NICOFFEINE: Lighthealer Stalking Flashplayer

Eine dauerverzerrte Progressive-Kraut-Noiserock-Herausforderung.

Meine Meerschweinchen hüpfen ganz aufgeregt durch das Wohnzimmer, sie sind sichtlich irritiert von Lighthealer Stalking Flashplayer. Aber mir geht es ja nicht viel anders. Immerhin, NICOFFEINE unterstützen die Wirkung des Morgenkaffees, ob sie auch die Zigarette ersetzen, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist diese gut einstündige Geduldsübung ein echter Wachmacher, wie dieser Wachzustand dann allerdings aussieht, vermag ich nicht zu garantieren. AmpRep-Erfahrene werden vermutlich voller Zuversicht und Freude den Tag beginnen und was der Rest der Welt davon hält, naja, probier es mit deinem Bewährungshelfer halt mal aus.

Nicht nur die Titel der Songs des obskuren Trios NICOFFEINE sind sehr geschmackvoll, die Songs tun es ihnen gleich. Manchmal rocken NICOFFEINE gemütlich-dissonant vor sich hin und spielen mit den Standards des Noiserocks wie eine Katze mit der Maus, manchmal verlieren sie alle Hemmungen und experimentieren ziellos und konsequent vor sich hin, das stinkt stellenweise verdächtig nach Krautrock. Umso beeindruckender ist es, dass nicht nur die kurzen, markanten, radikalen Momente wie Holy Hell Of A Himmel, MILF & Honey und Proteinache Ppartyzan vs. Prominent Tongue ordentlich fetzen, auch aus den langen Stücken Handjobs & Runaways, sowie dem grandiosen Finale I Always Shine When You Say Nein entspringen hervorragende, schon fast epische Momente, die dann einen Augenblick an NICOFFEINE zweifeln lassen – sowas können die auch?

Jetzt ist es Zeit hinter NICOFFEINE zu blicken, die mittlerweile seit sechzehn Jahren aktiv sind, wenn du die Vorgängerband MIDIAN einrechnest. Wer weiß, vielleicht hatten sie schon für den ersten Beischlaf deiner großen Schwester den Soundtrack parat. Das würde auch erklären, warum deine Schwester so komisch ist, und warum NICOFFEINE den Lärm auch irgendwie beherrschen – Prügelperser beweist das, auch wenn es keine Chance gibt, dieses Stück zu begreifen. Sie sind alte Hasen, Gitarrist, Soundtüftler und Bandchef Soheyl Nassary kennt seine Grenzen und freut sich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn er diese überschreiten kann, so dass er sogar bei zwei Songs zum Mikro greift. Seine beiden neuesten Mitstreiter Guido Lucas kennt man durch seine zehntausend anderen Bands, inklusive SCUMBUCKET und seine hervorragende Produzententätigkeiten. Und dass Schlagzeuger Jörg A. Schneider nicht erst seit gestern die Sticks in der Hand hat, machen die vielen rhythmischen, progressiven und doch beherzten Grooves mehr als deutlich.

Alle drei zusammen formieren eine Einheit, die – pardon – auf alles scheißt. Die sich austobt, die sich einen Dreck um die anderen kümmert, die sich nun diesem akustischem Stress ausgesetzt sieht, die aber doch immer wieder Zugeständnisse an Harmonien macht, wenn auch nur homöopathisch, zwischen dem ganzen Gedröhne und den Dissonanzen. Hervorragend von NICOFFEINE selbst produziert, brummt und scharrt sich diese dauerverzerrte Progressive-Kraut-Noiserock-Herausforderung ins Hirn und auch wenn Lighthealer Stalking Flashplayer teilweise unhörbar ist, es macht irgendwie ziemlich Spaß.

Veröffentlichungstermin: 25. Februar 2011

Spielzeit: 65:55 Min.

Line-Up:

Soheyl Nassary – Guitars, Vocals, Synth & Sounds
Guido Lucas – Bass, Synthesizers, Soundscapes
Jörg A. Schneider – Drums, Percussion, Soundscapes

Produziert von NICOFFEINE
Label: Blunoise Records

Homepage: http://www.nicoffeine.com

MySpace: http://www.myspace.com/nicoffeinemusic

Tracklist:

1. Holy Hell Of A Himmel
2. MILF & Honey
3. Handjobs & Runaways
4. Prügelperser
5. Bread & Bitter Gloriole
6. Proteinache
7. Partyzahn vs. Prominent Tongue
8. I Always Shine When You Say Nein

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