PRETTY MAIDS: Ken und der große Koffer

Trends kommen und gehen genauso wie Bassisten. PRETTY MAIDS dagegen klangen schon immer nach PRETTY MAIDS. Auf ihrem jüngsten Live-Album zeigen die Dänen einmal mehr, dass sie frisch wie eh und je daherrocken. Warum also nicht mit Ronnie Atkins über den aktuellen Band-Status, die guten alten 80er und all das, was dazwischen passiert ist, sprechen?

Trends kommen und gehen genauso wie Bassisten. PRETTY MAIDS dagegen klangen schon immer nach PRETTY MAIDS und tun das auch heute noch voll und ganz. Auf ihrem jüngsten Live-Album It Comes Alive – Maid In Switzerland demonstrieren die Dänen einmal mehr, dass sie so frisch wie eh und je daherrocken. Warum also nicht die Gelegenheit nutzen und mit Sänger Ronnie Atkins über den aktuellen Status quo, die guten alten Zeiten (alias die 80er) und all das, was dazwischen passiert ist, sprechen?

It Comes Alive ist bereits euer drittes Live-Album. Worin unterscheidet es sich von den ersten beiden?

Der Hauptunterschied ist, dass diesmal eine DVD dabei ist. Die DVD gibt es, weil wir seit vielen Jahren immer wieder danach gefragt worden sind. Das trifft sich jetzt auch gut mit unserem 30-jährigen Bandjubiläum. Um ehrlich zu sein, habe ich die alten Live-Alben seit Jahren nicht mehr angehört. Das aktuelle Album ist im Wesentlichen ein Dokument der Pandemonium-Tour. Und immerhin sind seit der letzten Live-Scheibe zehn Jahre vergangen. Das Spannende an der neuen Veröffentlichung ist sicher die DVD, wobei wir bei den Aufnahmen einen guten Abend erwischt haben, so dass das Endresultat ansprechend klingt.

Wie lange hat die Nachbearbeitung der Produktion gedauert?

Ziemlich lange, da wir bisher noch nie eine DVD gemacht hatten. Das aufgenommene Konzert fand bekanntlich am 1. Oktober statt und wir waren dann erst Ende Januar mit dem Album fertig. Der Schnitt hat viel Zeit gekostet.

Habt ihr euch von den DVDs anderer Bands inspirieren lassen?

Eigentlich nicht. Ich schaue selten DVDs an. Meistens schaue ich mir Spielfilme an. Deshalb haben wir mit den Leuten von ROAX Media zusammengearbeitet, die gute Arbeit abgeliefert haben. Wir sind über Empfehlungen von anderen Leuten auf sie gestoßen, denn ich hatte wenig Ahnung, wie eine DVD-Produktion so abläuft.

Wo du Spielfilme ansprichst: Gibt es einen Film, einen Regisseur oder Schauspieler bzw. Schauspielerinnen, bei denen ihr gerne die Band in ihren Filmen wärt?

Ich wäre gerne in einem Film mit Jack Nicholson. Aber es gibt natürlich viele gute Filme und Schauspieler und Schauspielerinnen. Zu meinen Lieblingsstreifen gehört die Der Pate-Trilogie.

PRETTY
It Comes Alive – Maid in Switzerland umfasst 2CDs und eine DVD, die beim Auftritt der Band am 1. Oktober 2011 in Pratteln mitgeschnitten wurden.

Welche Erwartungen habt ihr für das Live-Album?

Viele Leute, die uns bislang nicht live erleben konnten – wie beispielsweise in Russland oder Südamerika -, haben nun die Gelegenheit zu sehen, worum es bei PRETTY MAIDS anno 2012 im Wesentlichen geht. Ich hoffe, dass die Leute gut unterhalten werden. Vielleicht schaffen wir es auch noch, ein paar Konzerte dazu zu spielen, wobei als nächster Schritt aber eigentlich ein neues Studioalbum geplant ist. It Comes Alive ist da eher eine Art Zwischenspiel. Ich bin mit den Rückmeldungen bislang jedenfalls glücklich und zufrieden.

An welchem Punkt der Bandgeschichte hat sich herauskristallisiert, dass Ken und du die Bandleader sind?

