ROCK HARD FESTIVAL 2010: Der Bericht

Wie jedes Pfingswochende seit 2003 war auch dieses Jahr ROCK HARD FESTIVAL angesagt. Pünktlich zum Festivalbeginn spielte auch das Wetter mit, so dass einem entspannten Wochenende nichts mehr im Weg stand.

Nachdem ich letztes Jahr auf dem ROCK HARD FESTIVAL nur zeitweise am Start war gab es dieses mal wieder die volle Dröhnung. Aber da selten alles läuft wie geplant fielen meine Vampster-Mitstreiter kurzfristig aus, ich bitte also um Nachsicht, dass im diesjährigen Bericht einige, wenige Bands fehlen. Ab und an musste dann doch auch mal der Grill auf dem Campingplatz angeschmissen werden.

Dieser war mehr als ordentlich gefüllt, die Campingtickets waren ja bereits einige Wochen vorher ausverkauft, von den Parktickets die bereits Ende letzten Jahres nicht mehr zu bekommen waren, dafür aber bei ebay für teilweise vierzig Euro weg gingen fange ich besser gar nicht erst an. Einige Leute waren sogar so verzweifelt, im Graben direkt am Zaun zum Rhein-Herne-Kanal zu campen. Dieser Graben wird eigentlich gerne und häufig als Toilette genutzt, also kein Platz an dem ich campen wollen würde. Aber gut, wie man sich bettet so liegt man.

ROCK
Zelten im Outdoor-WC 

Die Toiletten und Duschen waren wie jedes Jahr komplett kostenlos und in gutem Zustand, die Duschen waren sogar die besten, die ich je auf einem Festival erlebt habe. Das Wasser war nicht zu kalt und hatte auch am letzten Tag noch ordentlich Druck. Hier wurde offenbar aufgerüstet. Das Wetter war, pünktlich zu unserer Anreise am Donnerstag von beschissen auf fantastisch umgesprungen, so dass einem entspannten Wochenende nichts mehr viel im Weg stand. Das Billing war insgesamt wieder etwas schwächer, die richtigen Highlights fehlten auf den ersten Blick. Natürlich gab es trotzdem reihenweise erstklassiger Auftritte aber die Entscheidung, THE DEVILS BLOOD als Headliner am Freitag zu setzen dürfte wohl bei vielen auf Unverständnis gestoßen sein, so geil der Auftritt auch war. Aber dazu später mehr.

ROCK
Es blieb aber trotzdem friedlich im Dusch-Truck. 

Davon abgesehen stand das Wochenende natürlich auch im Zeichen des Todes von vor allem RONNIE JAMES DIO und auch Pete Steele, welche sowohl vom ROCK HARD-Team als auch von einigen Musikern mit Statements und gewidmeten Songs geehrt wurden. Highlight war hier sicher die Schweigeminute für die beiden am Freitag. Tatsächlich war es bis auf einige wenige Ausnahmen in diesem Zeitraum totenstill im Amphitheater, ein deutliches Zeichen dafür, wie schockiert und traurig die Szene über den Tod dieser zwei Ikonen ist. Davon abgesehen lief am ersten Tag während jeder Umbaupause Holy Diver und auch an den folgenden Tagen gab es nicht eine Pause ohne den einen oder anderen Song von DIOBLACK SABBATH oder RAINBOW.

Offiziell hieß es, dass der Campingplatz am Donnerstag ab 17 Uhr geöffnet sein sollte. Also machten wir uns gegen 14 Uhr in Hürth auf den Weg in der Hoffnung, dass man uns auch etwas früher drauf lassen würde wenn wir gegen drei oder halb vier dort wären. Nun ja, die gute Nachricht: Wir wurden früher drauf gelassen. Die schlechte Nachricht: Die Leute die deutlich vor uns da waren auch, anscheinend hat man schon früh morgens geöffnet, also doch wieder etwas weiter hinten zelten. Aber das ist ja auf dem ROCK HARD FESTIVAL kein Problem, denn selbst am hintersten Ende des Campingplatzes, läuft man nicht länger als zehn Minuten zum Festivalgelände. Gegen 18 Uhr wurde der Grill das erste mal angeworfen und bei nachkommenden Freunden direkt mal neue Kohle geordert, wir hatten schließlich Fleisch für vier Tage.

