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HATE ETERNAL: Tot hinter dem Drumkit

Nein, trotz des reißerischen Titels gibt es keine SPINAL TAP-mäßigen Geschichten aus dem Hause HATE ETERNAL zu vernehmen. Trotzdem, wenn man Erik Rutan so zuhört, welche Anekdoten er erzählt, wie sehr er den Death Metal verinnerlicht, dann entstehen doch Parallelen mit der britischen Kult-Pseudoband. Dennoch, HATE ETERNALs fünftes Album "Phoenix Amongst The Ashes" macht nicht nur den vergleichsweise schwachen Vorgänger "Fury & Flames" vergessen, sondern zeigt die Band auch von einer ungewohnten, episch-majestätischen Seite jenseits von Bleifuß. Kurz vor dem Konzert in der Münchener Kranhalle schnappen wir uns einen freundlichen, gut gelaunten und im echten Leben deutlich bodenständiger wirkenden Erik Rutan, als man aufgrund dieses niedergeschriebenen Interviews meinen könnte. Aber nicht, dass jetzt jemand glaubt der redselige HATE ETERNAL-Bandchef hätte ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein…

Nein, trotz des reißerischen Titels gibt es keine SPINAL TAP-mäßigen Geschichten aus dem Hause HATE ETERNAL zu vernehmen. Trotzdem, wenn man Erik Rutan so zuhört, welche Anekdoten er erzählt, wie sehr er den Death Metal verinnerlicht, dann entstehen doch Parallelen mit der britischen Kult-Pseudoband. Dennoch, HATE ETERNALs fünftes Album Phoenix Amongst The Ashes macht nicht nur den vergleichsweise schwachen Vorgänger Fury & Flames vergessen, sondern zeigt die Band auch von einer ungewohnten, episch-majestätischen Seite jenseits von Bleifuß. Kurz vor dem Konzert in der Münchener Kranhalle schnappen wir uns einen freundlichen, gut gelaunten und im echten Leben deutlich bodenständiger wirkenden Erik Rutan, als man aufgrund dieses niedergeschriebenen Interviews meinen könnte. Aber nicht, dass jetzt jemand glaubt der redselige HATE ETERNAL-Bandchef hätte ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein…

Ehrlich gesagt, nach I, Monarch habe ich HATE ETERNAL etwas aus den Augen verloren und Fury & Flames war nicht gerade mein Lieblingsalbum von euch.

Mochtest du I, Monarch nicht?

Doch, inzwischen schon. Als es herauskam weniger.

Das ist witzig, denn jeder hat ein anderes Lieblingsalbum von HATE ETERNAL. Manche denken, I, Monarch wäre der Maßstab für Death Metal, manche denken das über King Of All Kings oder sogar über Conquering The Throne – sie denken, dass alles, was danach kam, scheiße war. Aber weißt du was, ich mag sie alle. Ich bin stolz auf alle HATE ETERNAL-Alben. Aber entschuldige, wenn ich dich unterbrochen habe.

Kein Problem. Als ich zuerst Phoenix Amongst The Ashes hörte, war ich überrascht, wie gut es ist, inzwischen ist es aber deutlich gewachsen. Ihr habt dieses Mal mehr auf Vielfältigkeit gesetzt. Es gibt brutale Momente, epische Songs, melodisches Material, und so weiter. War das die Konsequenz daraus, dass Fury & Flames so übertrieben war?

Teilweise schon. Ich wollte, dass Phoenix Amongst The Ashes epischer würde. Fury & Flames war ein derartiger Blitzkrieg, weil mein Leben damals so chaotisch war, das Album war ein Resultat von dem, was schiefging. Jedes Album von HATE ETERNAL repräsentiert eine Phase meines Lebens. King Of All Kings war auch schon sehr chaotisch. Damals war ich noch bei MORBID ANGEL und ALAS, baute mein eigenes Studio auf und arbeitete zeitgleich am zweiten Album von HATE ETERNAL. Damals war einfach so viel los, dass es zu einem reinen Blitzkrieg des Chaos wurde. Bei Fury & Flames war es so, dass ich zig Alben hintereinander produzierte hatte, unser ehemaliger Bassist Jared Anderson starb und ich verlor ein Familienmitglied. Das war die schwerste Zeit meiner Karriere, daher war es auch das schwierigste Album, das ich jemals schrieb.

