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15 Jahre IN EXTREMO, 24. & 25. Juli 2010, Zitadelle Petersberg, Erfurt

Wenn jemand Geburtstag hat, dann möchte er dies meist auch feiern. Wenn eine Band wie IN EXTREMO Geburtstag feiert, dann 2 Tage lang mit gut 10.000 Fans. Die Spielleute haben an diesem Wochenende nach Erfurt auf den Petersberg geladen.

Wenn jemand Geburtstag hat, dann möchte er dies meist auch feiern. Wenn eine Band wie IN EXTREMO Geburtstag feiert, dann 2 Tage lang mit gut 10.000 Fans. Die Spielleute haben an diesem Wochenende nach Erfurt auf den Petersberg geladen. Viele Gäste reisen schon am Freitag an und verbringen die Nacht auf einem mehr oder weniger durchweichten Campingplatz. Alle die erst Samstag oder Sonntag anreisen, erleben Erfurt von seiner schönsten Seite – bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Beim Schlendern durch die Stadt bemerkt man unweigerlich, dass an diesen Tagen etwas anders sein muss. Überall Menschen, meist nicht ganz alltäglich gekleidet, oft schwarz oder mit Schriftzügen und Logos verschiedenster Bands versehen. Als die Zitadelle am Samstag Nachmittag ihre Pforten öffnet, füllte sich das Gelände recht schnell. Als eine der größten und besterhaltenen ihrer Art in ganz Europa bietet sie eine herrliche Kulisse für diesen Tag. Bis die ersten Musiker des Tages die Bühne betreten vergeht dann aber doch noch einige Zeit. Diese kann man sich an den verschiedensten Städen auf dem Gelände oder aber auf dem Mittelaltermarkt gleich nebenan vertreiben.

Den Anfang auf der Bühne machen an diesem Tag OHRENFEINDT aus St. Pauli. Die Jungs aus dem Norden der Republik rocken gleich richtig los. Richtig mitgehen tut das Publikum anfangs noch nicht, hier und da ein paar die der Texte mächtig sind. Den Sound von OHRENFEINDT kann man am besten als AC/DC mit deutschen Texten beschreiben. Der Sänger Chris Laut tut mit seiner Reibeisenstimme sein übriges dazu. Besungen werden Hauptsächlich Frauen, Sex und Rock´n´Roll mit gewohnt norddeutschem Charme. Nach einiger Zeit scheinen die anwesenden Gäste aufzutauen und man sieht immer mehr Hände in der Luft und auch in den Gesichtern macht sich Zufriedenheit breit. Leider sind die 30 Minuten dann auch schon fast wieder vorbei. Nach 8 Tracks machen sich die drei vom Kiez daran die Bühne wieder zu räumen.

Weiter im Programm geht es mit POTHEAD. Die anfangs mit ihrem Stoner Rock für einige Verwirrung sorgen. Man sieht überall fragende Gesichter, ganz nach dem Motto Ist das nun der Soundcheck oder schon der Auftritt? – man weiß es nicht genau. Leider hält sich diese Frage über den ganzen Gig, wie man an den vielen Kommentaren im Publikum feststellen kann. Während der 45 Minuten lässt man sich in den hinteren reihen eher gelangweilt auf der Wiese nieder oder stellt sich an einen der Verpflegungs- oder Merchstände an. Das, was die drei Wahl-Berliner auf der Bühne machen, interessiert im Laufe des Konzerts immer weniger. Wirkliche Stimmung will von Anfang an nicht aufkommen. Ob es nun an der nicht vorhandenen Begrüßung, den eher Wortkargen Ansagen oder am Sound liegt weiß ich nicht – vermutlich ist es aber die Kombination aus allem. Von CD klingen POTHEAD gar nicht mal schlecht – vielleicht haben die Jungs einfach nur einen schlechten Tag erwischt. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es dann allerdings auch vorbei und man freut sich auf die nächsten Bands.

Gut gelaunt entern OOMPH! die Bühne und sogleich ist auch das Publikum mit von der Partie. Dero springt mit ausgebreiteten Armen wie ein Gummibärchen über die Bühne, vor der Bühne wird mitgesungen, mitgeklatscht und ordentlich gefeiert. Die Band kann sowohl klanglich als auch mit der Bühnenshow bei den anwesenden Punkten. Flux und Crap tun ihr übriges dazu. Überhaupt spielt sich auf der Bühne ein wahres Schauspiel ab, alles scheint ständig in Bewegung zu sein – die Jungs können einfach nicht still halten. Mit Titeln wie Revolution, dem bekannten Augen Auf! oder auch Popstar mit dem sie die ach so beliebten Castingshows durch den Kakao ziehen, sorgen die Braunschweiger für ein kurzweiliges Erlebnis und heizen die Stimmung optimal für IN EXTREMO vor.