Freitag, 21.05.2010

KETZER

Es hat ja schon beinahe Tradition beim ROCK HARD FESTIVAL, dass man den Anfang der ersten Band verpasst, weil es am Einlass wieder mal ein wenig verstopft war. Aber gut, man hätte ja auch einfach früher losgehen können. KETZER, deren Debüt Satans Boundaries Unchained im ROCK HARD ja schon hoch gelobt wurde boten feinsten Black Thrash mit jeder Menge gutem, alten Ufta-Beat, quasi DESASTER´s kleine Brüder. Oder wie ein Freund meinte: Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich die erste SLAYER mal live höre. Und prompt gab es kurz darauf ein waschechtes Black Magic-Gedächtnis-Riff. Apropos Gedächtnis, den Song The Fire To Conquer The Wolrd widmeten KETZER Ronnie James DIO, es sollte nicht die letzte Geste dieser Art bleiben an diesem Wochenende. Es war zwar bei einigen Openern schon deutlich voller aber trotzdem waren schon einige Leute auf den Beinen um sich das Riff-Massaker anzuhören. Alles in allem waren KETZER ein mehr als gelungener Festival-Auftakt.

ROCK
Der Grund aus dem ich NECROS CHRISTOS und KATATONIA verpasste… 

SABATON

Vor drei Jahren noch Opener am Sonntag, jetzt immerhin schon im gehobenen Mittelfeld am Freitag. Es hat sich viel getan bei SABATON in den letzten Jahren. Auf der Bühne gab es je ein Podest für Drumkit und Keyboard und die Band kam einheitlich mit schwarzen Shirts und schwarz/weißen Tarnhosen auf die Bühne. Nach dem Intro legte die Band los wie die Feuerwehr und wirkte so richtig aufgedreht. Joakim Broden sprintete über die Bühne und poste immer wieder und der Rest bangte vor sich hin. Man muss SABATON auf CD sicherlich nicht gut finden aber die Jungs wissen live, wie sie ihr Publikum bei den Eiern kriegen. Allerdings war der Sound erst mal große Scheisse, was sich aber zügig besserte. Meinen Favoriten Panzer Batallion spielten die Norweger schon als zweites. Vorne wurden gefeiert und die Crowdsurfer flogen. Joakim Broden muss seine Ansagen immer wieder wegen der lauten SABATON-Chöre aus dem Publikum unterbrechen. Meine Herren, die Jungs haben es hier heute leicht. Setlist-mäßig schöpften SABATON natürlich aus den Vollen, da fehlte weder Cliffs Of Gallipolli oder Attero Dominatus noch Primo Victoria und natürlich schon gar nicht das Finale, bestehend aus Metal Machine und Metal Crüe. Partyfaktor zehn bei SABATON!

BLOODBATH

Mit dem Death Metal Allstar-Projekt BLOODBATH gab es an diesem Abend die dritte schwedische Band hintereinander. Doch erst mal schwurbelte das Intro gefühlte drei Tage, realistisch betrachtet aber auch immerhin fünf Minuten vor sich hin bis BLOODBATH in ihr bisher viertes Konzert starteten. Akerfeldts Ansagen waren dabei erst mal so leise, dass man auf den Rängen so seine Liebe mühe hatte zu verstehen, was der gute Mann, der ja letztes Jahr bereits mit seiner Hauptband OPETH am ROCK HARD FESTIVAL-Freitag als Headliner spielte, denn mitzuteilen hatte. Aber gut, wenn man dann mal was hörte waren Akerfeldts Ansagen wie üblich unterhaltsam und zwischendurch gab es ja noch Musik. Ich hatte BLOODBATH ja bislang immer also Retrokapelle abgetan, die eigentlich keiner braucht, weil es ja die Originale gibt. Und das von jemandem, der Bands wie FUELED BY FIREGAMA BOMB oder MUNICIPAL WASTE geil findet. Klingt irgendwie schräg, oder?

