LANFEAR, ETERNAL REIGN, DESTINATION`S CALLING: Rockfabrik, Bad Friedrichshall, 18.02.2012

Eine schöne CD-Release-Party mit viel Metal, ordentlich Spielfreude und diversen (Cover-)Überraschungen im Programm.

LANFEAR haben einen exzellenten Musikgeschmack und wissen, wie man ordentlich feiert. Darüber hinaus spielen sie auch noch progressiven Metal. Perfekte Vorbedingungen also für die CD-Release-Party ihrer neuesten CD This Harmonic Consonance. Diese gab es um 20 Uhr erst einmal in voller Länge aus der Konserve zu hören. Eine Stunde später eröffneten dann DESTINATION`S CALLING das Live-Programm mit ihrem melodischen Speed Metal, der besonders von den mehrstimmigen Gesängen lebte. Die Gitarren boten offenbar auch allerlei Twin-Leads, nur leider gingen die im Soundbrei unter. Entsprechend kamen an diesem Abend die hymnischeren Stücke wie Invisible Walls oder die Zugabe Destination`s Calling am besten rüber. Manch einem Progger im Publikum war das Songmaterial vermutlich zu vorhersehbar gestrickt, doch insgesamt erntete das Quartett ordentlich Zuspruch. Passend zur ziemlich konventionellen Musik war auch das Bühnengeschehen die übliche Mischung aus individueller Spielfreude sowie einem Frontmann, der für mein Empfinden eher singender Gitarrist als Gitarre spielender Sänger war.

DESTINATION`S

Neben einigen Songs von Invisible Walls spielten DESTINATION`S CALLING auch auch brandneues Material.

 
Weiter ging es mit ETERNAL REIGN aus Bremen, deren musikalische Wurzeln noch ein Stück älter waren. So gab es melodischen Power Metal mit kauziger Schlagseite, was die Arrangements und Tempowechsel anging. Spielerisch war das Quintett ein ganzes Stück souveräner als der Opener. Das Songmaterial war allerdings stellenweise arg sperrig, so dass Ersthörer sich eher in Zurückhaltung übten und lieber aufmerksam zuhörten statt ungezügelt abzurocken. Mit Stücken wie Dregs Of Society, Edge Of The World und The Beast Within bot die Band dabei eine bunte Mischung aus aggressiverem und melodischerem Heavy Metal. Musikalisch stand dabei häufig Sänger Dirk Stühmer im Mittelpunkt, der stimmlich entsprechend variabel bis in sehr hohe Tonlagen für Wiedererkennungswert sorgte.

ETERNAL

Klangen eher zeitlos als altmodisch: ETERNAL REIGN.

 
Als schließlich LANFEAR mit Colours Of Chaos, dem Opener ihrer neuen CD, loslegten, wurde die Musik freilich noch einen Tick sperriger. Dennoch fiel es leicht, dem Geschehen auf der Bühne zu folgen. Immerhin verliert sich das Songwriting der Band nicht in sinnloser Endlosepik. Dazu kam die energiegeladene Darbietung, bei der Schlagzeuger Jürgen Schrank Berserker-haft sein Kit bearbeitete, Keyboarder Richie Seibel erst gar keine Zweifel aufkommen ließ, ob sein Instrument überhaupt Metal ist, Gitarrist Markus Ullrich bei aller Fingerakrobat auch immer wieder Ausflüge quer über die Bühne unternahm, Bassist Kai Schindelar klanglich wie bewegungstechnisch das ruhende Fundament der Songs bildete und Sänger Nuno Miguel de Barros Fernandes die Frontmannqualitäten bewies, die man sich bei DREAM THEATER immer wieder vermisst. In anderen Worten, Publikum (schätzungsweise 300 Leute) und Band waren sich rasch einig, dass hier keine nüchterne Spieltechnikvorstellung stattfand, sondern eben ein Metal-Konzert. Passend dazu boten LANFEAR gleich zu Beginn mit By-Product Nation und Brave New Men zwei ihrer kompaktesten Stücke zum besten. Es folgten natürlich auch etwas verschlungenere Kompositionen, wobei sämtliche Alben der Band berücksichtigt wurden. Der Sound war inzwischen zum Glück so weit ausgesteuert, dass alle wesentlichen Elemente zur Geltung kamen. Einzig die Solo-Gitarre ging bisweilen im allgemeinen Getümmel unter. Dreh- und Angelpunkt der Show war auf alle Fälle Nuno Fernandes, der den Auftritt sichtlich genoss und bestens bei Stimme war. Zwischendurch fand er zudem Zeit, eine Kurpfalzhymne anzustimmen, seinem Gitarristen ein Faschingshütchen aufzuzäumen und eine Bierflasche auf dem Kopf des Bassisten zu balancieren.

LANFEAR

Dreh- und Angelpunkt der LANFEAR-Liveshow: Nuno Miguel de Barros Fernandes.

 
Nach Synaptogenesis und Disharmonic Consonance war vorerst Schluss, doch natürlich gab es zahlreiche Zugabe-Rufe. Damit begann dann der weniger formelle Teil des Abends, denn zu meiner großen Freude spielten LANFEAR eine gelungene Coverversion von MAGNUMs Just Like An Arrow. Für VENOMs In League With Satan tauschten die Musiker dann reihum ihre Instrumente, wobei Kai Schindelar den Gesang übernahm. Für DANZIGs Mother kam schließlich Verstärkung von ETERNAL REIGN auf die Bühne und zusammen mit DESTINATION`S CALLING huldigte man bei Under Jolly Roger RUNNING WILD. Bei diesen ungeprobten Einlagen ging es freilich nicht um spieltechnische Brillianz, sondern einfach um den Spaß und die Stimmung. Nach dem durch OVERKILL bekannt gewordenen Fuck You war dann endgültig Schluss auf der Bühne. Fans von LANFEAR bekamen insgesamt also mehr als das volle Programm und Neulinge wie ich konnten erleben, dass die Band ihre durchaus hektische Musik mühelos live umsetzen kann und auch ohne kontinuierliche Touraktivitäten hervorragend aufeinander eingespielt ist. Einerseits ist es natürlich schade, dass die Band gerade nicht im Vorpramm von DREAM THEATER durch die Welt tourt. Andererseits konnte man so für läppische 8 Euro in den Genuss einer erstklassigen anspruchsvollen Metal-Show kommen, sogar ganz ohne James-LaBrie-Allüren.

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