Für Phoenix Amongst The Ashes war ich in einer viel besseren Verfassung, ich war fokussierter beim Schreiben des Materials. Jade und ich hatten schon ein Album zusammen aufgenommen, und dass wir schon viereinhalb Jahre zusammen spielen, wirkte sich auch sehr positiv auf Phoenix Amongst The Ashes aus. Auch unseren neuen Bassisten J.J. Hrubovcak kenne ich schon seit zehn Jahren, wir sind sehr gute Freunde, die Zusammenarbeit erwies sich als sehr fruchtbar. Wir schrieben dreizehn Songs zusammen und nahmen schließlich zehn davon auf, damit Raum für die Dynamischen blieb, wie Hatesworn, The Fire Of Resurrection und Haunting Abound. Diese sind ein wenig anders, als das meiste, was wir in der Vergangenheit machten. Die Stücke, die ich wegließ waren eher traditioneller angehaucht. Sie mussten weichen, da ich eben HATE ETERNAL stilistisch etwas ausweiten wollte, aber nicht auf Kosten der Intensität – einfach nur die Dynamik variieren. Hier wurde ausgebaut, was ich schon immer unter Death Metal verstehe: Geschwindigkeit, Chaos, Epik, Melodie, Heaviness. Außerdem hat das Album die beste Produktion, die ich jemals gemacht habe. Ich möchte einfach nur den Sound erreichen, den ich für meine eigene Band will. Und du kannst mir glauben, es ist das reinste Wunder, dass ich das hingekriegt habe.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Es muss verdammt schwer sein, gleichzeitig Musiker und Produzent zu sein.

Das ist wirklich hart. Nach Fury & Flames dachte ich schon daran, die Rolle des Produzenten jemand anderem zu überlassen, auch da ich emotional sehr angespannt war. Der Mix war damals auch nicht so gut, wie er hätte werden können. Aber daraus habe ich gelernt und wollte es anders machen. Ich wollte die Dinge auf meine Art und Weise machen und mit niemandem Kompromisse eingehen, dafür aber genügend Zeit investieren. Die Deadline musste verschoben werden, denn ich wollte sicher gehen, das dieses Album auch wirklich rockt.

Die Produktion ist wirklich deutlich mehr gelungen als zu Fury & Flames, wo alles gnadenlos am Anschlag war. Heute doch mehr Dynamik rauszuhören. Ist also weniger auch im Death Metal manchmal mehr?

 HATE
Natürlich sind die Artworks abstrakt, weil HATE ETERNAL auch abstrakter Death Metal sind! Das passt perfekt! Erik Rutan steht zu Haus und Hof-Künstler Paul Romano und dessen außergewöhnlichen Arbeiten.

Ja, ich wollte einfach einen organischeren Drum- und einen größeren Gitarrensound, mit mehr offener Dynamik, einfach weniger modern. Ich musste bei Fury & Flames, als ich in eben diese Richtung ging, feststellen, dass solche Produktionen nicht zu HATE ETERNAL passen. Ich vermisste die Stimmung der alten Alben aus den Achtzigern und Neunzigern, ich habe die Schnauze so voll von diesen ganzen sterilen, hineditierten, supersauberen Produktionen. Ich denke, ich habe mit Phoenix Amongst The Ashes das richtige Gleichgewicht gefunden: Es klingt zeitgemäß aber nicht modern. Das ist auch meine Nische als Produzent, ich versuche eine Brücke zwischen dem Feeling der altmodischen Alben und dem digitalem Standard der heutigen Zeit zu schlagen. Zum ersten Mal bin ich auch mit einer Produktion zufrieden. Nicht zu sehr, da ich bestimmt noch etwas daran verbessern kann, aber gerade so, dass ich das Album anwerfen und genießen kann. Es scheint aber auch den meisten Fans zu gefallen, ich habe bisher nur wohlwollende Worte für Phoenix Amongst The Ashes gehört. Das macht mich sehr glücklich. Es kommt besser an, als ich es mir erhofft habe.