Nun ja, nach diesem kleinen Exkurs widmen wir uns doch wider aktuellen, beziehungsweise vor einigen Wochen aktuellem, nämlich den BLOODBATH-Auftritt. Neben den Songs der bisherigen vier Veröffentlichungen gab es auch einen neuen Song von einer bald erscheinenden EP. Ja, Hype hin, Retro her, BLOODBATH machten ihre Sache an diesem Abend verdammt gut und das Album, welches ich mir kurz vor dem Festival gekauft habe gefällt mir auch verdammt gut. Akerfeldt beweist zwischen den Songs, dass er wohl ewig weiter reden könnte, wenn seine Mitmusiker ihn nicht zwischendurch dann doch immer wieder mal stoppen würden. Zum Schluss gibt es wie zu erwarten war Eaten, alle sind glücklich. Cooler Auftritt, coole Band. Das ich das mal sagen würde…

THE DEVIL´S BLOOD

ROCK
Die antikosmischen Bäume mit den viereckigen Kronen aus dem Nordsternpark 

Jetzt wurde es antikosmisch. Äußerst antikosmisch. Dass THE DEVIL´S BLOOD nach dem völlig aus den Bahnen gelaufenen Hype im ROCK HARD hier spielen würden, war nicht all zu überraschend. Dass man der Band direkt mal den Headliner-Platz am Freitag gibt, dann doch ein wenig. Schon im Vorfeld konnte man lesen, dass nicht jeder mit dieser Entscheidung einverstanden war. Ich fand es auch ziemlich überzogen, kann die Argumentation, dass man die Band auf jeden Fall im dunkeln auftreten lassen wollte aber nachvollziehen. Antikosmisches Teufelsblut bei Sonnenlicht? Klingt irgendwie nicht richtig. Außerdem war ja von einer Special-Show die Rede. Wer weiß, vielleicht schlachten die ja das Schwein, mit dessen Blut sich die Band vor ihren Auftritten einsaut, live auf der Bühne und veranstalten danach dann auch gleich noch ein antikosmisches Barbecue. Oder Sängerin Farida bewegt sich mal ein paar Zentimeter. Dass letzteres nicht passieren würde, war mir vorher klar, eher kommt der antikosmische Satan aus meinem antikosmischen Arsch.

Völlig überraschend wurde die Band von ROCK HARD-Chefredakteur Götz Kühnemund angesagt. Ich wusste gar nicht, dass es beim ROCK HARD THE DEVILS BLOOD-Fans gibt. Nein, wartet… Nach einer kurzen Warnung vor Taschendieben beim crowdsurfen (Leute gibts…) kam dann eine Ansage zu DIO´s Tod und die Aufforderung zur Schweigeminute die tatsächlich (fast) durchgehalten wurde und in laute DIO DIO-Chöre überging.

Dann kamen THE DEVIL´S BLOOD. Von den geschätzten über hundert Kerzen auf den Verstärkern waren zum Konzertbeginn noch so ungefähr ein Drittel an. Abgesehen davon hatte die Band drei Backgroundsängerinnen dabei, die sich im weiteren Verlauf auch wirklich bezahlt machten. Auf die großen Kerzenständer, welche man auf dem HAMMER OF DOOM noch am Start hatte, verzichtete man dieses mal. Oder hat die der antikosmische Pfandleiher mitgenommen? Los ging es also und erst mal war alles wie erwartet. Die Band eröffnete mit Come, Reap und ließ River Of Gold folgen. Farida offenbarte wie immer den Bewegungsradius einer Litfaßsäule und die Gestik eines Sims aus dem gleichnamigen PC-Spiel. Man erwartet förmlich, dass Bruce Darnell auf die Bühne springt und sie anschreit Du bäwägst disch wie eine Robot. Nix verstanden? Macht nix, denn der wichtige Teil kommt eh jetzt:

Verdammte Axt, war das geil! THE DEVIL´S BLOOD waren zwar mit Sicherheit der Headliner, der die meisten Leute aus dem Amphitheater gespielt hat, aber diese unwissenden Barbaren sollen in der antikosmischen Hölle schmoren. Bei perfektem – und ich meine hier so perfekt, wie ich es noch nie bei einem Festival gehört habe – Sound nahmen die Holländer all jene, die willens waren mit auf einen musikalischen Trip. Ausgedehnte, exzessive Instrumentalparts, eine ewig lang gezogene Version von The Heavens Cry Out (For The Devils Blood), THE DEVIL´S BLOOD füllten die ihnen zugestandenen neunzig Minuten spielend und mussten dabei noch nicht mal alle ihre Songs auspacken. Nein, nur das beste heute Abend, sei es The Graveyard Shuffle oder Evermore. Junge, junge, gleich geht der Kühnemund mit mir durch. An diesem Abend rechtfertigten THE DEVIL´S BLOOD wirklich alle Lorbeeren, die ihnen so zugeworfen wurden, auch wenn das sicher nicht jeder so gesehen hat. Und als THE DEVIL´S BLOOD ihren Auftritt mit Voodo Dust als Intro für Christ Or Cocaine beendeten, fragte zumindest ich mich nicht mehr nach Sinn oder Unsinn des Headliner-Platzes. Den hatten sich THE DEVIL´S BLOOD wenn schon nicht durch Status, dann auf jeden Fall durch Leistung verdient. Geil! Antikosmisch! Phänomenal!