Das ist seit dem ersten Tag so. Wir hatten die gleichen Ziele, die gleichen Träume – und auch die gleichen großen Egos. Schon bald waren wir damals dann diejenigen, die die Songs schrieben. Von der ursprünglichen Besetzung aus den 80ern haben 1990 dann viele die Band verlassen. Nicht direkt wegen Ken und mir, sondern wegen der allgemeinen Enttäuschung darüber, wie alles so lief. Ich selbst war kurz davor, das Handtuch zu werfen. Ken und ich blieben schließlich übrig und holten die beiden neuen Jungs in die Band. Ab da war es dann natürlich, dass wir als Bandgründer das Zepter in der Hand halten. Nichtsdestotrotz sind wir eine demokratische Band. Deshalb haben wir heute auch alle viel Spaß zusammen.

Etwas später, 1994, habt ihr dann bei Massacre Records unterschrieben und dort in der Folgezeit einige Alben veröffentlicht. Mit welchem dieser Alben habt ihr deiner Meinung nach am meisten erreicht?

Das kann jetzt kommerziell oder künstlerisch betrachten. Damals standen Hardrock und Heavy Metal nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit wie noch in den 80ern. Trends wie Grunge und Britpop kamen auf. Mit unserem Hardrock hatten wir es da nicht leicht. Aber ich finde, wir haben in dieser Zeit einige ziemlich gute Alben gemacht, gerade Scream, Spooked und Anything Worth Doing Is Worth Overdoing. Was das Songwriting angeht, war Spooked wohl am stärksten.

Die Frage ist nicht ganz uneigennützig, da ich alle eure Alben bis zu Screamin` Live habe und ansonsten nur noch Planet Panic und das neue. Insofern weiß ich jetzt, was als nächstes auf meinen Einkaufszettel kommt.

Anything Worth Doing Is Worth Overdoing und Spooked sind definitiv gute Alben. Carpe Diem ist auch nicht übel; jedenfalls besser als Planet Panic. Aber das ist freilich Geschmacksache! Jeder hat so seine Lieblinge.

Deshalb frage ich auch gar nicht erst nach den Alben aus den 80ern. Bei euren ersten vier Alben haben die meisten Leute jeweils ihre klaren Favoriten und Klassiker.

Wenn der Name PRETTY MAIDS fällt, denken die Leute oft zuerst an Red, Hot and Heavy und Future World. Diese Alben haben den Bandsound einfach definiert und werden entsprechend als Meilensteine der Bandgeschichte angesehen. In meiner persönlichen Top3 ist allerdings auch noch Pandemoneum mit dabei.

Ich bin inzwischen 32 Jahre alt. Ich habe Anfang der 90er PRETTY MAIDS mit Jump The Gun kennen gelernt. Dieses Element der ersten Begegnung spielt vermutlich auch mit rein, wenn es darum geht, welches Album man persönlich am meisten mag. Nachdem ihr in den 80ern bereits in den USA im Studio wart und dort Medienpräsenz hattet, steht dieses Jahr euer erster Live-Auftritt in den Vereinigten Staaten auf dem Programm. Was ist das für ein Gefühl?

Damals in 1987 waren die USA im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Wir haben Future World dort drüben aufgenommen, Videos gedreht und viel Werbung gemacht. Später in dem Jahr gingen wir dann mit DEEP PURPLE auf Tour und traten u.a. beim Monsters of Rock auf. Da bekamen wir das Angebot, drei Wochen lang mit WHITESNAKE, die damals mit ihrem 1987-Album großen Erfolg hatten, auf Tour zu gehen. Leider mussten wir das Angebot ausschlagen, da wir uns bereits für die DEEP PURPLE-Tour verpflichtet hatten. Das war vermutlich ein großer Fehler. Hätten wir die Chance nutzen können, als wir damals super eingespielt waren, hätte die Situation vielleicht ganz anders aussehen. Das Jump The Gun-Album verkaufte sich in Amerika dann nicht besonders gut. So schwand das Interesse an der Band langsam und in den 90ern konnten amerikanische Firmen nichts mehr mit uns anfangen. Dieses Jahr haben wir bereits in der Karibik bei der 70000 TONS OF METAL-Kreuzfahrt gespielt. Das war unsere erste Show in Übersee. Vielleicht ergibt sich noch mehr – wir befinden uns gerade im Gespräch mit kanadischen Promotern. Vielleicht schaffen wir es auch noch nach Südamerika. Aber erst einmal bin ich jetzt gespannt auf das PROGPOWER FESTIVAL in Atlanta dieses Jahr.

