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ROTTEN SOUND: Cursed

Die schöne Seite des Fatalismus.

Nicht nur ION DISSONANCE und die leider aufgelöste Hardcore-Band CURSED zeigten sich verflucht, auch ROTTEN SOUND und, seien wir doch ehrlich, die ganze verdammte Menschheit ist verflucht. Was können wir da besseres tun, als einen Circle Pit anzuzetteln und uns kreisend in Richtung des Untergangs zu bewegen? Die schöne Seite des Fatalismus eben. Und da ROTTEN SOUND uns seit vielen Jahren immer wieder das richtige Zeug schenken, um alles rauszulassen, was uns so runterzieht, ist diese Verbindung aus Nihilismus und Fatalismus so zuckersüß, dass du dich ihr nicht entziehen kannst. Cursed liegt deutlich unterhalb der dreißig Minuten Grenze, rast durch eine Welt, die uns zu Monstren macht, klagt uns ebenso wie die Indikatoren für diese Schlechtigkeit an.

Nein, hier gibt es keine Freude, keine Lebensbejahung, aber Cursed weckt ebenso wie Cycles die Kampfgeister. Es ist eine Erlösung am Ende des Tages, sich mit ROTTEN SOUND aus der Welt zu katapultieren, sich von der Musik den Kopf spalten zu lassen und nicht anderen den Schädel zu spalten. ROTTEN SOUND, einmal mehr die Könige des Adrenalin, Cycles aber war eine Spur besser. Und das, obwohl Cursed wieder alles hat, was die finnischen Berufsgrantigen auszeichnet: Derbes, sehr eingängiges Riffing, brettharte Grooves und wilde Blast Beats, einen bösartig rumorenden Bass und vor Wut schäumendes Gebrüll und Geschrei. Das alles wird in kurze, griffige Songs verpackt, die blasten, grooven und crusten, aber auch herrliche D-Beat-Eruptionen parat haben, so dass ich mir sicher bin, beim nächsten Konzert der Band doch lieber Kontaktlinsen einzusetzen und meine Brille zu Hause zu lassen, damit ich im Circle Pit doch keinen Splitter ins Auge kriege.

In sechzehn Songs wird jede Menge gelungenes Material geboten, die totalen Hits wie Colonies, Corponation und Feet First, die Cycles zu bieten hatten bleiben mit Ausnahme des extrem guten Hollow aber zumeist aus. Songs wie Machinery, Power, Addict mit seinem schön-prolligen Gitarrensolo, Exploit und das abschließende Doomed dir nicht ans vor Wut schäumende Herz zu legen, wäre vermessen. Hier heben sich ROTTEN SOUND von 95% aller Grindcore-Bands in Sachen Relevanz und Authenzität nach wie vor ab. Außerdem haben ROTTEN SOUND zwar keine Weiterentwicklung parat, lassen aber viel mehr Punk- und D-Beat-Elemente einfließen, was sich an der Zugänglichkeit des Materials durchaus bemerkbar macht. Keine wirkliche Weiterentwicklung zwar, aber eine nette Variation der bekannten Zutaten.

Cursed hat nicht nur starkes Songmaterial parat, auch die instrumentale und gesangliche Leistung von ROTTEN SOUND ist über jeden Zweifel erhaben. Zusammen mit einer abartigen Produktion, die gerade im Bereich der Gitarren deutlich besser als auf Cycles ist, bleibt kein Auge trocken. Erfreulich ist es außerdem, welche Langzeitwirkung so ein Album haben kann – dass es nach fünfzehn und mehr Durchläufen immer noch weit entfernt davon ist, Ermüdungserscheinungen aufkommen zu lassen. ROTTEN SOUND agieren mit Cursed auf sicherem Territorium und tun eben das, was sie am besten können. Grindcore-Fans, die Crust und Punk als unverzichtbaren Teil dieser Musik verstehen, wissen, was sie zu tun haben.

Veröffentlichungstermin: 18. März 2011

Spielzeit: 27:38 Min.

Line-Up:
Keijo Niinimaa – Vocals
Mika Aalto – Guitar
Kristian Toivainen – Bass
Sami Latva – Drums

Label: Relapse Records
MySpace: http://www.myspace.com/rottensound

Tracklist:

1. Superior
2. Self
3. Choose
4. Alone
5. Hollow
6. Ritual
7. Green
8. Machinery
9. Power
10. Plan
11. Declare
12. Addict
13. Exploit
14. Terrified
15. Scared
16. Doomed

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