Samstag, 22.05.2010

ORDEN OGAN

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Der Opener mit der dicksten Show – ORDEN OGAN 

Kaum legt man mal das Melodic/Bombast-Metal Album des Jahres vor, schon darf man Opener auf dem ROCK HARD FESTIVAL sein. Das hatten sich ORDEN OGAN mit Easton Hope auf jeden fall verdient. Los ging es aber erst mal mit New Shores Of Sadness vom Vorgänger Vale. Schon hier geizten ORDEN OGAN nicht und ballerten mit Pyros los. Zur Belohnung gab es Plastikblumen und Ballons aus dem Publikum. Wo sind wir denn hier??? Das gute alte Fuck you pussy-Spielchen funktionierte auch hier wunderbar, wer lässt sich auch zwei mal bitten wenn es darum geht die Band zu beschimpfen? Erst mal ging es mit älteren Songs weiter, bis ORDEN OGAN dann in Form von Welcome Liberty das erste Mal ihr aktuelles Album berücksichtigten. Zwischendurch gab es noch mehr Nebel und bei We Are Pirates sogar Feuersäulen. Für einen Opener machten ORDEN OGAN hier ganz schön was her. Apropos We Are Pirates: auf CD hat der Song mich ja nicht so recht überzeugen können, aber live klappt das schon besser. Dazu noch die RUNNING WILD-Gedächtnis-Ansage Wir reissen euch den Arsch auf bis das Wasser darin kocht (laut Seb O-Ton Rock´n´Rolf auf der Loreley, früher halt, als noch alles besser war). Klasse Show, geile Songs, sauber abgeräumt!

ARTILLERY

ROCK
Geil, geiler. ARTILLERY! 

Yes! Ich kann Ulle gar nicht oft genug dafür danken, dass er mir letztes Jahr ARTILLERY´s When Death Comes ans Herz gelegt hat. Man ist das ne geile Scheibe. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf den Auftritt der Dänen. Groß war auch die Menge an Alkohol die ich zwischen ORDEN OGAN und ARTILLERY in mich hinein kippte und dementsprechend war ich flotten, aber nicht immer ganz geraden Fußes im Moshpit unterwegs, während ARTILLERY oben auf der Bühne so richtig die Sau raus ließen. Na ja, zumindest musikalisch, was das Stageacting angeht, verhielt man sich seines Alters entsprechend. Aber spielen konnten die, meine Fresse! Musikalisch war an diesem Tag keine Band besser. Punkt! Und wer When Death Comes noch nicht hat, holt das jetzt gefälligst nach! AR-FUCKING-TILLERY!

RAVEN

Nach ARTILLERY ging das Altherren-Treffen weiter. Angesagt wurden die NWOBHM-Urgesteine RAVEN von Götz Kühnemund, der so langsam wieder in seine alten Bandshirts passt. Nachdem es heute morgen kurz mal nach einem milderen Tag ausgesehen hatte, knallt die Sonne inzwischen wieder unbarmherzig vom Himmel, Teile des Verfassers dieser Zeilen ähnelten inzwischen einem Grillhähnchen. Wie war das noch gleich mit Altherren-Treffen? Da muss ich was verwechselt haben, denn die Gallagher-Brüder zeigten sich trotz hohem Alter extrem bewegungsfreudig und machten auf der Bühne so viel Alarm, die können doch unmöglich schon seit 35 Jahren auf den Bühnen dieser Welt unterwegs sein, oder? Davon abgesehen kommt John mit seinem Organ immer noch verdammt hoch. Vom neuen Album Walk Throug Fire, welches ich mir bei Gelegenheit wohl mal zulegen muss, gab es unter anderem den Titeltrack und Breaking You Down zu hören. Jawohl, das hat gerockt!

