SPECTACULUM INFERNUM, 08.05.2010, Waldbühne, Northeim

Alle guten Dinge sind, ja bekanntlich, drei. So gibt es auch 2010 wieder ein Spectaculum Infernum, im Niedersächsischen Northeim. In diesem Jahr allerdings im Frühjahr und nicht im Spätsommer, wie in den vergangenen Jahren…

Alle guten Dinge sind, ja bekanntlich, drei. So gibt es auch 2010 wieder ein Spectaculum Infernum, im Niedersächsischen Northeim. In diesem Jahr allerdings im Frühjahr und nicht im Spätsommer, wie in den vergangenen Jahren. Die Tore des malerischen Amphitheaters öffnen kurz nach 14 Uhr. Wer so früh schon da ist, kann sich entspannt um Getränke, Merchandise-Artikel und auch schon den ein oder anderen überaus leckeren Snack kümmern. Danach die Sonne auf der Tribüne genießen und, wie in den vergangenen Jahren, den Klängen der Pausenunterhaltung von PESTILENZIA lauschen. Der Uhrzeiger nähert sich so, recht schnell, der nächsten Stunde.

Mit der ersten Band des Tages, VOGELFREY, starten wir in den Festivaltag. Die Spielleute aus Hamburg die mit eigenen Fans anreisen und diese sogar teilweise Namentlich begrüßen, legen einen guten Start hin. Das Sextet, welches sich dem Folk-Metal verschrieben hat und in diesem Jahr ihr erstes Album Wiegenfest veröffentlicht, hat sichtlich Spaß auf dieser Bühne. Kein Wunder, es wird schließlich (musikalisches) Feenfleisch serviert. Wenn das so schmeckt wie es klingt, wird das wohl demnächst in diversen Lokalitäten auf der Speisekarte stehen. Den anwesenden Gästen geht die Musik recht schnell in die Gliedmaßen und so kommt dann auch ausreichend Bewegung ins Fußvolk. Nach einer guten Dreiviertel Stunde erklingen leider schon die letzten Töne an diesem Tag von VOGELFREY. Man kann auf das Album gespannt sein, Live konnten sie auf jeden Fall heute überzeugen.

Die nächste Band geht es etwas härter an, INGRIMM stehen auf der Bühne. Die Musiker um den rothaarigen Sänger mit der eingängig rauen Stimme, Fenris, wollen heute nur eins – die Waldbühne zum beben bringen. Das gelingt den Mannen aus Regensburg auch. Auf der Bühne, vor der Bühne – überall kreisen die Haare um den Kopf in der Luft. Dem Mittelalter-Metal haben sie sich verschrieben – mit donnernden Drums und harten Gitarrenriffs, aber auch mittelalterlichen Instrumenten wie Drehleier oder Dudelsack machen sie dem Genre alle Ehre. Wer hier die Xte Version der Merseburger Zaubersprüche oder ähnliches erwartet ist an der falschen Adresse. Eigene Texte, viel Spielfreude und abwechslungsreiche Melodien, das bieten INGRIMM auf jeden Fall.

NACHTGESCHREI aus Frankfurt standen als nächstes auf dem Plan. Nach einer kurzen Verschnaufpause legen die Jungs auch gleich richtig los. Der charismatische Frontmann Hotti zieht einen mit seinen blicken und seiner Stimme sofort in seinen Bann. Mit mittelalterlichen Instrumenten wird auch hier musiziert, aber der Sound, ja der Sound ist ein ganz eigener. Sehr eingängig, gut Tanzbar und macht Lust auf mehr. Nach kurzer Zeit wippt und summt man unbewusst mit. Einige Lieder bekommt man, wenn überhaupt, nur sehr schwer wieder aus dem Kopf. Für Mittelalter-Rock-Bands dürfte es recht schwierig sein, sich von den bekannten Bands abzuheben, NACHTGESCHREI gelingt dies überaus gut. Die sieben Spielmänner beherrschen ihr Handwerk und die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn sie auf der Bühne stehen.

Das zweite Mal in der jungen Geschichte des Spectaculum Infernums stehen COPPELIUS auf der Bühne in Northeim. Nachdem sie im ersten Jahr schon für reichlich Unterhaltung gesorgt haben. Sind sie auch 2010 wieder am Start. In der Zwischenzeit haben sie so einige Auftritte absolviert und ihr Album Tumult unter die Leute gebracht. Mit gewohnt kurzweiligem Kammer-Core wissen die wehrten Herren auch in diesem Jahr das Publikum bei Laune zu halten. In die Gehörgänge der anwesenden werden ältere aber auch aktuelle Titel der bisher veröffentlichten Tonträger transportiert. Die, wie so oft, heimisch eingerichtete Bühne – mit Teppichen und allerlei dekorativen Elementen – lädt zu einer Entdeckungsreise in längst vergangene Zeiten ein, während man den Klängen der eleganten Herren in Gehröcken lauscht.

Die hässlichen Kinder von SCHELMISH sind als nächstes dran. Sehen etwas aus wie von der Kelly Family, machen allerdings bessere Musik – war mein erster Gedanke. Der Eindruck bestätigt sich im laufe des Konzerts immer mehr. Schöne Melodien, teilweise etwas härter, aber auch fröhlich und ausgelassen gibt es hier heute zu hören. Mit sehr viel Elan werden die meist deutschen Texte heute von dem Septett präsentiert. Die Bonner Mittelalterrocker verstehen ihr Handwerk und das Publikum macht ausgelassen mit. Die harmonischen Klänge von Sackpfeifen, Schalmei, Drehleier und vielen weiteren Instrumenten animieren aber auch geradezu zum tanzen und springen. Schade, dass es so schnell dann schon wieder vorbei ist und für die nächste Band umgebaut wird.

Als nächster und zugleich letzter Act des Tages steht nun TANZWUT auf der Bühne. Nachdem im letzten Jahr CORVUS CORAX nicht so recht zünden wollten – wird dieses mal etwas modernere Musik zum besten gegeben. Die 7 Spielleute wissen heute zu begeistern, ganz nach dem Motto Ihr wolltet Spaß, den sollt ihr haben spielen sie eine tolle Show. Auf der heutigen Setlist der Berliner darf natürlich Bitte Bitte nicht fehlen. Bei einer guten Show vergisst man teilweise, dass es ringsherum schon dunkel und merklich kälter geworden ist an diesem Mai-Abend. Bei guter Musik und dem letzten Met oder Bier lässt man den Abend ausklingen um sich danach auf den Heimweg zu begeben. Schade, dass es im laufe des Tages nicht wesentlich mehr Besucher geworden sind, es blieb übersichtlich – dafür aber alles sehr entspannt. Das LineUp war klasse, die Kullise ein Augenschmaus und das Wetter echt super – so wünscht man sich das. Wenn 2011 das nächste Spectaculum Infernum ansteht, dann werde ich alles daran setzen wieder dabei sein zu können.

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