Du bist in Dänemark, ich sitze in Deutschland – wenn wir jetzt in die andere geographische Richtung gehen: Wie unterscheidet sich die Bandkarriere in Japan von dem, was wir hier in Europa erleben?

Wir waren jetzt schon seit ein paar Jahren nicht mehr in Japan. Bis in die 90er spielte der japanische Markt für uns eine Schlüsselrolle. Aber die Dinge haben sich auch dort verändert. Wir hoffen freilich, dass wir wieder dort spielen können – vielleicht sogar noch Ende diesen Jahres. Es ist sicher eine andere Kultur, eine andere Mentalität. Aber die Fans sind toll, das Publikum ist gut. Das Publikum ist auch in Europa und Deutschland gut. Ich trete einfach gerne vor Leuten auf, egal wo. In Japan ist es zwischen den Stücken immer völlig still. Nicht weil es den Leuten nicht gefällt – es sind einfach andere Sitten.

Wann stehst du morgens gewöhnlich auf, wenn ihr auf Tour seid?

Ich stehe sehr früh auf. In den letzten zehn Jahren habe ich angefangen, mehr auf meine Stimme aufzupassen. In der guten alten Zeit habe ich die Nächte durchgefeiert mit den anderen Jungs zusammen. Da fiel ich dann um 7 Uhr morgens ins Bett. Aber das hält meine Stimme nicht mehr aus. Also trinke ich nach dem Auftritt vielleicht noch ein, zwei Bier und verziehe mich in meine Koje, wo ich noch ein bisschen lese oder so. Dann stehe ich meisten zwischen 7 Uhr und 7.30 Uhr auf, trinke einen Kaffee, rauche eine Zigarette.

Und wann stehst du auf, wenn ihr nicht auf Tour seid?

Um die gleiche Zeit. Manchmal bin ich auch schon um 6 Uhr auf den Beinen.

Welches Bandmitglied hat auf Tour den größten Koffer dabei?

Ganz klar Ken Hammer. Er schleppt immer einen ganzen Haufen Scheiß mit sich rum. Die Frage hat mir noch nie jemand gestellt.

Welches Bandmitglied wäre der beste Autorennfahrer?

Unser Bassist Rene Shakes. Er war früher mal Rennfahrer hier in Dänemark. Keine Formel 1, aber er ist sehr Motorsport-begeistert. Als wir dieses Jahr in Miami waren, haben wir uns zwei Cabrios gemietet und sind Key West entlang gefahren. Ich saß mit ihm im Wagen und muss sagen, dass er sehr gut mit Autos umgehen kann.

1994 hast du BLIND GUARDIAN im Studio bei den Backing Vocals unterstützt, als sie Imaginations From The Other Side aufnahmen. Was für ein Erlebnis war das für dich als ausgewiesener Leadsänger?

Nun ja, sie haben mich hervorragend bezahlt! (lacht) Nein, es war lustig. Wir hatten gerade das Scream-Album fertiggestellt mit Flemming Rasmussen als Produzent, der dann anschließend auch das BLIND GUARDIAN-Album produzierte. Er rief mich an und fragte mich, da Hansi, deren Sänger, ein alter PRETTY MAIDS-Fan war, insbesondere vom Future World-Album. Er wollte mich gerne als Sänger dabeihaben für die Backing Vocals. Mir machte das nichts aus, also verbrachte ich einen Tag mit ihnen im Studio. Das waren wirklich nette Jungs, allesamt. Ich begegne Hansi von Zeit zu Zeit auf Festivals, ein sympathischer Typ. Ich mag insbesondere das Titelstück von dem Album.