EXHORDER

ROCK
Bewegen taten sich andere – EXHORDER 

EXHORDER waren sicherlich das exklusivste, mit dem das diesjährige ROCK HARD FESTIVAL neben RAGE & LINGUA MORTIS ORCHESTRA aufwarten konnte. Neunzehn Jahre war der letzte Deutschland-Auftritt der New Orleans-Posse her, da war so mancher Festival-Besucher noch gar nicht geboren. Und EXHORDER entfachten ein richtig geiles Riffgewitter und spätestens mit Homicide ging auch im Moshpit ordentlich die Post ab. Nur auf der Bühne war irgendwie nicht so richtig viel gebacken, da hätten die Herren sich mal an RAVEN orientieren können, die ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel haben. Aber gut, musikalisch gab es volles Pfund auf die Fresse, genau das richtige an diesem sonnigen Nachmittag. Immerhin begaben sich Sänger Kyle Thomas und einer der Gitarristen am Ende des Auftritts in den Fotograben und klatschten die Fans in den ersten Reihen ab.

ACCEPT

ACCEPT ohne UDO, kann das wirklich gut gehen? Es kann, so viel sei schon mal verraten! Aber auch ACCEPT müssen jetzt etwas kleinere Brötchen backen. Kaum ist UDO weg und schwups, ist man nur noch Co-Headliner vor KREATOR. Aber vorher gab sich Götz Kühnemund noch mal die Ehre und sprach unter anderem das Müllproblem auf dem Campingplatz an. In der Tat verhielten sich manche Besuchergruppen dermaßen asozial, dass man sich ernsthaft fragt, wie es bei denen zu Hause aussieht. Das sind dann wahrscheinlich die Pisser, die anfangen zu heulen, wenn plötzlich Müllgebühren fällig sind. Außerdem war dieses Jahr zum ersten Mal der WDR da und filmte für ein zweistündiges Special über das Festival, welches in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli ausgestrahlt werden soll. Also Augen auf halten!

ROCK
Auch ohne UDO top – ACCEPT 

ACCEPT legten mit Metal Heart einen Einstieg nach Maß hin und Marc Tornillo hatte zumindest mich mit seinem coolen Reibeisenorgan sofort bei den Eiern und auch dem Großteil des restlichen Publikums schien es ähnlich zu gehen. Lediglich optisch könnte der Unterschied zu seinem Vorgänger kaum größer sein. Statt militärischem Kampzwerg gab es hier den schlanken, sonnengebräunten Rocker, stimmlich hingegen steht er UDO in nichts nach, auch wenn es leider so gut wie keine Ansagen gab. Auch wenn Götz das neue, bald erscheinenende Album schon mal lobte, hielten ACCEPT sich mit neuen Songs zurück, lediglich The Abyss und Teutonic Terror wurden zum besten gegeben und überzeugten auf ganzer Linie. Ansonsten gab es Hit an Hit an Hit. Restless & Wild, Son Of A Bitch, London Leatherboys und so weiter. Und es war voll im Amphitheater, es überwog also doch die Neugier auf den neuen Sänger und nicht die Skepsis. Vom Publikumszuspruch hätten ACCEPT locker auch den Headliner-Spot ausfüllen können. Weiter ging es mit Breaker, I´m A Rebel und Balls To The Wall bevor Princess Of The Dawn und das unverwüstliche Fast as A Shark mit dem klassischen Heidi Heido Heida-Intro den Schlusspunkt unter einen richtig überzeugenden Auftritt setzten.