Perfektion ist ein gutes Stichwort: Willst du es so perfekt wie möglich halten, oder lässt du kleine, unsaubere Noten auch mal durchgehen, damit es lebendig bleibt?

Weißt du, Perfektion ist eigentlich das falsche Wort. Mit den heutigen technischen Standards kannst du alles irgendwie perfekt machen, aber das ist nicht der Weg, den wir wählen. Wir versuchen so perfekt zu spielen und zu klingen, wie ein Mensch eben spielen kann.

Also keine Ton-für-Ton-Aufnahmen?

Nicht von alledem. Das Titelstück des neuen Albums ist ein gutes Beispiel dafür. Da gibt es eine dreiminütige Sektion mit Doublebass, durch das Solo hindurch bis zum Ende des Songs, bei 240 bpm. Das ist ein einziger Take, einfach nur Jade on fucking fire. Es klingt so, als würde er jeden Moment tot hinter dem Drumkit zusammen brechen, das ist es eben, was es lebendig klingen lässt. Es ist nicht perfekt, aber das macht es eben meiner Meinung irgendwie perfekt. Es ist das Beste, was wir abliefern können. Wenn Samples eingesetzt werden alles hin programmiert und geschnitten wird, beeindruckt es mich in keinster Weise. Ich bin beeindruckt, wenn man eine echte Band einfach heraushören kann, die ihr Bestes gibt. Die ganze Aufnahmetechnik wird in letzter Zeit lächerlich, ich weigere mich ein Teil davon zu sein. Wenn ich perfekt werden will, gehe ich wieder in die Schule und lerne, IT-Consulter zu werden. Ich will aber mit Musik arbeiten und einer Band Charakter und Stimmung verleihen.

Half es dir beim Songwriting, dass du und Jade schon fünf Jahre zusammen arbeitet?

Oh ja. Ich habe nie so gut mit Derek (Roddy – Anm. d. Verf) zusammen gearbeitet, wie es mir mit Jade möglich ist. Derek hat die Dinge eben auf seine Art und Weise gemacht, und das war es. Mit Jade konnte ich an jedem Detail feilen und alles ausklügeln, Jade ist viel mehr ein Teamplayer. Mit ihm kann ich endlich auch tonnenweise Pre-Productions machen, das war mit Derek niemals möglich, da er so viel beschäftigt war. Jade und ich sind musikalisch und menschlich auf einer Wellenlänge, das wirkt sich auch auf das Songwriting aus. Phoenix Amongst The Ashes war auch das erste Album, auf dem ich nicht einmal im Vorfeld mit dem Drumcomputer etwas programmiert habe. So gut, wie es sich momentan in der Band anfühlt, war es zuletzt, als Jared noch dabei war. Wir könnten nur noch besser sein, wenn Jared noch am Leben und wir eine vierköpfige Band wären.

J.J. ist nun auch schon einige Jahre dabei. Was war seine Rolle im Songwriting?

Ja, er ist seit drei Jahren dabei, er stieß nach der Veröffentlichung von Fury & Flames zu uns. Er schrieb alle Basslinien und einige Riffs. Der Großteil der Riffs kommt zwar von mir, weil ich auch zu Hause permanent Gitarre spiele, aber er steuerte auch seinen Teil zu Phoenix Amongst The Ashes bei. Außerdem kümmert er sich live um den Hintergrundgesang. Das mache ich im Studio zwar, aber nur weil es einfacher ist.

