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A WHISPER IN THE NOISE: To Forget

Maren, Comlag und Captain Chaos mögen das folkige, todtraurige Album "To Forget" sehr.

Auf los geht´s los: Willkommen zur heutigen Vampster-Redaktionskonferenzschaltung!
Wir hören A WHISPER IN THE NOISE´s To Forget.
Auf einem bekannten Social Network postet Captain Chaos das neue Video von A WHISPER IN THE NOISE. Maren und comlag gefällt es, also wollen wir zu dritt über diese Platte sprechen.

Maren: ich persönlich find es schade, dass es so eine lange Anlaufphase hat.
CaptainChaos: Du meinst die Anlaufphase vom Album? Ja, die hätte etwas kompakter sein dürfen.
comlag: Ich finde gerade die Anlaufphase super. Einmal richtig fallen lassen. Ideale Musik um zu reisen, wie ich finde.
Maren: Aber eine Minute..?
CaptainChaos: Ich skippe meistens To Forget und steige mit Black Shroud ein. Das ist ein schöner GREGOR SAMSA-Ersatz. Wisst ihr eigentlich, wie A WHISPER IN THE NOISE leben? Ähnlich wie WOLVES IN THE THRONE ROOM, auf einer Farm.
comlag: Genau. Da läuft das Leben auch langsamer ab, da kann man sich dann auch mal eine Minute Intro erlauben.
CaptainChaos: Die Band besteht aus West Thordson, als Komponist und Multiinstrumentalist, mit dabei ist Sängerin und Violinistin Sonja Larson, die schon in einer früheren Inkarnation der Band dabei war.
comlag: Stimmt, die Band hat einige Wechsel im Line-Up hinter sich.
CaptainChaos: A WHISPER IN THE NOISE lagen eine Zeitlang auf Eis. Kennt jemand die alten Alben?
comlag: Leider nicht. Aber ich glaube ich werde mir die so schnell wie möglich besorgen. To Forget hat mich angefixt.
Maren: To Forget klingt für mich unglaublich traurig
CaptainChaos: Du meinst das Album an sich?
Maren: Nein, den Song.
comlag: Ich finde ihn irgendwie schön. Er beruhigt, bringt einen runter und bereitet einen auf die Reise in das Album vor.
CaptainChaos: Okay, weil ich finde, da sind einige etwas lebensbejahendere Momente auf dem Album. Lustigerweise auch Sad, Sad Song, wie ich finde.
Maren: Black Shroud, zum Beispiel. Überschwänglichkeit klingt trotzdem anders.
comlag: Da kann ich euch beiden zustimmen.
CaptainChaos: Naja, Black Shroud finde ich eher bedrückend. Aber klingt eben sehr nach GREGOR SAMSA.
comlag: Wenn ich schon vorgreifen darf: Ich dachte vorhin bei der Heimfahrt von der Arbeit, dass Your Hand das Zeug hat, auf meiner Liste der Songs zu landen, die ich mir wünschen würde, dass sie auf meiner Beerdigung laufen. Nicht dass ich das so schnell haben wollte, oh nein. Aber der Song verkörpert so eine gewisse Rückschau auf ein erfülltes Leben, mit den Höhen, den Tiefen und vor allem dem Vertrauen, welches die Leute rundherum einem gegeben haben.
CaptainChaos: Schön geschrieben. Finde auch, dass das was ganz Besonderes ist. Jedenfalls, ich habe Dry Land von A WHISPER IN THE NOISE. Der einzige Song, der mir da so im Gedächtnis geblieben ist, ist True Love Will Find You In The End. War folkig, ein echtes Hammerlied. Da geht To Forget schon in eine andere Richtung.

CaptainChaos: Ich bin jetzt bei A Sea Estranging Us – comlag, findest Du nicht auch, dass das nach Julee Cruise in Twin Peaks (Roadhouse Musik) klingt?
comlag: Hmm, daran habe ich bislang noch gar nicht gedacht!
CaptainChaos: Was ich etwas schade finde ist, dass West alle Instrumente, inklusive Drums selbst eingespielt hat. Ein Vollblutdrummer würde da mehr Groove reinbringen. Aber braucht es überhaupt richtigen Groove in dieser Musik?
comlag: Nein, gerade dass das Schlagzeug nur selten und akzentuiert kommt, lässt die Musik ihre Stärken entfalten, finde ich. Zuviel Groove würde doch zu sehr die Filigranität stören. Schade ist nur, dass The Sea Estranging Us so abrupt endet. A Sea Estranging Us erinnert mich sehr an BIRDS OF PASSAGE.
Maren: Julee Cruise sagt mir nichts, wem das genauso geht: A Sea Estraning Us klingt für mich sehr ätherisch, ätherischer als der Rest der Platte.
CaptainChaos: Maren, du musst mal Twin Peaks schauen, die spielt in wundervollem Outfit (90er Jahre-Grausamkeit) auf der Bühne in der Kneipe Roadhouse.
comlag: Maren, vollste Zustimmung. Ätherisch trifft´s. Das ist so schwebend.
CaptainChaos: Aber ja, finde ich auch. Nur den Schluss des Stücks empfinde ich nicht als abrupt.