KREATOR

KREATOR wohnen ja quasi um die Ecke, hätten – von Sami mal abgesehen – also auch zu Fuß anreisen können. Eine spezielle Old School-Show sollte es heute Abend geben. Optisch unterstützt wurde der Auftritt von den inzwischen ja gewohnten Seitenaufbauten und der Videoleinwand, auf der dann auch prompt wieder der im höchsten Maße peinliche Hordes Of Chaos-Videoclip zum besten gegeben wurde. Na Mahlzeit. Es war tatsächlich noch mal voller als bei ACCEPT. Weiter ging es mit Phobia, dem, wenn man das ab und zu mal gespielte Renewal mal ausklammert, einzigen Überbleibsel der Post-Coma Of Souls / Prä-Violent Revolution-Era nachdem sich Mille erst mal ausgiebig feiern lässt, gefolgt von Violent Revolution und Impossible Brutality. Notiz an mich: Nicht mehr so lange Sätze schreiben. Ob NEVERMORE diesen Moshpit morgen toppen würden? Noch glaubte ich ja. Aha, Old School also. Na ja. Aber dann ging es los. Endless Pain eröffnete den lustigen Titeltrack-Reigen, den die Essener tatsächlich bis Coma Of Souls in chronologischer Reihenfolge fortsetzten. Mille wollte dann auch gleich den größten Moshpit des Festivals sehen. Oha, das würde hart werden für NEVERMORE morgen. Aber man soll den Tag ja nicht vor Born loben. KREATOR wiederum gingen nach dieser kleinen Zeitreise mit Amok Run zurück in die Gegenwart welche musikalisch ja auch alles andere als schwach aussieht. Dann ging das Licht aus und die Band nach einer Stunde runter von der Bühne.

ROCK
Sachen gibt´s…  

Natürlich war noch nicht Ende, schon bald ertönten die Klänge von The Patriarch, dicht gefolgt vom unvermeidlichen und immer wieder geilen Violent Revolution. Bei der Scheisse, die gerade überall und auch speziell in diesem Land abgeht, aktueller denn je. Dann wird Demon Prince auch schon als letzter Song angekündigt. Natürlich wissen wir alle, dass das nicht stimmt und dementsprechend dauert es nicht lange bis KREATOR mit When The Sun Turns Red eine echte Überraschung aus dem Hut zaubern. Geil! Danach schwenkt Mille die Flag Of Hate welche man am Merch für sensationell fanfreundliche vierzig Euro kaufen kann und beendet das Konzert mit dem gewohnten Doppelschlag Flag Of Hate und Tormentor um Punkt 23:00 Uhr. KREATOR waren wieder mal routiniert auf hohem Niveau. Ein bisschen mehr Old School hätte ich mir bei der Ankündigung einer speziellen Old School-Show dann schon gewünscht, ansonsten gab es aber mal wieder nicht viel zu meckern. Auch wenn das Highlight des Auftritts für mich die Ankündigung einer Tour zusammen mit EXODUS und DEATH ANGELim Herbst war. Das wird geil!

Sonntag, 23.05.2010

SACRED STEEL

Nach einem kleinen Spaziergang nach dem Frühstück finde ich mich doch tatsächlich zu SACRED STEEL von der Bühne ein. Ich hab mir gestern und am Freitag die Opener angesehen, dann zieh ich das jetzt durch, reine Gewohnheit. SACRED STEEL hatte ich von den paar Songs, die ich vor zig Jahren mal gehört hatte, als gar nicht mal so prall in Erinnerung und als dann The Hellion von JUDAS PRIEST als Intro lief, dachte ich endgültig an einen Fall von völliger Selbstüberschätzung. Es folgte Metal Is The Law statt Electric Eye und der Sound ist mal ganz großer Käse. Schlagzeug und Gesang sind.. nun ja.. dominant und die Leadgitarre quasi kaum zu hören. Oje, das kann ja was werden. Aber immerhin ist die Band motiviert haut richtig rein und macht jede Menge Unfug auf der Bühne. Gerrit Mutz hängt derweil ein DIO-Shirt über eine der Monitor-Boxen.

Bei Open Wide The Gate kommen die Death Metal-Einflüsse durch und so langsam muss ich mich damit abfinden, dass mir der Auftritt richtig gut gefällt. Gerrit und der Rest der Band haben nach eigener Aussage wohl zwei Tage durchgesoffen. Dafür klingt die Stimme aber noch ganz ok. Maniacs Of Speed müssen SACRED STEEL noch mal neu starten, weil Gerrit wohl textlich gerade ganz wo anders war. So langsam füllt sich das Amphitheater. Bei Carnage Victory mischt Gerrit sich samt Mikro unters Publikum und setzt sich irgendwann sogar auf die Stufen wo er willige Mitgröhler findet. Die gibt es auch bei Slaughter Prophecy reichlich und vor dem letzten Song wechselt Gerrit vom FATES WARNING ins DIO-Shirt. Wargods Of Metal macht den Sack zu und hinterlässt den Rezensenten verwirrt. Fand ich die nicht mal doof? Oder wie Gerrit es ausdrückte: Wir wollten halb so gut sein wie RAVEN, dass haben wir knapp verpasst. Gut war es trotzdem!

