RPWL: Beyond Man And Time

Supersoftprogrock – oder doch einfach nur Pop mit uneingängigen Texten und ausgedehnten Mittelteilen? Das ist hier die Frage.

Flüssige 4/4-Takt-Rhythmen bestimmen das Geschehen, während der Gesang zurückhaltend, fast schon flüsternd daherkommt. Die Weite der Kompositionen erinnert bisweilen an die Klangteppiche von PINK FLOYD. Gerade der entspannte Schlusstrack The Noon erzwingt diesen Vergleich förmlich, auch die Band ihn vielleicht satt haben mag. Lässt man sich in die Musik fallen, treibt sie einen mit in Richtung Ferne. Passend dazu gibt es textlich einen Roadtrip durch philosophische Gefilde, ein Plädoyer zum eigenen Denken (Yogi Lang), das lieber unverbindlich bleibt, als Egomanie zu predigen.

So richtig warm werde ich mit diesem Album nicht. Die Stücke dümpeln zu sehr vor sich hin – eine Postkarte, die den Hafen des Lebens zeigt, dabei aber die Knochenarbeit der Fischer nicht einmal ansatzweise andeutet. Wer es gerne ruhig mag, findet auf Beyond Man And Time über 70 Minuten unaufdringliche Songs, bei denen man sich ernsthaft fragen muss, ob das nun Supersoftprogrock oder doch einfach nur Pop mit uneingängigen Texten und ausgedehnten Mittelteilen ist. Da Popmusik in der Regel zügig zur Sache kommt, lässt sich der Prog-Stempel gerade so noch rechtfertigen. Wer damit allerdings Gefrickel oder Klangexplosionen verbindet, wird dieses Album bestenfalls wegen der leicht entrückten, aber keinesfalls depressive Stimmung schätzen. Selbst wenn das Grundtempo mal ansatzweise flott wird (Unchain The Earth, The Road Of Creation), erinnern RPWL eher an MARILLION oder gar U2 als an GENESIS und KING CRIMSON. Das Fehlen von griffigen Hooklines (einzige marginale Ausnahme The Wise In The Desert) und der farblose Gesang torpedieren die Massentauglichkeit des Albums, lassen es gleichzeitig aber auch wie aus einem Guss klingen. Hier macht das Albumformat noch Sinn.

Wo man früher noch nachts beim Betrachten des Testbilds im Fernsehen die Gedanken schweifen lassen konnte, bieten Alben wie dieses mit fast schon meditativen Gesangslinien und Soloeinlagen eine Möglichkeit unsere schnelllebige Zeit zumindest temporär auf Pause zu stellen. Im Vergleich zu früheren RPWL-CDs wirkt Beyond Man And Time noch etwas homogener und flüssiger. Gravierende Entwicklungen im Bandsound sind allerdings keine auszumachen, was zumindest einen Teil der Fans sicher freut. Da ich mich auch beim wiederholten Hören ein ums andere Mal dabei ertappe, wie ich nachschaue, ob bereits ein neues Lied begonnen hat oder ob sich nur mal wieder ein Soloteil verselbstständigt hat, bleibt jedoch ein fader Nachgeschmack, so dass ich jetzt erstmal zur Abwechslung eine Runde IQ auflege.

Veröffentlichungstermin: 09.03.2012

Spielzeit: 73:21 Min.

Line-Up:
Yogi Lang: Gesang, Keyboard
Kalle Wallner: Gitarre
Markus Jehle: Keyboard
Werner Taus: Bass
Marc Turiaux: Schlagzeug
Label: Gentle Art Of Music

Homepage: http://www.rpwl.net

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/rpwl

Tracklist:
1. Transformed
2. We Are What We Are (The Keeper)
3. Beyond Man And Time (The Blind)
4. Unchain The Earth (The Scientist)
5. The Ugliest Man In The World (The Ugly)
6. The Road Of Creation (The Creator)
7. Somewhere In Between (The Dream Of Saying Yes)
8. The Shadow
9. The Wise In The Desert
10. The Fisherman
11. The Noon

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