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ROTOR: 4

In dem, was sie macht, ist diese kleine Band richtig groß. Stoner-Rocker und Power-Hippies, aber auch gern Freunde des gepflegten Doom-Rocks können bedenkenlos zugreifen.

Ist es Stoner Rock? Oder Hippiekram? Oder Spinnerei? Diese Gedanken rotieren im Hirn, wenn man das neue Album 4 der Berliner ROTOR hört. Ich kenne den lustigen Dreier erst seit dem letzten Album 3, sie ziehen weiterhin ihr ganz eigenes Ding durch, das ist cool.

Im Vergleich zum Vorgänger ist das vierte Album deutlich knarziger, bissiger und auch mal etwas unbequem, es gibt reichlich – um beim Opener des dritten Albums zu bleiben – Auf´s Maul. Die Energie der Songs wird weitaus rabiater durch abstrakte Rhythmen, jazzige Parts und wütende Breaks aufgemischt, ohne dass dabei die einlullenden, griffigen Melodien zu kurz kommen. Das, was  ROTOR in ihren instrumentalen Expeditionen ausdrücken, das bringen viele Bands mit Sänger nicht rüber. Jeder Song erzählt seine nachvollziehbare Geschichte, den Titel findet man im Song wieder, was wie wo warum, das überlässt die Band dem Zuhörer. Mit einem Intro wird man noch kurz angekuschelt, aber schon der Titel des ersten Songs  spricht für sich. Gnade dir Gott ist ein permanenter, wütender Tritt in den Hintern. Wer schon mal – wahrscheinlich von einer Frau – so richtig zur Sau gemacht wurde, der findet sich in diesem Song wieder. Der Blick des Fräuleins auf dem Backcover sagt eigentlich alles. Karacho/Heizer klingt dem Titel entsprechend wie eines dieser wilden Autorennen über verschlungene Landstraßen, die ja gerade im Nordosten unseres Landes so oft die oft jungen Fahrer mit dem Leben bezahlen. Leute, hört beim Autofahren ´ne gepflegte Doom-Scheibe, dann erledigt sich das mit der zu hohen Geschwindigkeit von ganz allein! Oder man zappt zum recht entspannten Costa Verde, da hatte wohl wer einen schönen Urlaub an Spaniens Küste? Weitaus kantiger ist da wieder der Derwisch, der mit einigen doomigen Elementen daher kommt und den Verdacht nahelegt, dass man im Hause ROTOR gern mal eine Scheibe Maryland-Doom einlegt. Das bestätigt natürlich auch der Rausschmeißer, Neatz Brigade hat man sich von THE OBSESSED´ letzten Longplayer The Church Within von ´94 ausgeliehen. Hier gibt es dann auch entsprechend Gesang, der wie schon bei An3R4 nicht wirklich schön, aber absolut passend ist. Hier ist alles stimmig, man kann abhotten, zuhören, beim ruhigen Die Weisse Angst auch mal davon schweben. Bei den zarten Tönen kann man hier schnell mal an PINK FLOYD´s Shine On You Crazy Diamond denken.

ROTOR rotieren wieder in ihrer selbst erschaffenen Nische, sorgen fast ausschließlich instrumental für Spannung und Abwechslung. In dem, was sie macht, ist diese kleine Band richtig groß. Stoner-Rocker und Power-Hippies, aber auch gern Freunde des gepflegten Doom-Rocks ostamerikanischer Prägung aus der WINO-Ecke können bedenkenlos zugreifen. Irgendwann im September wird auch noch eine Vinylauflage erscheinen.

Veröffentlichungstermin: 01.09.2010

Spielzeit: 42:06 Min.
Label: Elektrohasch

Homepage: http://www.rotorotor.de

MySpace: http://www.myspace.com/rotorberlin

Tracklist:

1. Präludium CV
2. Gnade Dir Gott
3. Karacho/Heizer
4. An3R4
5. Costa Verde
6. Derwisch
7. Drehmoment
8. Die Weisse Angst
9. Neatz Brigade

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