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PICTURA: Rebirth [EP] [Eigenproduktion]

Progressive Death Metal, der diese Bezeichnung auch verdient.

Noch vor zwei Jahren waren sie unter dem Banner BELTANE unterwegs und haben mit ihrem Album Expressionist schon für einen offenen Mund vor diesem Bildschirm gesorgt, nach einer sinnvollen Namensänderung – PICTURA klingt einfach besser, ne? – strotzen sie nun vor Selbstbewusstsein und präsentieren drei erstaunlich starke Songs. Die Ausrichtung hat sich nicht verändert, immer noch befinden sich die jungen Musiker aus Nordrhein-Westfalen stilistisch zwischen OPETH vor dem Sell-Out und DARK TRANQUILLITY im Jahre 1999, so dass hier wirklich Progressive Death Metal entsteht, der diese Bezeichnung auch verdient.

Anspruchsvoll und doch bis zu einem gewissen Grad catchy sind PICTURA, die ihre Songs recht ausgewogen gestalten, mit vielen Spannungsbögen, Tiefen und überraschenden Wendungen, die aber durchaus Sinn machen. Spheres und Ivory Tower sind durchaus epische Stücke, bieten auch nach dem zehnten Hören noch viele neue Facetten. Eine klare Linie gibt es in den Stücken, ein wenig kompakter hätten sie teilweise dennoch sein dürfen. Das fällt jedoch nicht besonders auf, denn die vier Musiker wirbeln ordentlich Staub auf, sei es durch die gekonnten Riffs und Lead-Gitarren, das verspielte Drumming, oder den Einsatz der Retro-Synthesizer. Dazu kommt, dass jeder Moment gesanglich passend wiedergegeben werden kann; das Gitarre spielende Gesangsduo Marius und Mirko beherrscht nicht nur extreme Vocals, sondern auch klaren Gesang, der stellenweise ziemlich an Mikael Stanne in seinen melodischen Momenten erinnert, gegen Ende aber eigenständiger und sogar etwas besser klingt. Etwas aufgeblasen und überambitioniert wirkt hingegen der Erzählpart in Spheres, das stößt ein wenig sauer auf.

Die Musiker zeigen, dass sie sich trotz ihres jungen Alters nicht hinter den Großen verstecken müssen. Dennoch wird es, gerade im direkten Vergleich mit den Evergreens von OPETH, deutlich, dass hier noch viel Arbeit vor PICTURA liegt. Um wirklich tief unter die Haut zu gehen, bedarf es noch etwas mehr Gefühl und weniger Verkopftheit. Dennoch, instrumental und gesanglich gibt es nichts zu bemängeln, die Produktion passt und die Aufmachung von Rebirth ist sehr stilvoll. Das letzte Stück The Equilibriation Of Minds, Pt. II: Rebirth lässt die EP sehr eingängig und episch ausklingen, kratzt dabei ein wenig am Kitsch des Progressive Metal, ebenso wie das Artwork. Gerade nochmal gut gegangen – aber daran merken wir, dass die Band weiß, was sie tut. Um die Spielzeit etwas zu strecken, gibt es als Bonus Tracks noch zwei Songs von Expressionist zu hören, die den Gesamteindruck von Rebirth nicht schmälern, sondern ein wenig erweitern. Das macht klar, dass PICTURA in der Nische, in der sich es sich bequem gemacht haben, bleiben und nicht planen, diese zu verlassen.

Reif für ein Label sind die vier jungen Musiker mit Sicherheit, das songschreiberische und instrumentale Niveau ist hoch, aber noch nicht am Zenith, die Vision ist klar, vielleicht ein wenig zu klar – will heißen, dass PICTURA künftig gerne etwas mutiger ihren eigenen Weg erforschen und sich von ihren schwedischen Vorbildern lösen dürfen. So oder so, Rebirth hat mehr zu bieten als die durchschnittliche Eigenproduktion und hinterlässt einen wirklich guten Eindruck. Wer glaubt ich spinne, darf sich auf der Myspace-Seite der Band, auf der es die EP in voller Länge zum anhören gibt, gerne überzeugen lassen.

Veröffentlichungstermin: 1. Oktober 2010

Spielzeit: 35:19 Min.

Line-Up:

Marius Borjans – Guitars, Growled & Clean Vocals
Mirko Weber – Guitars, Screamed Vocals
Daniel Woyke – Bass
Julian Fischer – Drums, Lyrics

Label: Eigenproduktion
MySpace: http://www.myspace.com/picturaofficial

Tracklist:

1. Spheres
2. Ivory Tower
3. The Equilibriation Of Minds, Pt. II: Rebirth
4. Orphelia (Bonus Track)
5. Her Watery Grave (Bonus Track)

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