 HATE
Wir könnten nur noch besser sein, wenn Jared noch am Leben und wir eine vierköpfige Band wären. Zusammen mit Bassist J.J. Hrubovcak (links) und Schlagzeuger Jade Simoneto hat Erik Rutan seine Idealbesetzung gefunden.

Kommen wir ein wenig zu den Songs. Im Titelsong und in Deathveil gibt etwas Black Metal-Riffing zu hören, das erinnert mich ein kleines Bisschen an DEATHSPELL OMEGA.

Diese Band kenne ich leider nicht. Wir sind schon mit IMMORTAL, MARDUK und vielen anderen auf Tour gewesen, aber dieses Genre hat mich nie wirklich inspiriert. Nicht, dass ich keinen Respekt für diese Musik hätte, aber ich bin halt eben ein Death Metal-Typ. Wenn es um dieses offene Picking an den Gitarren geht, sah ich es immer mehr als eine Art Death Metal-Flamenco an. Ich verstehe aber, was du meinst, die Stimmung in Deathveil klingt wirklich ähnlich. Den Vergleich von HATE ETERNAL mit Bands wie MARDUK und DARK FUNERAL habe ich schon einige Male gehört, ich denke, da geht es um die Blast Beats. Aber wenn du meine CD-Sammlung anschaust, findest du wenig Black Metal drin.

Am besten ist Phoenix Amongst The Ashes sowieso in seinen epischen und majestätischen Momenten, wie The Fire Of Resurretion, das ist ein perfektes Schlussstück. Auch Haunting Abound geht ziemlich tief. Ich denke dass dieses Abwechslungsreichtum dafür sorgt, dass die Energie durch das ganze Album hindurch erhalten bleibt.

Weiß du was, ich habe wirklich ganze zwei Monate an der Tracklist gesessen. Es dauerte ewig bis klar war, welcher Song wo stehen würde. Natürlich, The Fire Of Resurrection musste an den Schluss. Es ist ziemlich interessant, normalerweise werfe ich Songs immer weg, wenn sie aus einer Schaffensperiode stammen und nicht auf dem Album landen. Ein paar der Riffs von The Fire Of Resurrection wurde schon zur Zeit von Fury & Flames geschrieben, auf einer der Gitarren von Jared, die seine Familie mir schenkte, nachdem er gestorben war. Ich war zu dieser Zeit emotional zu mitgenommen, als dass ich es hätte fertig schreiben können, wusste aber, dass ich irgendwann darauf zurückkommen würde. Jedenfalls sorgen diese langsamen Songs, wie Haunting Abound oder auch Lake Ablaze, das vielleicht auch schneller ist, aber recht viele Details hat, dass die schnelle Stücke intensiver wirken. Auch das Intro ist wichtig, der Hörer denkt sich da zuerst, ob er die falsche CD eingelegt hat, aber dann kommt The Eternal Ruler im Stil von King Of All Kings oder Praise Of The Allmighty. Ich wollte eben den Hörer auf eine Reise schicken, durch Berge und Täler. An Haunting Abound liebe ich auch die Intensität und das dissonante Riffing, das eben typisch HATE ETERNAL ist, aber eben ohne die ganzen Blast Beats.

Helfen dir solche Songs, dass HATE ETERNAL frisch bleibt?

Absolut. Diese Nummern live zu spielen ist großartig, einige Songs kann man aber auch nach zwölf Jahren noch spielen. Dabei ich erinnere mich an die Zeit, als ich bei MORBID ANGEL einstieg. Ich war so jung und voller Energie und wollte die ganze Altars Of Madness spielen, da hatten sie aber schon keine Lust mehr drauf, wollten lieben Neues machen. Heute, nach fast zwanzig Jahren verstehe ich das, das ist wirklich witzig. Meine Zeit mit MORBID ANGEL war wirklich schön, aber es ist interessant das vom heutigen Standpunkt aus zu betrachten und alles beginnen zu verstehen. Trotzdem werden Songs wie King Of All Kings niemals alt für mich, auch nach zehn Jahren macht es noch viel Spaß zu spielen.

