BITCH: Be My Slave/Damnation Alley [Re-Release][CD/DVD]

Kaufen! Sonst gibt´s die Peitsche!!!

BITCH, das klingt schmutzig, und das waren sie auch, ein Schock vor allem für die Amis aus Los Angeles in der Zeit des aufbrausenden Hair-Rock. Wo Sängerinnen und Bands wie z.B. HEART, LITA FORD und natürlich sexy Metalqueen LEE AARON auf gepflegten Rock bis seichten Metal setzten, machte Frontfrau Betsy Weiss dem Bandnamen BITCH alle Ehren und präsentierte eine Nieten & Leder-Show mit Sado-Maso-Spielchen. Die Sklaven an den Instrumenten zockten dazu Speed-Metal der frühen Schule mit Anklängen an den daraus wachsenden Thrash, aber auch immer mal mit einem catchy Refrain aus dem Hard Rock. Mit ihrem ersten Demo Live For The Whip und den für brave US-Bürger so skandalösen Liveshows sorgten sie schnell für Aufmerksamkeit. So auch bei Brian Slagel, der sie für sein neu gegründetes Label Metal Blade verpflichtete. Die Band landete auf dem legendären, eine neue Metal-Szene prägenden ersten Metal Massacre-Sampler und brachte 1982 als erste Band auf Metal Blade ihre EP Damnation Alley heraus, im folgenden Jahr erschien neben einer Splitsingle mit HELLION das Debüt Be My Slave. Album und EP wurden nun als Doppelpack ausgegraben, remastert und mit nettem Booklet neu aufgelegt.  

So startet man mit dem Debütalbum, der Opener Right From The Start rumpelt und rattert aus den Boxen, dass man sich gleich wieder in die guten alten Tage des frühen US-Metal zurückversetzt fühlt. Die Band treibt nach vorn, und Sängerin Betsy hat eigentlich schon mit dem ersten Song gewonnen. Wie eine hyperventilierte PAT BENATAR singt und shoutet sie nicht schön, aber energisch mit heller Stimme. Eine gute Sängerin klingt anders, davon gab es damals ja mehr als genug zu bestaunen. Betsy klingt schmutzig, schräg, oft etwas pöbelnd und treibt einem heute eher ein Schmunzeln ins Gesicht. Aber sein wir mal ehrlich, die meisten Herren Sänger der damals ebenfalls durchstartenden und bis heute abgefeierten Speed- und Thrash-Bands waren auch nur ungezügelte Schreihälse ohne echtes Gesangstalent. Klassiker-Alarm: Be My Slave, klar doch Betsy! Natürlich denkt man spätestens beim Highlight Leather Bound an die frühesten SLAYER, gepaart mit einer catchy Bridge, bei der man hingegen unweigerlich an die Tunten von TWISTED SISTER denken muss. Es wird mal stampfiger gerockt, den balladesken Auftakt von Save You From The World haben genau so damals zahllose Bands gespielt, schön anzuhören mit fast erschreckend sauberem Gesang von Betsy. Ganz so böse ist sie also doch nicht. Wären TWISTED SISTER statt im Schminksalon im Sadomaso-Club gelandet, sie hätten sicher auch Heavy Metal Breakdown genau so gespielt. Give Me A Kiss lädt zum Schmunzeln ein, das heavy groovende In Heat zum rhythmischen Headbangen, Make It Real zum Tanzbeinschwingen. Warum man BITCH als Speed Metal-Band in Erinnerung hat, das zeigt noch mal der letzte Albumtrack World War III.

Also hätte mich vor Wochen jemand gefragt, ob er sich die BITCH-Scheibe zulegen soll, ich hätte wohl abgewunken. Vielleicht auch, weil ich das Album Be My Slave ewig nicht mehr gehört hatte, die A-Seite mit den besseren Songs hat einen fetten Kratzer. Nun denn, die Meinung dazu hat sich geändert, und das liegt nicht daran, dass Frontfrau Betsy bedrohlich mit der Peitsche wedelt. Das Album ist ein Klassiker, der zeigt, dass die Band reichlich Potential hatte und eine charismatische, unangepasste Sängerin durchaus mehr Reiz haben kann als die Hochglanzrockerinnen der frühen 80er. Wer will schon so ein Edelpüppchen, wenn es böse Mädchen gibt wie Betsy!? Zwar hatte die Band keine wirklich langlebigen Songs, mit denen halt andere Kollegen später zu echten Stars wurden, aber als Gesamtwerk macht Be My Slave tatsächlich Spaß.