CRASHDIET

ROCK
Gute Show und coole Posen – CRASHDIET 

Von CRASHDIET habe ich mangels Interesse nur die letzten paar Minuten mitbekommen, da es noch größere Restmengen Grillfleisch zu determinieren galt. Vier Steaks und mehrere Würstchen später war dann aber die Kapazitätsgrenze erreicht, da kann man ja dann auch schon mal gen Bühne kriechen. Dort feiern die ersten Reihen die Band mal richtig ab während sich der Rest in braver Zurückhaltung. Dabei schlagen sich die Sleazer gar nicht mal schlecht, eigentlich sogar richtig gut wenn man bedenkt, dass das hier so gar nicht meine Baustelle ist. Aber immerhin gibt es was für die Kamera.

ORPHANED LAND

ROCK
Spielfreude und Völkerverständigung – ORPHANED LAND 

Jetzt folgten die drei Bands auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte. Los ging es mit ORPHANED LAND, die gestern noch in Tel Aviv mit METALLICA spielten. Wie würden sich ORPHANED LAND live schlagen, nachdem sich das neue Album doch eine Ecke schwerer zugänglich erweisen hatte, als das Meisterwerk Mabool? Nun ja, zu Anfang stockte der Motor noch ein wenig. Das lag noch nicht mal so sehr an den Songs, sondern vor allem daran, dass die Band sich nach fast jedem Song am Notebook versammelte um das nächste Intro einzuspielen. Das war dem Gesamtfluss der Show nicht gerade zuträglich. Optisch gab es die Spar-Version des Promo-Fotos mit den Musikern in islamischen, jüdischen und christlichen Gewändern. Kobi weis diverse Male darauf hin, dass er nicht Jesus Christus sei. Na, wenn du es sagst. Auch ansonsten war die Band sichtlich mit Spaß bei der Sache. Yossi sprang und hüpfte die ganze Zeit gut gelaunt herum, während die rechte Bühnenseite, bestehend aus Gitarrist Matti Svatizky und Bassist Uri Zelcha ausdauernd headbangte. Den Endspurt startete die Band mit dem tollen Sapari bei dem sich Bauchtänzerin Betül auf der Bühne die Ehre gab, Ocean Land und dem obligatorischen Norra El Norra. Spätestens da hatte man das Publikum im Sack. Insgesamt trotz einiger Schwächen ein guter Auftritt der Band, wenn auch nicht der Beste. Trotzdem ist es immer wieder eine Freude, diese großartige Band live zu sehen. Wenn nur mehr Menschen so wären, das Leben könnte so schön sein.

VIRGIN STEELE

VIRIGN STEELE haben sich ja in den letzten Jahren in jeder Hinsicht ziemlich rar gemacht. Sei es was Veröffentlichungen angeht, oder auch an der Live-Front. Umso größer war auch hier die Vorfreude, vor allem da es ja einen Classic Metal-Set geben sollte. Und ja, Setlist-technisch war bei den Amis heute wirklich alles bestens. Sei es House Of Atreus-Stoff wie Wine Of Violence oder Kingdom Of The Fearless oder großartiges vom Schlage Symphony Of Steel, Throug Blood And Fire oder natürlich Noble Savage, welches der stimmlich bestens aufgelegte aber sichtlich gealterte David De Feis DIO und Pete Steele widmete.

ROCK
Super Songs, super Stimme, scheiss Sound – VIRGIN STEELE 

Leider wurden VIRGIN STEELE aber mit dem grottigsten Sound des Wochenendes bestraft. Das Schlagzeug, insbesondere die Becken waren dermaßen laut abgemischt, dass man, sobald Frank Gilchriest mal so richtig loslegte kaum noch was anderes hören konnte. Von den Rückkopplungen fange ich besser gar nicht erst an. Wieso hat das denn am Freitag bei THE DEVIL´S BLOOD so gut geklappt und jetzt kommt so ne Grütze aus den Boxen??? Egal, die Band war bestens aufgelegt und bei Epen von solcher Erhabenheit bangt es sich von ganz alleine. Eine Headliner-Tour wäre hier mal wieder dringend angebracht, Mr. DeFeis. Vielleicht ja zum für dieses Jahr angekündigten neuen Album. Dann bitte mit ähnlicher, nur verlängerter Setlist und besserem Sound.