Maren: Wie gehts euch mit All My?
CaptainChaos: All My klingt schon wieder total nach GREGOR SAMSA.
Maren: Die vertonte Erschöpfung.
CaptainChaos: Schön gesagt, Maren… der gedoppelte Gesang ist grandios.
comlag: Ja. I´m so tired, I can´t sleep. Trifft sehr gut so manche schlaflose Nacht.
CaptainChaos: Hier merke ich auch, wie gut das Schlagzeug klingt. Ganz simpel aufgenommen, aber mit schönem Raum. Würde mich wundern, wenn es mehr als 4 Mikros wären.
comlag: Richtig gut ist es auch bei Every Blade of Glass, so schön ungeschliffen, aber genau das macht es aus.

CaptainChaos: Wer mag das nicht? Say No to triggaz! Jetzt wirds folkig. Denke bei Sad, Sad Song an Nick Drake.
comlag: Schöner Raum auf der Stimme.
Maren: Erinnert mich sehr an NORDIC NOMADIC. Bleierner Sommer.
comlag: Die Scheibe macht auch Lust auf die kommende GRAVENHURST-Scheibe. An die musste ich beim Hören der Platte auch immer wieder denken.
CaptainChaos: Da fällt das Album ein wenig ab für mich, weiß auch nicht warum. Ist schön geschrieben, einfach, eingängig, klare Idee, aber packt mich nicht so sehr, wie der Rest.
comlag: Das Spannende daran ist, dass es trotz der eigentlich traurigen Nachricht, gleichzeitig Hoffnung ausdrückt. Das Licht am Ende des Tunnels der Depression sozusagen.
Maren: Findest du?
CaptainChaos: Ich find das alles recht fatalistisch, aber so als hätte sich jemand damit abgefunden. So wie der Krebspatient, der sich schon auf das Ende eingestellt hat.
comlag: Das triffts. Der Abschluss gefunden. Es ist traurig, aber mein Schicksal. Oder so.

CaptainChaos: Jedenfalls ist Every Blade Of Glass einer meiner Favoriten. Hat alles, was ein folkiges, trauriges Stück braucht.
Maren: Das ist mir zu dramatisch. Ich mag es zwar, aber hier bin ich raus.
comlag: Auch einer meiner Favoriten. Das ist echt ein bisschen wie der langsame Gang ins eiskalte Wasser, mit nur einem einzigen Ziel…
CaptainChaos: Ich finds interessant, dass wir alle die Platte gut finden, aber jeder auch andere Aspekte dran mag. Sozusagen was für jeden dabei.

comlag: Gut gesagt! Maya´s Song. Ich liebe Tracks mit einem so alleinstehenden Klavier.
CaptainChaos: Ja, gutes Interlude.
Maren: Regentropfen. Und aus.

CaptainChaos: Jetzt… Hammersong. Wunderbar. Your Hand. Ich sterbe vor Freunde, Traurigkeit, allem Gleichzeitig.
Maren: Einer meiner beiden Favoriten!
comlag: Ich habe dabei übrigens Assoziationen zu BLUENECKs Weaving Spider Come Not Here oder MOGWAIs I Know You Are But What Am I.
CaptainChaos: Da fällt auf, was Sonja für eine hervorragende Stimme hat. Bisschen rauchig unter dem Engelsgewand.
comlag: Ja, genauso wie Nikki King bei GREGOR SAMSAs Lessening … Your Hand ist der Hammer.
Maren: was mich an Your Hand so fasziniert ist das Schlagzeug. Klingt nach leichtem, zarten Pulsschlag, der immer mal aussetzt.
comlag: Ja, so ein feiner Puls. Gut beobachtet! Das macht echt was aus!
CaptainChaos: Ja, das ist kaum als Schlagzeug wahrzunehmen. Könnte auch nur ein Bass sein.
comlag: Ich würde sagen Drums, sanft angeschlagene oder ordentlich gedämpfte Bassdrum. Die Violine ist bei dem Song auch hervorzuheben. Wundervoll gespielt! Ich finde übrigens, das Video ist so wunderbar dazu!
CaptainChaos: Ja, das gefällt mir auch.
comlag: Die Musik ist natürlich, so unverkrampft. Und dazu einfach diese wunderschönen Aufnahmen.
Maren: Zum Songende wird´s lauter und stoppt plötzlich.
comlag: Wie der letzte Atemzug.
CaptainChaos: Herbstlich, windig, heimelig. Ich weiß schon, warum ich nicht in einer Großstadt leben möchte.
Maren: Und Grillen zirpen im Hintergrund, mit Überleitung zu Of This Sorrow