Kommen wir nochmal zu The Fire Of Resurrection zurück – ist es so, dass dieser Song die Richtung für Phoenix Amongst The Ashes vorgegeben hat, nicht nur musikalisch, sondern auch vom Titel und den Texten her?

Das ist eigentlich alles eine Fortsetzung von Fury & Flames. Als ich mit diesem Album fertig war, fand ich mich in der harten Realität wieder und ich musste mich mit den schlimmen Dingen befassen, die meinen Alltag bestimmten. Alles traf mich mitten ins Gesicht, ich musste mit so vielen Sachen fertig werden, so dass ich dadurch einfach stärker werden musste. Daher passt auch das Bild der Phönix gut zu mir als Person und zu HATE ETERNAL als Band. Es sollte außerdem das work-in-progress deutlich werden, daher der Titel …Amongst The Ashes. Heute fühle ich mich persönlich und musikalisch viel besser. Überhaupt, alles ist jetzt besser.

Was mir auch sehr gut an Phoenix Amongst The Ashes gefällt, ist das Artwork, das erneut von Paul Romano stammt. Es ist wieder kein typisches Death Metal-Cover, wie von Dan Seagrave.

 HATE
Wir versuchen so perfekt zu spielen und zu klingen, wie ein Mensch eben spielen kann. Erik Rutan (Mitte) will von editiertem Schlagzeug und Single Note-Recordings nichts wissen.

Ich liebe die Arbeit von Dan Seagrave, was er für MORBID ANGEL und SUFFOCATION machte war großartig! I, Monarch, Fury & Flames und Phoenix Amongst The Ashes haben keine typischen Death Metal-Cover, King Of All Kings von Andreas Marschall damals schon, auch wenn ich das Cover immer noch sehr gerne mag. Jemand aus der Musikindustrie beschwerte sich einmal bei mir über Paul Romanos Arbeit, er meinte, sie würden nicht zu uns passen, weil sie zu abstrakt sind. Ich entgegnete nur: Natürlich sind die Artworks von Paul Romano abstrakt, weil HATE ETERNAL auch abstrakter Death Metal sind! Das passt perfekt! Wir sind auch eine einzigartige Band, egal ob das jetzt positiv oder negativ gewertet wird, egal ob uns jemand scheiße oder gut findet – es gibt niemand anderen, der wie wir klingt. Es gibt viele Kopien von SUFFOCATION, MORBID ANGEL oder CANNIBAL CORPSE, aber wie HATE ETERNAL klingt sonst keiner, egal ob das uns besser oder schlechter macht. Es ist einfach abstrakt und einzigartig, eine Folge der musikalischen Integrität, Improvisation, Dissonanz und Melodien. Paul Romano ist ein netter Kerl, ich liebe, was er für uns und auch für andere Bands machte. Meiner Meinung nach trifft er mit jedem seiner Bildern den Kern unserer Musik. Auf dem neuen Artwork ist besonders das Fehlen der knalligen Farben dafür verantwortlich, wie gut es die Musik trifft. Es hat diese Aschefarbene, die den Titel perfekt repräsentiert. Auch bei Fury & Flames, das viel vom Tod und Verlust meines Freundes Jared handelte, hat das Bild perfekt gepasst. Darauf ist dieser Mann der das Reich des Todes betritt, fucking deep shit. Mit Pauls Artworks ist es wie mit HATE ETERNAL – das ist sehr polarisierende Kunst. Ich war immer höchst zufrieden mit seinen Arbeiten.