Jetzt steigt die Spannung auf die Geburtstagskinder dieses Wochenendes. Das Bühnenbild ist durch einen großen schwarzen Vorhang verdeckt, an den Seiten kämpft sich dichter Nebel seinen Weg in die Freiheit. Mit einem lauten Knall fällt der Vorhang und gibt den Blick frei auf die sieben Spielleute und eine große Videoleinwand auf der das Wahre Jahre Logo zu sehen ist. Die Menge tobt als Raue See ertönt. Das letzte Einhorn steht am Steuerrad und kurz darauf dreht es sich funkensprühend im Kreis. Energiegeladen geht es weiter mit Frei zu sein und Hiemali Tempore. Mit Effekten wird heute nicht gegeizt und so heizen 6 große Flammenwerfer beim Sängerkrieg bis in die letzten Reihen ordentlich ein. Die Setlist zieht sich durch alle Jahre der Bandgeschichte. Der erste Gast des Tages traut sich zu Küss mich auf die Bühne. Frau Dero, mit Netzstrümpfen, rosa Kleid und blonder Zöpfchen-Perücke, da musste sogar Micha lachen. Zum Abschluss gibt es noch einen innigen Kuss der seine Spuren hinterlässt. Dr. Pymonte stimmt den Vollmond an, die Anwesenden machen mit. Zwischen den Stücken werden immer wieder kurze Anekdoten aus den vergangenen 15 Jahren Bandgeschichte zum besten gegeben. Die Band genießt sichtlich ihre Party. Conny Fuchs, die IN EXTREMO mit auf die Beine stellte, ist auch zu Gast. Zusammen mit Yellow Pfeiffer, Flex der Biegsame und Dr. Pymonte lässt sie die Klänge des Dudelsacks ertönen. Auf der Videoleinwand werden ältere und aktuelle Fotos der Band gezeigt. Mit Auf ´s Leben verabschieden sich die Spielleute. Im Frack und mit Götz Alsmann samt Klavier im Schlepptau folgt die Zugabe. Sehr gefühlvoll wird Spielmann zum besten gegeben. Das Publikum singt leise mit, die meisten möchten diese Atmosphäre einfach nur auf sich wirken lassen. Das nächste Lied hätte es ohne ihn wohl nie von IN EXTREMO zu hören gegeben, die rede ist von Robert Beckmann, der bereits die Moderation des heutigen Tages übernommen hat. Bei Poc Vecem teilt sich das letzte Einhorn mit seinem Freund das Mikro. Die Meute hüpft ausgelassen dazu. Mit In diesem Licht wird es dann wieder etwas ruhiger. Zum Abschluss wird Viellemann Og Magnhild zum besten gegeben, Specki T.D. bearbeitet sein Schlagzeug mit seinen brennenden Drumsticks ordentlich und die Sackpfeifen erklingen an diesem Tag das letzte mal.

Viele machen sich direkt im Anschluss auf den Weg, zu einer der Aftershow Partys. Im Club Centrum spielen in dieser Nacht noch zwei weitere Bands. Zu Fuß geht es durch die Innenstadt von Erfurt bis zum Ort des Geschehens. Den allerersten Live auftritt absolvieren die Herren von GRÜßAUGUST. Hervorgegangen teilweise aus ehemaligen Musikern der INCHTABOKATABLES wie Robert Beckmann oder Titus Jany. Der Sound erinnert sehr an die Inchis, dazu trägt wohl auch die markante Stimme des Frontmanns bei. Man merkt ihnen an, dass sie schon länger musizieren und wissen was sie da auf der Bühne treiben. Welche Band kann das schon von ihrem ersten Auftritt behaupten? Die Zeit vergeht bei guter Musik wie im Flug und so war auch das Gastspiel von GRÜßAUGUST, einer Band die man in Erinnerung behalten sollte, viel zu schnell vorbei. Ohne lange Umbaupause stehen dann auch gleich MACBETH aus Erfurt auf der Bühne mit dem markanten Pfosten in der Mitte. Auf die Ohren gibt es gepflegten Heavy Metal mit deutschen Texten. Die Titel des aktuellen Albums Gotteskrieger werden mit viel Energie zum besten gegeben. Mit Hunde wollt ihr ewig leben oder Totentanz wird gut Stimmung gemacht bis in die tiefe Nacht. Nach einem so grandiosen Tag auf der Zitadelle Petersberg ein würdiger Abschluss, zumal MACBETH schon einige male als Vorband für IN EXTREMO aufspielen durften.

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