Denkst du, ihr werdet noch einmal zur Produktivität der späten 90er-Jahre zurückkehren, als ihr drei Alben in vier Jahren produziert und veröffentlicht habt?

Ich weiß nicht. Momentan gönnen wir uns gerne mal eine Auszeit und machen ein neues Album dann, wenn uns der Sinn danach steht. Ich muss nicht unbedingt jedes Jahr ein neues Album veröffentlichen, zumal es heutzutage schwierig ist, CDs zu verkaufen. Nach der Veröffentlichung eines Albums können wir gut ein, zwei Jahre lang touren. Die Motivation war in den letzten Jahren ausgezeichnet, wesentlich besser als in den zehn Jahren davor. Ich finde, das hört man auch auf Pandemonium. Wir wollen diese Stimmung wieder einfangen – und dann wird es ein neues Album von uns geben. Wir haben jedenfalls schon mit dem Songwriting angefangen und kommen gut voran. Drei Alben in vier Jahren wird es aber wohl nicht mehr geben.

Das Live-Album klingt sehr natürlich und ihr wirkt generell wie eine konzertgierige Band: Wäre da eine Zukunft ohne Live-Auftritte überhaupt denkbar?

Liveauftritte sind die Grundlage der Band. Das war schon immer so. Von Anfang an haben wir davon geträumt, live zu spielen. Ganz abgesehen davon verdient man heutzutage nur noch mit Konzerten etwas Geld. Die CD-Verkäufe sind angesichts der Downloadingproblematik im Keller. Es ist verrückt. Die Livekonzerte sind mit der Hauptgrund, warum es uns immer noch gibt.

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PRETTY MAIDS live beim BANG YOUR HEAD 2011 (v.l.n.r.): Morten Sandager (Keyboard), Rene Shades (Bass), Allan Tschicaja (Schlagzeug), Ken Hammer (Gitarre), Ronnie Atkins (Gesang)

Hast du ein Lieblingsfestival?

Ich weiß nicht. Wir haben ein paar Mal beim SWEDEN ROCK gespielt, das war klasse. Beim BANG YOUR HEAD zu spielen, war auch cool. Hauptsache das Publikum ist da und hört der Band zu. Das ist das Wichtigste für mich. Wir sind ein paar Mal auf dem ROSKILDE FESTIVAL aufgetreten. Auch das HELLFEST war ziemlich stark. Ich spiele gern auf Festivals. Selbst, wenn wir statt anderthalb nur eine Stunde spielen können, herrscht auf Festivals immer eine gute Stimmung.

Hat euch eure Erfahrung als Vorband zu Beginn eurer Karriere gut auf den Ablauf von Festivalauftritten vorbereitet?

Wir machen das jetzt seit 30 Jahren, wir sind routinierte Jungs. Wir wissen, wo der Hase lang läuft. Wir haben eine gute Crew, die uns unterstützt. Manchmal geht es etwas hektisch zu, aber so ist das eben.

Hast du irgendwann schon mal Angebote von anderen Bands bekommen, die einen neuen Sänger suchten?

Ein paar Anfragen gab es im Laufe der Jahre. Aber ich unterscheide mich doch ein Stück von den klassischen Hardrock-/Heavy-Metal-Sängern. Ich war noch nie ein Sänger für hohe Töne wie HALFORD oder HELLOWEEN. Ich habe mich immer eher mit OZZY OSBOURNE verglichen. Ich vereine diese beiden Gesangsstile, zum einen der sanfte, klare Gesang, zum anderen die eher bellende Stimme. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in irgendeine andere Band hineinpassen würde. Ich hatte da auch nie ein Bedürfnis. Wenn ich einmal etwas Anderes machen möchte, würde ich es wahrscheinlich auf eigene Faust machen.

Wie hast du reagiert, als dein Sohn Sänger einer Band wurde?

Das war eigentlich eine natürliche Entwicklung. Seit er fünf oder sechs Jahre alt war, stand er bei Festivals am Bühnenrand. Er hört viel Musik, ich höre viel Musik. Inzwischen spielt er mir häufig neue Musik vor und ist voller Elan dabei. Insofern überraschte mich das nicht. Als er mir das erzählte, dachte ich nur: Endlich. Manchmal ist es freilich ein hartes Geschäft.