HATE ETERNAL live ist immer so eine Sache, meistens wenn ich euch gesehen habe, war das eine Wand aus Lärm, aus der nicht wirklich was heraus zu hören ist. Zu Hause, über die Anlage ist das kein Problem – aber im Club eben schon. Wäre es nicht sinnvoll doch permanent auf einen zweiten Gitarristen umzusteigen, wie es bei Fury & Flames war?

In dem einen Jahr, als wir zu viert waren, war es sogar durch die zweite Gitarre noch chaotischer. Nicht, weil Shaune schlecht wäre, sondern weil wir als Trio eben besser klingen. Natürlich, HATE ETERNAL ist verdammt schwer zu mixen, das weiß ich wohl am besten. Wir sind sogar im Studio schwer zu mischen, obwohl ich da die Umgebung bis zu einem gewissen Grad kontrollieren kann. Ich würde niemals HATE ETERNAL live mischen wollen, vergiss es. Ich habe daher Respekt für unsere Crew, die einen echt schweren Job hat. Für uns ist es als Trio einfacher. Außerdem gibt es nicht Trios im Death Metal – DYING FETUS, KRISIUN, und das war es auch schon. Manchmal beschwert sich jemand bei mir, weil die Soli live so chaotisch klingen, aber das trifft mich nicht. Bei Toni Iommi würden sich diese Leute auch nicht beschweren.

Das war ein gutes Stichwort. Auf Phoenix Amongst The Ashes gibt es auch so eine Stelle, über die ich mich schon beschweren muss. Der Anfang von The Art Of Redemption ist zu schrill und hektisch, da wäre eine Rhythmusgitarre besser gekommen.

(lacht) Das ist großartig, Mann! Die Mehrzahl der Fans liebt diesen Teil, aber einige sagen, sie halten es nicht aus, das ist wirklich witzig. Da kommen wir wieder auf dieses polarisierende Element zurück. Wir erschaffen so viel Emotion mit unserer Musik – genau darum geht es bei HATE ETERNAL! Pure Emotion, echte Emotion. Damit kommen viele nicht zurecht. Ich denke, ich bin ein netter Kerl, eben weil ich all meine schlechten Gefühle in diese Musik stecke. Das erlaubt es mir, ein normaler Typ zu sein. Wir sind mit Phoenix Amongst The Ashes ein wenig zeitgemäßer geworden und trotzdem ist es einigen zu intensiv. Wenn die Menschen sagen, ich sei eine intensive Person, dann haben sie Recht. Und HATE ETERNAL ist eine Repräsentation von meine Persönlichkeit. Du müsstest mich mal im Studio sehen, wenn ich ein Album produziere!

Jedenfalls hat der Anfang von The Art Of Redemption eine interessante Geschichte. Wir spielten auf der letzten Europatour in einem Club namens Biebop in Vosselaar, Belgien. Die Garderobe ist dort im Keller und ich sagte Jade und J.J., dass ich im Keller beim Üben bleiben würde. Normalerweise schreibe ich niemals Riffs auf Tour, aber ich hatte diese Idee und übte bei einer Bullenhitze wie ein Besessener dieses Riff. Ich schwitzte mich fast zu Tode. Irgendwann kamen die beiden herunter und fragten, was ich da tat. Ich glaube, ich verliere den Verstand, sagte ich dann. Das sollte nicht mal eine Art Solo sein, einfach nur ein krankes Death Metal-Jazz-Fusion-Ding. Darunter ist dieser Walking Bass gelegt, das klingt verdammt chaotisch. Naja, manche können das nicht ausstehen, manche finden, dass sei das Beste, was sie jemals gehört haben. Wenigstens sorgt HATE ETERNAL für eine gewisse Form von Emotion, manche Musik ist nichts dergleich imstande zu erschaffen.

Fotos: (c) Aly Webster (1 und 2), Shelley J (3), Artwork: (c) Paul Romano

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