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PREMONITION 13: Premonition 13

An der CD führt für Doomer kein Weg vorbei. Alles, was man mit dem Namen WINO verbindet, und noch eine ganze Portion mehr, findet man auf diesem Debüt, das hoffentlich nur der Anfang einer wachsenden Band sein wird.

Natürlich gibt es nur einen wahren Gott, und der heißt immer noch TONY IOMMI (BLACK SABBATH, HEAVEN AND HELL, WHOCARES). Aber abgesehen von diesem Vater des Heavy-Riffs gibt es heute wohl nur einen Mann, der in der Metal-Szene als das Sinnbild des Doom gilt: Scott WINO Weinrich. Vergessen wir also das Vorstellen dieses interessanten Mannes und seine zahlreichen, oft Genreprägenden Bands und Projekte. Denn nach seinem Ausflug in akustische Momente steht endlich wieder etwas an, das unüberhörbar und hoffentlich langlebig all das bietet, was man an der musikalischen Geschichte von WINO liebt. Dabei ist die Geschichte weitaus länger, von einem weiteren neuen Projekt braucht hier niemand reden. Genauer sitzen der Maryland-Doomer, der demnächst auch schon die 50 schafft, und Jim Sparky Karow schon seit gut 20 Jahren immer mal wieder zur Jam zusammen. Karow´s Frau hatte damals als erste Managerin für THE OBSESSED die ersten Schritte dieser wegweisenden Band begleitet. Aber zurück in die Zukunft, die beiden Freunde haben nun gemeinsam mit Drummer Matthew Clark von der Psychedelic/Art-Rock-Band OSTINATO und Basser Brian Danilaski (MEATJACK, DARSOMBRA) nach einer 2-Track Vinylsingle endlich das erhoffte Debütalbum am Start. Und das, was die Band bei den Live-Shows von WINO´s letzten Tour boten, die ja eigentlich als Akustiktour im Rahmen des Adrift-Albums angekündigt war, das findet sich hier in beeindruckender Weise wieder.

Zarte, wabbernde Gitarrenklänge heißen den Zuhörer willkommen, um nach zweieinhalb Minuten ohne Zweifel klarzustellen, wo wir hier gelandet sind. Ein fettes Riff, Erinnerungen an SPIRIT CARAVAN oder THE HIDDEN HAND werden wach, die unverwechselbare, charismatische Stimme von WINO, ein simpler Chorus zum Mitsingen, der Song fällt in sphärische Welten, erhebt sich wieder in einem ultrafetten Riff, bei dem man wie lange nicht mehr an BLACK SABBATH denkt. Hab ich da gerade die Stimmung von Wheels Of Confusion im Ohr? Egal, wäre dieser Songs das Album, ich wäre absolut zufrieden. Ist er aber nicht, sehr fordernd und treibend wird man zum kraftvollen Bangen eingeladen, um dann mit Clay Pigeons wieder klassische, etwas sperrige WINO-Kost zu präsentieren. So ähnlich dürften heute wohl THE OBSESSED klingen, großartig. Wird man bisher von der Gitarrenwand gnadenlos plattgedrückt, die Kraft der zwei Gitarren steht den klassischen WINO-Elementen sehr  gut, so merkt man zum Beispiel beim fluffig schwebenden, dabei trotzdem kraftvollen Senses, warum Herr Weinrich sich immer so gut mit Sparky verstanden hat. Sein Stil ist komplett anders, entgegen Wino´s energischer und kraftvoller Spielweise agiert der Mann auch Kalifornien weitaus zurückgezogener und bluesiger, oft recht introvertiert. Das harmoniert sehr gut, gerade unter dem Kopfhörer zeigt sich, dass Sparky zwar Wino das Rampenlicht überlässt, im Hintergrund aber entscheidend die Songs prägt. Klar denkt man beim sphärischen Prelude zu La Hechicera De La Jeringa an BLACK SABBATH´s Planet Caravan, während der Hauptsong wieder ein klassischer Doom-Stampfer ist mit einem Break, der so zäh und heavy ist, so sehr Doom war WINO schon ewig nicht mehr. Zum Luft holen kann man beim kurzen, flotten Deranged Rock N´ Roller das Tanzbein schwingen, hier kommt der Biker durch. Kein Highlight, zudem fast störend im ansonsten sehr doomigen Gesamtbild des Albums, aber eben eine der vielen Seiten von WINO. Ein Highlight versteckt sich hingegen recht weit hinten: Modern Man. Der erzählerische Gesang von Jim Sparky Karow klingt anfangs recht witzig, irgendwie niedlich. Leider wird sich nie mein Traum erfüllen, dass RONNIE JAMES DIO meinen Twins Of Doom fantasievolle Gute-Nacht-Geschichten vorliest. Aber diesen knuddelig anmutenden, sympathischen Mann Sparky würde ich dafür gern als Babysitter einstellen. Allerdings werden diese Gedanken immer wieder vom harten Grundriff an die Wand gedrückt, ein Riff, ein kurzer Refrain, der für Stunden im Ohr bleibt. Der Song ist so catchy, den würde LADY GAGA zum Welthit machen. Und immer wieder der lustige Gesang von Sparky, die energischen Leads von WINO, ich bin entzückt. Da kann das beschwörende Ende mit Peyote Road mit Indianer-Groove und einlullenden Twin-Guitars nur noch die Erkenntnis bestätigen, dass PREMONITION 13 ein absolut großartiges Album für uns mitgebracht haben.