Die angehängte EP Damnation Alley zeigt noch mal deutlich, warum die Band die kultige Geschichte von Metal Blade einläuten durfte. Auch hier kommt schon der Speed-Metal durch wie beim Titelsong und dem coolen Live For The Whip, aber es gibt auch eingängige Rocker wie Never Come Home und He´s Gone. Es wird doch deutlich, wie viel speediger und härter die Band auf dem Debüt wurde.

Als Bonus gibt es noch Let´s Go, der bisher veröffentlicht ist, wohl eher noch aus der Zeit vom zweiten Longplayer The Bitch Is Back von ´87 stammen dürfte und eher wieder etwas Richtung Partymetal geht. Letzteres und das rockige Album Betsy sollte man definitiv nicht als Vergleich heranziehen, die hier präsentierten Frühwerke der Band haben Charme, Witz und einige für viele folgende Bands wegweisende Momente. Wer also irgendwas mit früh-80er Speed-Metal und den Anfängen des Thrash am Hut hat, der sollte sich dieses Juwel zulegen, auch wegen dem dank Remaster guten Sound. Da hab ich mich dann wohl doch reichlich getäuscht mit meiner Erinnerung an BITCH!

Aber ausgefeiert ist noch lange nicht. Wo andere Labels sich als Bonus mit der zusätzlichen EP und dem unvermeidbaren unveröffentlichen Song begnügen würden, gibt es bei Metal Blade als zusätzliches Goodie eine DVD mit knapp zwei Stunden Liveaufnahmen. Es gibt eine ordentliche Aufnahme vom diesjährigen KEEP IT TRUE, die Band ist älter geworden, keine Ahnung, wer da noch von der Originalbesetzung dabei ist. Drummer Robby ist leider am 26. Mai 2010 verstorben, R.I.P.! Betsy hat Tattoos und Körbchengröße nachgerüstet, wirklich singen gelernt hat sie immer noch nicht, aber sie kommt ehrlich, sympathisch und echt Metal rüber. Eine coole Frau, die anfangs noch etwas lustlos rüber kommt, gemeinsam mit ihren Jungs aber immer mehr Spaß hat und eine gute Show liefert. Auch die Songs drücken mit der aktuellen Band und dem moderneren Soundgewand sehr ordentlich. Da wird man sicher gern mal wieder reinschauen, nicht nur, wenn man die Show selbst gesehen hat. Dazu gibt es noch Stoff für die Nostalgiker, verschiedene Aufzeichnungen bei Shows aus den 80ern, die qualitativ ziemlich schlecht sind, aber eben echte Zeitdokumente sind. Die Clips wandern immer mehr Richtung Schmuddelshow und entlocken so manches Schmunzeln. Und man muss es zugeben, irgendwie war die böse Betsy recht sexy. Zum Abschluss gibt es noch die offiziellen Clips zu Be My Slave und Leatherbound, leider in schlechter Qualität, da muss ich doch mal wieder in meiner Videokiste kramen…

Letztendlich gibt es mit diesem stimmigen Paket ein Stück Metal-Geschichte, dass in die Sammlung jedes Fans des frühen US-Speed-Metal gehört. Die Songs sind unterhaltsam und allein schon durch die witzigen, im Booklet abgedruckten Texte und die lustigen Screams und Shouts von Frontbitch Betsy kultig. Da reiht sich auch das Material der DVD ein, die neue Show lässt auf eine Zukunft im Hause BITCH hoffen, die alten Aufzeichnungen machen trotz der schlechten Qualität schlichtweg Spaß. Also: Kaufen! Sonst gibt´s die Peitsche!!!

Veröffentlichungstermin: 01.07.2011

Spielzeit: 69:43 Min.

Line-Up:
Betsy Bitch – Vocals
David Carruth – Guitar
Mark Anthony Webb – Bass
Robby Settles – Drums

Label: Metal Blade

Homepage: http://www.bitchmetal.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/bitchmetal

Tracklist:
1. Right From The Start
2. Be My Slave
3. Leather Bound
4. Riding In Thunder
5. Save You From The World
6. Heavy Metal Breakdown
7. Gimme A Kiss
8. In Heat
9. Make It Real (Make It Rock)
10. World War III
11. Saturdays
12. Never Come Home
13. Damnation Alley
14. He´s Gone
15. Live For A Whip
16. Let´s Go

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