RIOT: Immortal Soul

Die CD bewegt sich über weite Strecken auf Augenhöhe mit Thundersteel und The Privilege Of Power. Trotz diverser Unzulänglichkeiten handelt es sich ganz klar um einen Pflichtkauf für qualitätsbewusste US-Metal-Fans.

Immortal Soul bewegt sich über weite Strecken auf Augenhöhe mit Thundersteel und The Privilege Of Power, enthält dabei jedoch Elemente aus nahezu allen Phasen der inzwischen 36-jährigen Bandgeschichte. Neben grandiosen Speed-Metal-Granaten der Marke Wings Are For Angels dominieren langsamere Songs das Geschehen, bei denen die Hardrock-Elemente durchschimmern, die den Bandsound Mitte der 80er und Mitte der 90er verstärkt prägten. Was letztlich fehlt, ist ein melodischer Rocker, der in die Fußstapfen von Bloodstreets und Maryanne tritt.

Immortal Soul ist purer Anachronismus. Nur weil Tony Moore gerne hoch singt, verweichlicht das die Musik nicht. Im Gegenteil, die markerschütternden Schreie beim Opener Riot dürften der wahre Grund sein, warum JUDAS PRIEST die Segel streichen. So hat Heavy Metal zu klingen! Unverfälscht, kraftvoll und lieber authentisch als glattpoliert. Bobby Jarzombek trommelt mal wieder alles und jeden an die Wand, verliert dabei freilich nie die Songstruktur aus dem Auge. Insofern passt er bei RIOT perfekt ins Klangbild, da die wieselflinken Riffs von der variablen Trommelei nicht gestört, sondern akzentuiert und aufgewertet werden. Die Leadgitarren bestechen einmal mehr mit einem herrlichen Melodiegespür, das sich von den stimmungsvollen Einstiegsbögen bis zu absolut hörenswerten Solopassagen erstreckt. Man höre nur mal den Mittelteil von Riot! Derart griffige, flüssige Gitarrenarbeit kennt man sonst nur von IRON MAIDEN, die freilich ihren eigenen Stil haben.

Immortal Soul leidet ein wenig darunter, dass ein paar Stücke mit ihrer Genialität das restliche Material in den Schatten stellen. Der Titelsong Immortal Soul ist ähnlich spannend wie einst Buried Alive auf Thundersteel – sprich mäßig spannend. Doch statt sich am Ende zu verstecken, sticht er ebenso hervor wie das träge Crawling, durch das die CD zu früh an Schwung verliert. Bei Insanity werden Erinnerungen an die Nightbreaker-Ära wach, wobei hier offenbar Mike Flyntz beim Songwriting seine Finger im Spiel hat. Mit der klaren Stimme von Tony Moore klingt der Refrain leider recht farblos. Auf Army Of One wäre die Nummer ein Höhepunkt gewesen. Auf Immortal Soul klingt er dagegen fast schon brav. Aber zum Glück nur fast. Es ist müßig, sich zu überlegen, wie die CD mit drei Songs weniger gewirkt hätte. Man bekommt neben atemberaubenden US-Metal-Krachern zwischendurch eben auch eine Rocknummer, die an die Anfangszeiten der Band erinnert (Whiskey Man), und durchschnittlichen Power Metal, der dank des typischen RIOT-Sounds immer noch ziemlich unterhaltsam klingt (Echoes – mit gewöhnungsbedürftigem Tralala-Refrain).

Immortal Soul ist trotz dieser Unzulänglichkeiten ganz klar ein Pflichtkauf für qualitätsbewusste Metal-Fans – schon alleine wegen dem Übersong Wings Are For Angels. Sehr erfreulich sind zudem, die vielschichtigen Texte, die als eingängige Metalhymnen taugen, aber bei genauerem Hinhören auch tiefgründigere Facetten offenbaren. Es geht überwiegend um Krieg, Alkohol und die Frage, wie weit am Ende noch Platz für Menschlichkeit bleibt. Wer Thundersteel mochte, wird sich das Album ohnehin zulegen, schätze ich. Somit bleibt die Hoffnung, dass auch junge Metaller sowie Leute, die sich bislang an Mike DiMeos Stimme (CREATION`S END, ex-MASTERPLAN, Sänger von 1993 bis 2006) störten, RIOT für sich entdecken.

Veröffentlichungstermin: 28.10.2011

Spielzeit: 52:40 Min.

Line-Up:
Tony Moore: Gesang
Mark Reale: Gitarre
Mike Flyntz: Gitarre
Don Van Stavern: Bass
Bobby Jarzombek: Schlagzeug

Label: Steamhammer/SPV

Homepage: http://www.riotrockcity.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/officialriotnyc

Tracklist:

1. Riot
2. I´m Still Your Man
3. Crawling
4. Wings Are For Angels
5. Fall Before Me
6. Sins Of The Father
7. Majestica
8. Immortal Soul
9. Insanity
10. Whiskey Man
11. Believe
12. Echoes

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