Du hast einen ziemlich ausführlichen Rückblick auf die ersten Jahre der Bandgeschichte für eure Homepage geschrieben. Hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt, ein Buch über die Erlebnisse von damals zu schreiben?

Ich habe diesbezüglich keine Pläne. Ich kann nur sagen, dass ich ein sehr, sehr gutes Gedächtnis habe. Ich erinnere mich noch sehr genau an Details und das jeweils dazugehörige Datum und solche Sachen. Deshalb habe ich den Rückblick geschrieben. Das macht hin und wieder auch einfach Spaß, solche Flashbacks zu betrachten.

Was passiert bei euch im Proberaum? Haltet ihr euch strikt an die Setlist für die anstehenden Konzerte? Oder spielt ihr manchmal auch andere alte Songs oder Coverversionen?

Das hat sich alles verändert. Wenn wir uns zum Proben treffen, kommt es schon vor, dass wir ein paar Riffs oder Coversachen spielen. Heutzutage proben wir allerdings nicht mehr so viel, da die Band mehr oder weniger über ganz Europa verstreut lebt. Das ist immer mit logistischem Aufwand verbunden. Wenn wir proben, dann meisten drei, vier Tage am Stück, gefolgt von einer Woche Pause oder so.

Singst du unter der Dusche?

Nein, ich habe dort striktes Singverbot von meiner Frau bekommen. Aber jenseits der Dusche singe ich genug. Wenn niemand anderes zu Hause ist, singe ich mir die Seele aus dem Leib. Meistens spiele ich dazu Gitarre. Singen ist ein tolles Mittel, um Emotionen rauszulassen, egal ob man in einer guten oder einer schlechten Stimmung ist.

Wenn ich eure Lieder so betrachte, unterteile ich sie gerne in Lieder fürs Herz und, nun ja, Lieder nicht so sehr fürs Herz. Schön früh hattet ihr Texte über politische Ereignisse, Kriege und dergleichen. Im Laufe der Zeit gab es da Stücke wie Yellow Rain, Lethal Heroes oder Virtual Brutality, die sich mit dem Weltgeschehen und dem Fehlen von Weltfrieden auseinandersetzten.

Wenn ich inspiriert bin, mache ich das, anstatt immer nur Ich-liebe-dich-Songs zu schreiben, bei denen vieles fiktiv ist. Wir sind keine politische Band. Wir machen keine politischen Aussagen. Ich bemühe mich lediglich, über Dinge zu schreiben, zu denen alle Menschen einen Bezug haben. Ich denke, dass viele der angesprochenen Probleme uns alle betreffen. Virtual Brutality wurde beispielsweise am 11. September geschrieben. Ich habe voller Entsetzen die Bilder im Fernsehen gesehen, als wäre es ein verdammter Horrorfilm. Später an dem Tag war ich mit Ken zum Songwriting verabredet. In dieser Nacht entstand dann der Song.

Überrascht es dich, dass diese Stücke kaum etwas von ihrer Relevanz eingebüßt haben?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Es ist sicher befriedigend zu erleben, dass es Stücke gibt, die für einige Leute auch nach 20 oder 30 Jahren nicht von ihrem Reiz verloren haben. Da hat man immerhin etwas erreicht. Bei so etwas fühle ich mich geehrt.

Noch eine sehr spezifische Frage: Beim Anhören des Live-Albums blieb ich am Text von Destination Paradise hängen. Mein Eindruck war sehr gemischt. Ist das ein positives Lied, wo wir in eine bessere Zukunft fliehen? Oder singst du das eher aus einer verführerischen Perspektive? Ein paar Andeutungen Richtung Drogen gibt es dort ja.

Das Stück handelt von Kokain. Der Text ist an den Stoff gerichtet. Wir haben damals viel von dem Zeug genommen.

Also kein heiles Paradies.

Nein, sicher nicht. Es ist erschreckend wie viel Macht der Stoff über manche Menschen hat. Ich war nicht kokainabhängig, aber es gab da solche Leute, die ich kenne.

Live-Fotos: Jutze

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