NEVERMORE

Wie das mit dem Sound auch klingen kann, zeigen NEVERMORE im Anschluß. Hier klingt es Gott, Satan oder wem auch immer sei Dank deutlich besser und wenn Beyond Within den Einstieg verkörpert, dann kann ja eigentlich nicht mehr viel schief gehen in Sachen Moshpit des Festivals. Oder doch? Es folgt The River Dragon bevor mit Poison Throne der erste neue Song zum Zuge kommt. Das Rise Rise-Singspielchen klappt schon mal ganz gut, ansonsten ist der Mob eher zurückhaltend. Ist halt neu und noch nicht veröffentlicht. Aber dann kommt Born. Da muss doch jetzt mal was gehen. Wenn ich da an den Moshpit 2006 in WACKEN denke. Meine Fresse. Und WARREL will auch hier einen Pit. Und er bekommt ihn…. NICHT! Unfassbar. Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Publikum bei NEVERMORE dermaßen bewegungsfaul zeigt. Immerhin ein paar Crowdsurfer sind inzwischen auszumachen. Vom neuen Album folgend weiterhin noch der Hit Emptiness Unobstructed, The Termination Proclamation sowie der Titeltrack. Letzteren sagt WARREL gleich zwei mal an, beim ersten Mal hatte man aber eigentlich den Heart Collector eingeplant und spielte den größten Hit der Band dann natürlich auch, bevor dann The Obsidian Conspiracy folgte. Dann war Schluss. Ein guter Auftritt der Band mit einem leider furchtbar lahmen Publikum, dass die Band zwar verdientermaßen abfeierte, WARREL I Want Chaos DANE in Sachen Moshpit aber ziemlich enttäuschte. Und mich erst… Abschließend sei noch erwähnt, dass der neue, zweite Gitarrist Attila Voros seinen Job ausgezeichnet machte und sichtlich Spaß auf der Bühne hatte, auch wenn er noch etwas zurückhaltend agierte, was das Stageacting angeht. Hoffen wir mal, dass dieser Junge der Band erhalten bleibt.

RAGE & LINGUA MORTIS ORCHESTRA

Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich mich an RAGE sowohl live als auch auf CD satt gehört habe. Die letzten Alben der Band sind völlig an mit vorbei gegangen, wenn lege ich eher noch mal Black In Mind auf und live reizt mich die Band auch nicht mehr. Doch zusammen mit dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA hatte ich RAGE noch nicht gesehen, da überwog dann doch die Neugier. Für den Auftritt war schon eine extralange Umbaupause anberaumt in der MAMBO KURT für Unterhaltung sorgen sollte. Das haben wir uns verkniffen, so dass wir erst kurz vor dem angesetzten Beginn des Auftritts wieder im Amphitheater waren.

ROCK
Volle Bühne und gelungener Fesival-Abschluß – RAGE & LINGUA MORTIS ORCHESTRA 

Trotz der verlängerten Pause verzögerte sich der Beginn dann aber doch noch ein wenig, was bei dem logistischen Aufwand aber irgendwo nachvollziehbar ist. Dafür wurden wir aber auch mit einem sehr gut abgemischten Sound belohnt. Das riesige Drumkit von Andre Hilgers steht rechts auf der Bühne, im hinteren Bereich ist das Orchester untergebracht. Ein Backdrop gibt es nicht, das heißt, es gibt freie Sicht auf den Rhein-Herne-Kanal. Los geht es mit Turn The Page und From The Cradle To The Grave und schon da war klar, dass dieser Abend etwas ganz besonderes werden würde. Die fantastische Suite Lingua Mortis vom ansonsten eher mittelprächtigen Speak Of The Dead-Album widmete Peavy DIO und Pete Steel was zu erneuten DIO-Chören im Publikum führte. Das Lingua Mortis Medley war dann richtig groß, vor allem Sent By The Devil und Alive But Dead waren in dieser Version einfach nur geil. Und dann am Ende noch Higher Than The Sky, da waren alle Vorbehalte vergessen und man (= ich) hatte RAGE einfach nur noch gern für diesen großartigen Auftritt der das 2010er ROCK HARD FESTIVAL mehr als würdig beschloss.

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