichen Musikuniversum einnehmen, in Worte zu fassen. Noch komplizierter wird die Angelegenheit, wenn man eine Platte wieder und wieder hört mit der Absicht, sie endlich, endlich gut zu finden, weil man doch die Band als visionär, autonom und mitreißend schätzt.

Doch ganz egal, wie viel Zeit man MMXII zum Reifen gewährt, aus lausigen Trauben wird kein Großes Gewächs. Mal ganz davon abgesehen, dass sich Jaz Coleman thematisch mittlerweile ganz schön far out bewegt, gibt es leider nichts, was die ersten beiden Songs, Pole Shift und Fema Camp, auch nur annähernd erwähnenswert macht. Erst Rapture bietet immerhin diese unwiderstehlichen langgezogenen Refrainschreie, für die man Tracks wie Lightbringeeeeeeeeeeeer liebt, gefolgt von prägnant-simpel-effektiver Gitarrenarbeit im Triolenhoppler Colony Collapse und dem bis dahin schmerzlich vermissten treibenden Mitnickrhythmus in Corporate Elect. Doch diese Trademarks bleiben allein auf weiter Flur, statt gemeinsam einen weiteren Höhepunkt im Schaffen von KILLING JOKE zu markieren. Dann endlich – Song sechs entschädigt für die kreative Dürre der ersten Albumhälfte. Dabei ist In Cythera eher untypisch für die spätere Schaffensphase der Neuseeländer. Am besten lässt der Track sich mit THE CURE meets Wave meets eine Kanne Kaffee extra für den Drummer umschreiben, gekrönt von erstaunlich gefühlvollem Gesang. Die düstere Ausrichtung versucht das darauf folgende Primobile aufzugreifen, verläuft dann aber doch im Sande, statt die finstere Atmosphäre für einen gelungenen Endspurt aufrechtzuerhalten. Glitch, Trance und On All Hallow´s Eve beenden dann das bislang wohl durchwachsenste KILLING JOKE-Album seit der gewöhnungsbedürftigen Anfangsphase ohne Totalausfall, aber auch ohne zusätzliche Adrenalinausschüttung. Dass da die im Infoschrieb beschworene Endzeitstimmung bezüglich des Titels anno 2013 eher putzig wirkt, passt da bei aller Trödelei auf Rezensentenseite wie die Faust aufs Auge.

Veröffentlichungstermin: 02.04.2012

Spielzeit: 50:52 Min.

Line-Up:
Jaz Coleman
Geordie Walker
Youth
Paul Ferguson

Label: Spinefarm Records

Homepage: http://www.killingjoke.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/killingjokeofficial

Tracklist:
01. Pole Shift
02. Fema Camp
03. Rapture
04. Colony Collapse
05. Corporate Elect
06. In Cythera
07. Primobile
08. Glitch
09. Trance
10. On All Hallow´s Eve

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