comlag: Und auch hier wieder so schönes Piano.
CaptainChaos: Beautiful. Harmonie. Of This Sorrow ist totale Harmonie.
comlag: Kaminfeuer.
Maren: Hört euch A Hymn For A Lost Soul von CRIPPLED BLACK PHOENIX an, erinnert mich sehr an Of This Sorrow.
CaptainChaos: Würde mich nicht wundern, wenn die beiden ein Paar wären. Siehe auch die Bandfotos. Das sieht vertraut aus. So spielen nur Liebende miteinander, oder Geschwister, die schon immer miteinander gespielt haben.
Maren: Favorit Nr. 2 auf To Forget.
CaptainChaos: Ging bei mir bis gerade eben immer ein wenig unter. Warum eigentlich? Tolles Lied. Und mir kommt´s so vor, als wäre das Klavier ein bisschen verstimmt. So ganz leicht. Ist das schön.
Maren: Klingt nach: Alles wird gut. Und besser, irgendwie
comlag: Ich habe es bislang auch gerne geskippt. Aber jetzt… Ein schöner Ausklang. Könnte nicht besser sein. Irgendwie versöhnlich. Maren, besser kann man´s nicht ausdrücken! …und jetzt übernehmen die Grillen das Kommando.
Maren: Grillenzirpen, ungefähr 8 Minuten lang.
comlag: Aber keins der Sorte Peinlicher Moment. Eher, Sommer ich liege im Gras und schaue dem Himmel beim Schäfchenwolketreiben zu.

CaptainChaos: West lebte vorher ja in seiner alten Grundschule, wanderte nachts durch die Korridore und spielte im alten Musikzimmer die Platten ein. Die Musik klingt jetzt irgendwie befreiter, man hört es, dass er jetzt mental auch befreit ist und draußen ist. Da passt dieses Grillenelement ganz gut.
Also, wer soll die Platte jetzt kaufen? Soll die überhaupt wer kaufen? Was meint die Runde?
comlag: Ich würde die Band Fans von GREGOR SAMSA, GRAVENHURST und BLUENECK schwer ans Herz legen.
Maren: jeder, der was für melancholische Musik mit Hoffnungsschimmer übrig hat. Fans von GREGOR SAMSA, CRIPPLED BLACK PHOENIX, Träumer.
comlag: Ja, wer Musik zum Träumen braucht, sollte die Platte hören. Wer gerne reist und dabei aus dem Fenster schaut und den Bäumen, Häusern und Gleisen beim Wandern zuschaut, dürfte in der Platte seinen Soundtrack finden. Übrigens sollte dabei erwähnt werden – West schreibt auch Soundtracks. Und auch diese Platte könnte wunderbar einen Film untermalen.

Maren: Mein Tipp: Mit Kopfhörern entdeckt man die Kleinigkeiten, die sonst vielleicht nicht sofort ersichtlich sind. Das macht das Hören auch so um einiges persönlicher, da nur man selbst und die Musik.
comlag: Ja. Ich habe To Forget in den letzten Tagen immer mit Kopfhörer gehört. Summa Summarum bin ich so begeistert, dass ich drauf und dran bin schon im Februar einen Platz für die Platte des Jahres vor zu reservieren.
Es ist auf jeden Fall, um das aufzugreifen, ein sehr persönliches Album. Das macht es umso greifbarer und schöner.
Und mich hat es wahrlich vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen. Konnte gar nicht mehr aufhören, beherrscht seit einigen Tagen so gut wie ausnahmslos meine Playlist.
Maren: Teilt sich mit CRIPPLED BLACK PHOENIX´ A Love Of Shared Desasters den Thron zum traurig-schönen Regentagsoundtrack.
CaptainChaos: Für mich ein wirklich schönes Album, wo aber auch stellenweise mehr drin gewesen wäre. Ich denke auch, dass es so persönlich ist, dass sich jeder für sich etwas rausziehen kann und manche darin wirklich etwas ganz, ganz besonderes sehen. Das sehe ich eher bei vereinzelten Songs. Vielleicht sollte ich einen Waldspaziergang machen und das Album dazu hören. Dann wäre es vermutlich perfekt.
comlag: Ja, ich glaube bei einem Waldspaziergang wirkt das so richtig gut. Aber inwiefern wäre stellenweise mehr drin gewesen?
CaptainChaos: Der Gesamteindruck könnte für mich etwas besser sein, ein paar Songs sind schwächer als andere. Aber nichts, wo ich sage: Finger weg!
comlag: Ist aber andererseits gut. Dann kann nochmal ein Knaller kommen.

 

Veröffentlichungstermin: 25. Februar 2012

Spielzeit: 45:29

Lineup:
West Dylan Thordson (Programming, Drums, Percussion, Keyboards, Gitarre, Vocals)
Sonja Larson (Violine, Vocals)

Label: Exile On Mainstream Records

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/awitn

Tracklist:
1. To Forget
2. Black Shroud
3. A Sea Estranging Us
4. All My
5. Sad, Sad Song
6. Every Blade Of Glass
7. Maya`s Song
8. Your Hand
9. Of This Sorrow

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