RE-VISION: Chapter IV: …All For The Sake Of Love

Ein wirklich tolles, eigenständiges Album, endlich den verdienten Erfolg zu erzielen wäre der Band sehr zu wünschen.

Was mir bei RE-VISION immer schon gefallen hat: die Band aus Waltrop geht stur ihren Weg, schaut kaum nach rechts oder links, fährt unbeirrt ihren eigenen Sound. Der ist viel zu gut, um überhört zu werden, aber auch so zwischen allen Stühlen, dass der verdiente Erfolg bisher trotz reichlich Lorbeeren unter anderem von großen Printmagazinen und Shows mit bekannteren Bands nie erreicht wurde. Immerhin hat man nun endlich wieder ein Label, und dass man sich als deutsche Band bei einem griechischen Label durchaus wohlfühlen kann, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Nun, das leidenschaftlichste Label kann wenig machen, wenn die Band nichts zu bieten hat, aber da braucht man sich bei RE-VISION keine Gedanken machen. Kennt man das letzte Demo, dann war zu erwarten, dass man sich fast ganz gelöst hat von den Gothic-Elementen, welche die Band die Ersten der nunmehr auch schon annähernd 17 Jahre Geschichte begleitet haben. Dazu trägt sicher auch die Stimme von Anke Willnat bei, welche sich im Laufe der letzten acht Jahre hörbar gesteigert hat. Die Frau kann rocken, mal jugendlich frisch und wild, oft auch im Stile 80er-Metal-Queens, sie bringt haufenweise eingängige Melodien ein, die doch mal etwas an gepflegten Gothic-Metal erinnern, aber auch reichlich kitschfreie Pop-Anleihen mit sich bringen. Würde sie in die falschen Hände geraten, dann könnte man aus ihr sicher ein Pop-Chick machen, dass die meisten Casting-Trällerelsen arbeitslos macht. Zudem hat Anke eine sehr charmante Klangfarbe, die einen schnell um den kleinen Finger wickelt. Hier und da würde man sich vielleicht noch etwas mehr Kraft in der Stimme wünschen, mich persönlich stört es nicht, dass die Vocals eher niedlich und feminin rüberkommen als erzwungen heavy. Schade ist, dass die Vocals einen Fliegenpups zu weit im Vordergrund stehen, man hätte sie etwas mehr im Gesamtsound einbetten sollen. Ansonsten gibt es am Sound von Devon Graves (DEAD SOUL TRIBE, Ex-PSYCHOTIC WALTZ) nicht viel zu meckern, seine Handschrift kommt deutlich durch, wie man es von seinem Wiener Dead Soul Temple gewohnt ist. Entsprechen können sich die Herren an den Instrumenten ausbreiten. Da gibt es 90er Alternative-Rock mit etwas zu kratzigem Gitarrensound, Riffattacken aus dem US-Power-Metal, Momente, die an Prog-Metal Richtung FATES WARNING erinnern, modernen Groove-Rock, in den ruhigen Momenten fast schon Pop-Rock, es gibt viel zu entdecken. Egal, ob man nun auf progressiven Power-Metal steht, auf Bands wie DIE HAPPY, LACUNA COIL oder doch eher auf Alternative-Metal, irgendwie findet in diesem so sonderbaren Mix jeder seine Momente, ohne dass dies als gewollte Massenanbiederung durch kommt. Man nimmt der Band ab, dass sie genau diese Musik machen will.

Anfangs wirken die Songs oft recht straight, aber je öfter man Chapter IV: …All For The Sake Of Love hört, umso mehr Feinheiten wird man heraushören. Je nach Laune kann man das Album als kurzweilige Gute Laune-Musik hören, dann machen sich die vielen catchy Melodien und Hooklines bezahlt. Ebenso macht es Spaß, den Instrumenten und dem Gesang etwas konzentrierter zu lauschen und sich an der Abwechslung zu erfreuen. Erfreuen kann man sich auch besonders am letzten Song, das Strange World-Cover jagt einem so manche Gänsehaut über den Rücken, zumal man tatsächlich einen meiner Alltime-IRON MAIDEN-Faves ausgesucht hat. Hier greift Produzent Devon Graves zum Mikro, verpasst dem Song eine sentimentale, eigenständige Note, während Anke aus dem Vollen schöpft und mit teils souligem Gesang den starken Eindruckt besiegelt, den sie in den anderen Songs schon aufgebaut hat. Dass der Song souverän gespielt wird steht außer Frage, nicht umsonst sind die Herren im Hause RE-VISION schon seit Jahren die Backing-Band von PAUL DI´ANNO (Ex-IRON MAIDEN). So schaffen sie es sogar, dass nun seit Tagen endlich mal wieder die ersten beiden MAIDEN-LPs meinen Plattenspieler belagern.

RE-VISION machen eigentlich alles richtig, Chapter IV: …All For The Sake Of Love ist ein wirklich tolles, eigenständiges Album voller Abwechslung, mit cooler Instrumentalmannschaft und einer tollen Sängerin. Endlich den verdienten Erfolg zu erzielen wäre der Band sehr zu wünschen. Ob das die Hard`n´Heavy-Gemeinde ähnlich sieht oder lieber weiter den nächsten Trendbands hinterher läuft, das steht auf einem anderen Blatt…

Veröffentlichungstermin: 19.12.2009

Spielzeit: 57:49 Min.

Line-Up:
Anke Willnat – Vocals
Daniel Düring – Guitar
Christoph Gonzo Lücker – Bass
Dominik Dom Nowitzki – Drums

Gäste:
Devon Graves – Vocals

Produziert von Devon Graves
Label: Sleaszy Rider Records

Homepage: http://www.re-vision.org

MySpace: http://www.myspace.com/revisionmetal

Tracklist:
1. Colour
2. Scream
3. Deconstructed
4. For The Sake Of Love
5. Tomorrow May Come
6. Shapeless
7. Awake My Soul
8. While We Sleep
9. Chew ´em Through
10. Don´t Wake Me Up
11. Tantalized
12. Lights On Me
13. Deep Fovea
14. Strange World

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