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SALTATIO MORTIS: 10 Jahre Wild und Frei [DVD+CD]

"10 Jahre Wild und Frei" ist zu gleicher Zeit ambitioniertes Unterfangen und ausgelassenes Jubiläum, das nebenbei zum Dokument eines denkwürdigen Abends geworden ist.

Der Mittelalter Rock boomt immer noch und jede gestandene Kapelle aus diesem Metier hat mittlerweile eine ganze Reihe an multimedialen Konzertmitschnitten im Angebot. Alle, bis auf eine. SALTATIO MORTIS, die einst als Mittelalter-Band der zweiten Generation verschrien wurden und sich allen Zweiflern zum Trotz dank stetiger Weiterentwicklung bis an die Spitze kämpften, haben für ihre erste Live-DVD eine ganze Dekade gebraucht. Aber weil das Zehnjährige ein besonderes Jubiläum ist, stellt “10 Jahre Wild und Frei” nach der langen Durstrecke ein entsprechend erfüllendes Gesamtpaket dar.

Mit der historischen Stadthalle in Wuppertal hat man nicht nur eine fantastische Kulisse gefunden, auch an den reinen Fakten gibt es rein gar nichts zu rütteln: ausverkauftes Haus, 29 Songs und eine besonders üppige Spielzeit von 165 Minuten versprechen einen Abend – oder in diesem Fall eine Produktion -, die man nicht so schnell vergisst. In ihren Grundfesten gleicht die Jubiläumsshow dabei der “Wer Wind Saet-Tour” mit all ihren Stärken und Schwächen, verfeinert durch eine aufwändige Lichtshow, den einen oder anderen Gastmusiker und natürlich lang vergessene Klassiker aus frühen Tagen, auch wenn diese doch recht spärlich gesät sind.

SALTATIO MORTIS haben einige Gäste eingeladen

Überhaupt ist das Jubiläumsset stark auf die letzten beiden Rock-Alben der Band ausgerichtet, während die ersten Werke mit Nummern wie “Junges Blut”, “Dunkler Engel”, “Falsche Freunde” oder “Tritt Ein” lediglich anhand ihrer Höhepunkte abgezählt werden. Erfreuliche Ausnahmen sind das akustische Mittelalterstück “Le Corsaire”, “Licht und Schatten” sowie das gänzlich umarrangierte “Daedalus”. Dieses erzeugt, von sämtlichen Synthesizern befreit, nun mit Piano und Streichern eine verzaubernde Atmosphäre, die nicht nur den zusätzlichen Instrumenten, gespielt von Dr. Pest (DIE APOKALYPTISCHEN REITER), Victor Smolski (RAGE), Bodenski und Frau Schmitt (beide SUBWAY TO SALLY), zu verdanken ist. Auch das stimmige Gesangsduell zwischen Alea und Eric Fish (SUBWAY TO SALLY) hat daran ebenfalls großen Anteil. Während Ersterer durch sein übliches Overacting und massenweise Energie kleinere Mängel im Gesang vergessen macht, überzeugt Fish mit klassischem Understatement – ein gewagter, aber ungemein wirkungsvoller Kontrast.

Ansonsten war es das aber mit vornehmer Zurückhaltung, denn Band wie Publikum bestreiten das hitgespickte Programm erwartungsgemäß am Limit. Eine Pause gönnen SALTATIO MORTIS ihren Anhängern höchstens während den Balladen “Nichts bleibt mehr” und “Letzte Worte”. Ansonsten wird bei “Koma”, “Uns gehört die Welt”, “Manus Manum Lavat”, “Sieben Raben”, “Salome” sowie dem einmal mehr fantastischen “Prometheus” mitgesprungen, mitgeklatscht und mitgesungen was das Zeug hält. Das alles in einer Lautstärke und mit einer Inbrunst, dass man choreographische Missgeschicke wie die legendär in den Sand gesetzte Wall of Death bei “Wir säen den Wind” gerne verschmerzt.

Technisch gibt sich “10 Jahre Wild und Frei” keine Blöße

Gebremst wird der Sehgenuss einzig durch die kitschbeladenen und teils sehr ausufernden Ansagen, welche den Konzertfluss ein ums andere Mal ins Stocken bringen und gerne etwas straffer hätten sein dürfen. Natürlich ist ein wenig Pathos angesichts einer solchen Jubiläumsparty erlaubt, aber dann hätte man wenigstens die Kapitelmarkierungen so setzen können, dass ein unkompliziertes Überspringen der überlangen Ankündigungen möglich ist.