Etwas im Schatten der genannten Akteure bleibt unvermeidbar die Rhythm-Section. Das Drumming ist herrlich minimiert und auf den Punkt gebracht, sicher spielt Matthew Clark hier wieder sein kleines Jazz-Kit und holt daraus, wie bereits live erlebt, mehr Groove und Punch als die meisten Kollegen mit Riesensets. Keine Ahnung, ob Basser Brian Danilaski mittlerweile fest zum Bandgefüge gehört, live hat dieser kleine, sympathische Derwisch jedenfalls super zur Band gepasst. Hier auf dem Album spielt er songorientiert und dabei sehr organisch. Die Texte scheinen etwas an Geschichten um die Ur-Amerikaner orientiert zu sein, wie üblich spricht WINO nicht alle seine Gedanken aus und lässt dem Zuhörer den Freiraum, seine eigenen Gedanken in die Songs einfließen zu lassen. Sehr schön auch der immer mal auftauchende E-Bow, dessen sphärischen Klänge die Songs bereichern. Der Sound ist ultra fett und heavy ohne Ende, lässt aber Raum für zarte Klänge, hier regiert die doppelte Les Paul, genau so muss Heavy Metal klingen. Zur Aufmachung kann ich nichts sagen, ist halt nur eine Promo, aber die verschiedenen angebotenen Packages mit Shirts, Vinyl, CD und und und sind anscheinend schon ausverkauft. Aber voraussichtlich  kommen PREMONITION 13 im Herbst auf Tour, da kann man sicher nachrüsten.

Solange sollte man aber nicht warten, denn an der CD führt für Doomer kein Weg vorbei. Alles, was man mit dem Namen WINO verbindet, und noch eine ganze Portion mehr, findet man auf diesem Debüt, das hoffentlich nur der Anfang einer wachsenden Band sein wird. Dass dieser Auftakt so mächtig wird, damit hatte ich gar nicht gerechnet, ich hab anscheinend einen heißen Anwärter auf das Album des Jahres gefunden!

Veröffentlichungstermin: 22.07.2011

Spielzeit: 45:08 Min.

Line-Up:
Scott Wino Weinrich – Vocals, Guitar
Jim Sparky Karow – Guitar, Vocals
Matthew Clark – Drums

Label: Volcom Entertainment

Homepage: http://www.premonition13.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/premonition_13

Tracklist:
1. B.E.A.U.T.Y.
2. Hard To Say
3. Clay Pigeons
4. Senses
5. La Hechicera de la Jeringa (Prelude)
6. La Hechicera de la Jeringa
7. Deranged Rock N´ Roller
8. Modern Man
9. Peyote Road

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