KATAKLYSM: Heaven’s Venom

Ein solides Album von KATAKLYSM, obgleich den Kanadiern offenbar ein wenig die Ideen und Hits ausgegangen sind.

Wenn sich Metalfans überall schon einmal provisorisch die Gliedmaßen eingipsen lassen, dann bedeutet dies mit großer Wahrscheinlichkeit, dass KATAKLYSM ein neues Album in den Startlöchern haben. Kein Wunder, schließlich sorgten Hits vom Schlage eines “1999:6661:2000” oder “Like Angels Weeping (The Dark)” bislang noch jedes Mal für gebrochene Knochen und offene Fleischwunden. Kaum eine andere Death Metal-Band schaffte es jüngst, derart selbstverständlich eingängige Melodik mit brutalsten Riffwänden zu kombinieren wie die Kanadier. Und da man damit auch kommerziell ordentlich abgeräumt hat, wäre es ja fahrlässig, diesen Pfad der Verwüstung nicht weiter zu beschreiten.

Doch Moment! Was ist das? Nach dem überlangen Filmintro – diesmal darf der letzte “Rocky” ran – legt mit “A Soulless God” eine Nummer los, die man so nicht erwartet hätte. Klar, das ist ein solider KATAKLYSM-Track, aber eben nicht mehr. Wo ist er denn, der alles zerstörende Opener, den uns das Quartett sonst so verlässlich in die Weichteile jagt? Nach mehreren Durchläufen ist die Antwort gefunden: Den gibt es nicht auf “Heaven’s Venom” und auch nicht an anderer Stelle.

Mut und Frische sind KATAKLYSM abhanden gekommen

Das Material ist durchweg solide bis gut, das steht überhaupt nicht zur Debatte. Nur bleiben sich KATAKLYSM auf Album Nummer zehn so dermaßen selbst treu, dass Mut und frische Ideen keinen Platz mehr hatten. Die klassischen Trademarks sind folglich nach wie vor vorhanden. Maurizio Iacono klingt immer noch so urgewaltig wie eh und je, grunzt auch wieder so tief wie man es live schon lange nicht mehr gehört hat. Analog gibt sich die Rhythmussektion ungemein gnadenlos und verschmelzt groovende Riffmonster routiniert mit Doublebass und Blastparts. “Push The Venom”, “Determined (Vows Of Vengeance)” und “Numb And Intoxicated” sind KATAKLYSM, wie wir sie kennen. Hinzu kommt wie auf den letzten Alben ein dezenter Hang zur Melodie, wenngleich dieser auf “Heaven’s Venom” nie so offensichtlich ins Zentrum gerückt wird wie es bisweilen auf “Prevail” der Fall war.

“Heaven’s Venom” reiht sich im Mittelfeld ein

Das ist nicht weiter schlimm, verstärkt allerdings den Eindruck, dass KATAKLYSM diesmal kein echtes Hitmaterial gelingen wollte. Lediglich “As The Wall Collapses” lässt uns mit seinem heroischen Refrain mit empor gestreckter Faust inbrünstig den Text mitbrüllen. Im Gesamten ist das etwas wenig, zumal mit “At The Edge Of The World” kurz darauf ein eher durchschnittliches Stück folgt. Im Prinzip ist das bezeichnend für das komplette Album, denn obwohl “Heaven’s Venom” ein solides Album ist, reiht es sich in der umfassenden Diskographie der vier Musiker im unscheinbaren Mittelfeld ein. Trotz gewohnt fetter wie dynamikarmer Produktion wird es diesmal also nichts mit gebrochenen Knochen. Ein paar Schürfwunden, Prellungen und blaue Flecken tun im Gegenzug vielleicht ebenfalls ganz schön weh, aber seien wir mal ehrlich: Das ist doch auch nur halb so männlich.

Veröffentlichungstermin: 13.08.2010

Spielzeit: 46:41 Min.

Line-Up:

Maurizio Iacono – Vocals
Jean-François Dagenais – Guitars
Stéphane Barbe – Bass
Max Duhamel – Drums

Produziert von Jean-François Dagenais, Tue Madsen (Mix)
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.kataklysm.swizcorp.com

KATAKLYSM “Heaven’s Venom” Tracklist

01. A Soulless God
02. Determined (Vows Of Vengeance)
03. Faith Made Of Shrapnel
04. Push The Venom (Video bei YouTube)
05. Hail The Renegade
06. As The Wall Collapses
07. Numb And Intoxicated
08. At The Edge Of The World
09. Suicide River
10. Blind Saviour

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