Technisch gibt sich “10 Jahre Wild und Frei” indes keine Blöße. Das Bild im 16:9-Format vermittelt einen satten Eindruck und lässt nur an wenigen Stellen in punkto Schärfe und Farbkraft Raum nach oben. Referenzqualität wie SCHANDMAULs “Sinnfonie” erreicht die DVD nicht, grob körnige Aufnahmen wie sie bei IN EXTREMOs “Am Goldenen Rhein” regelmäßig vorhanden sind, müssen jedoch nicht befürchtet werden.

Einen insgesamt überzeugenden Eindruck vermittelt auch der Ton, der wahlweise in Dolby Digital Stereo oder 5.1 Surround ausgegeben wird. Die einzelnen Instrumente sind transparent und klar abgemischt; der Sound lässt sogar Details wie die enorm bereichernden Percussions von Jean Méchant genügend Luft zum Atmen. Lediglich die E-Gitarre muss aus diesem Grund etwas zurückstecken und vermittelt deshalb gerade bei den rockigen Songs einen arg kraftlosen Eindruck.

SALTATIO MORTIS legen eine Audio-CD oben drauf

Neben dem Konzert befindet sich – wohl aus Platzgründen – einzig ein knapp 13-minütiges “Making Of” im Bonusteil, das an sich interessant ist, das Rundherum im Hintergrund allerdings im Schnelldurchlauf abarbeitet. Zusätzlich zur DVD umfasst “10 Jahre Wild und Frei” einen 80 Minuten langen Zusammenschnitt des Konzerts auf Audio-CD, welcher sich in seiner Songauswahl deutlich am Meilenstein “Aus der Asche” orientiert, soundtechnisch jedoch ebenfalls die Gitarren vernachlässigt. Da der Mitschnitt im Gesamten also in Ordnung geht, ohne die Energie der Studio-Pendants zu erreichen, sollte die zugehörige Live-CD mehr als tolle Dreingabe denn als vollwertige Alternative betrachtet werden.

Wie dem auch sei, “10 Jahre Wild und Frei” ist zu gleicher Zeit ambitioniertes Unterfangen und ausgelassenes Jubiläum, das nebenbei zum Dokument eines denkwürdigen Abends geworden ist. Genrefans bekommen folglich ein Paket, das die Livequalitäten der Mittelalter-Rocker unterstreicht, sich vor der Konkurrenz keine Blöße gibt und vielleicht gerade deshalb so sympathisch ist, weil es im Detail betrachtet nicht ganz perfekt ist.

Veröffentlichungstermin: 01.04.2011

Spielzeit: ca. 178 min (DVD) + 78:22 min (CD) Min.

Line-Up:
Alea der Bescheidene: Gesang, Dudelsäcke, Schalmeien, Akustische Gitarre, Bouzouki
Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein: Dudelsäcke, Drehleier, Schalmeien, Gesang
El Silbador: Dudelsäcke, Schalmeien, Uillean Pipes, Whistles
Jean Méchant genannt der Tambour: Percussion, Schlagzeug, Gesang
Herr Samoel: Gitarren, Bouzouki
Bruder Frank: Bass, Fretless Bass, Chapman Stick, Gesang
Lasterbalk der Lästerliche: Schlagzeug, Davul

Produziert von Dirk Weiler (Bild) und Thomas Heimann-Trosien (Ton)
Label: Napalm Records

Homepage: http://www.saltatio-mortis.com

Bildformat: 1,78:1 (16:9)
Ton: Stereo, 5.1 Dolby Digital

SALTATIO MORTIS “10 Jahre Wild und Frei” Tracklist

Konzert (165:04)

01. Rastlos
02. Tritt ein
03. Tod und Teufel
04. Wirf den ersten Stein
05. Keines Herren Knecht
06. Das kalte Herz
07. Worte
08. Koma
09. Daedalus
10. Letzte Worte
11. Manus Manum Lavat
12. Miststück
13. Salz der Erde
14. Junges Blut
15. Nichts bleibt mehr
16. Equinox
17. Dessous Le Pont De Nantes
18. Le Corsaire
19. La Jument De Michao
20. Varulfen
21. Salome
22. Prometheus
23. Wir säen den Wind
24. Uns gehört die Welt
25. Sieben Raben
26. Licht und Schatten
27. Dunkler Engel
28. Falsche Freunde
29. Spielmannsschwur

Bonus-Material:
– Making Of (12:40 min.)

Audio-CD (78:22 min.):

01. Tritt ein
02. Tod und Teufel
03. Wirf den ersten Stein
04. Das kalte Herz
05. Worte
06. Koma
07. Daedalus
08. Letzte Worte
09. Manus Manum Lavat
10. Nichts bleibt mehr
11. Varulfen
12. Salome
13. Prometheus
14. Wir säen den Wind
15. Uns gehört die Welt
16. Falsche Freunde
17. Spielmannsschwur

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