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BLACK ZONE BAVARIA Pt. III mit AKREA, DEAD EMOTIONS, HOKUM, BLEEDING RED und POSTMORTEM SILENCE: Lindenkeller, Freising, 9.4.2010

Lange stand ein großes Fragezeichen über der dritten Auflage des BLACK ZONE BAVARIA-Festivals, nachdem die Eintagesveranstaltung im letzten Jahr trotz eines hochklassigen Headliners wie DEADLOCK kaum Anklang bei der lokalen Metalszene fand. Letztlich nahm aber alles ein gutes Ende und der Veranstalter konnte trotz des finanziellen Defizits im Vorjahr eine Neuauflage wagen, die zudem erfreulicherweise wesentlich mehr Besucher in den Freisinger Lindenkeller locken konnte als dies 2009 der Fall war.

blankLange stand ein großes Fragezeichen über der dritten Auflage des BLACK ZONE BAVARIA-Festivals, nachdem die Eintagesveranstaltung im letzten Jahr trotz eines hochklassigen Headliners wie DEADLOCK kaum Anklang bei der lokalen Metalszene gefunden hatte. Letztlich nahm aber alles ein gutes Ende und der Veranstalter kann trotz des finanziellen Defizits im Vorjahr eine Neuauflage wagen, die zudem erfreulicherweise wesentlich mehr Besucher in den Freisinger Lindenkeller locken kann, als dies 2009 der Fall gewesen ist.

Dabei ist das Hauptmotiv für viele der Angereisten zugleich ein leicht betrübliches. Die Rede ist natürlich nicht vom Gastspiel des gebuchten Headliners AKREA, denn so eine Verpflichtung läuft natürlich unter den erfreulichen Gesichtspunkten, sondern von der offiziellen Abschiedsshow der heimischen Death Metal-Institution DEAD EMOTIONS, welche nach langen 14 Jahren alles dort beenden will, wo es einst angefangen hat.

POSTMORTEM SILENCE

blankMit dem Ende einer anderen Ära startet indes das dritte BLACK ZONE BAVARIA um 19:15 Uhr in einen langen und sehr gelungenen Konzertabend. Im um diese Uhrzeit leider noch sehr spärlich gefüllten Konzertsaal spielen nämlich POSTMORTEM SILENCE ebenfalls ihren letzten Gig. Dass gerade einmal drei bis vier aktiv teilnehmende Fans sowie geschätzte 30 weitere Personen im Hintergrund und auf den seitlichen Bänken diesem Live-Begräbnis beiwohnen wollen, hat neben dem undankbaren Opener-Slot und dem stiltechnischen Außenseiterdasein der Gruppe wohl auch damit zu tun, dass die junge Band im letzten halben Jahr gleich mehrere Male in der Umgebung zu sehen war.

Wirklich schade, denn auch wenn wir mit dem präsentierten Beatdown Deathcore der brachialsten Sorte überhaupt nichts anfangen können, so wünscht man einer scheidenden Formation dennoch einen denkwürdigeren Schlusspunkt. Immerhin scheint Frontmann Ester trotzdem gut aufgelegt zu sein, fegt während der Songs pausenlos über die Bühne und nutzt die Zeit dazwischen, um dem erschienen Publikum zu danken. Das immer wieder durchbrechende Grinsen auf seinem Gesicht war zudem ein deutlicher Beleg dafür, dass hier wirklich die Freude an der Musik im Vordergrund steht. Das überspielt schlussendlich auch größtenteils die stoische Ruhe seiner Bandkollegen, die ihr letztes Konzert bis auf ein paar kleine Ausbrüche relativ statisch bestreiten. Unser Genre wird das wohl niemals werden, dafür ist uns das zelebrierte Beatdown-Geballer von “Drown In Your Blood” und “Got What You Deserve” einfach zu stumpf. Ein wenig mehr allgemeine Resonanz hätten wir uns für POSTMORTEM SILENCE aber schon gewünscht, denn wirklich befriedigend kann so ein Abschied nach zwei recht erfolgreichen Jahren einfach nicht sein.

BLEEDING RED

blankAls einzige Band des Abends waren BLEEDING RED bereits beim BLACK ZONE BAVARIA Pt. II mit dabei. Auf dem gleichen Slot wie 2009 starten die Aalener direkt mit Vollgas durch und machen unmissverständlich klar: Was vor zwölf Monaten gegolten hat, ist heute so aktuell wie eh und je. Das Quartett verbindet schnellen Thrash Metal mit Death-Anleihen und einer gehörigen Schlagseite Black Metal, was sich in einem handwerklich absolut sauberen und nicht minder aggressiven Klangbild festigt. Was BLEEDING RED an zurückgelegten Metern auf der Bühne einsparen, machen sie mit gezieltem Posing und rhythmisch kreisenden Haarbüscheln wieder wett. Besonderer Blickfang ist dabei Gitarrist und Sänger Timo Joos, der ein erstaunlich kraftvolles Organ besitzt und mit seinen Growls den Eigenkompositionen wie “Calling For Your Downfall” einen besonders rohen Anstrich verpasst. Ein solcher wurde durch den ordentlichen Live-Sound zusätzlich forciert, was aufgrund der lauten Rhythmusfraktion aber auf Kosten einiger Details, insbesondere bei der Gitarrenarbeit, geht. Spaß macht der Auftritt trotzdem, was auch das nach und nach aufgetaute Publikum so sieht und nach dem 30-minütigen Gig lautstark eine Zugabe fordert, welche BLEEDING RED mit dem DISSECTION-Cover “Night’s Blood” auch prompt bereithalten.

HOKUM

blankEtwas verspielter wird es im Anschluss bei HOKUM, die nach 20 Minuten des Umbaus mit dem Titeltrack ihrer neuen Demo “The Creation Of Pain” eröffnen. Wir haben die Band in der Vergangenheit ja schon so manches Mal live erleben dürfen, doch was da auf der Bühne abgebrannt wird, lässt uns nur schwer aus dem Staunen herauskommen. Wir denken, wir übertreiben nicht, wenn wir behaupten, dass nur wenige Bands in ihrer Größenordnung es schaffen, trotz ausgiebigen Stageactings und Bewegungsdrangs, der bei Bassist Jonas Fischer besonders ausgeprägt zu sein scheint, zugleich so tight und aufeinander eingespielt zu sein wie die fünf Lokalhelden.

Der zu Recht als Progressive Thrash Metal titulierte Klangcocktail ist live ein gutes Stück härter als auf Platte, was insbesondere den neuen Nummern “Soul Destroyer” und “Inexorable” anzumerken ist, wobei Letzteres mit einem nackenbrechenden Hauptriff zu den Höhepunkten des Auftritts gezählt werden kann. Älteres Material wie den Midtempo-Groover “Face The End” gibt es indes genauso zu hören wie das Anfangsdoppel “Collapsing Synapses” und “Live To Suffer” vom Debütalbum “Pi“. Hier ziehen HOKUM alle Register, indem sie innovatives und abwechslungsreiches Drumming mit wahnwitzigen Bassläufen und fantastischen Soli verbinden, während Fronter Andrés Vocals entfernt an PANTERAs Phil Anselmo erinnern. Kein Wunder, dass die mittlerweile ordentlich gefüllte Halle bei tadellosem Sound am Kochen ist und die Band nach dem regulären Set für eine weitere Zugabe zurück auf die Bühne beordert.

HOKUM Setlist

  1. The Creation Of Pain
  2. Face The End
  3. Inexorable
  4. Collapsing Synapses
  5. Live To Suffer
  6. Soul Destroyer
  7. Manticore

DEAD EMOTIONS

blankUm Zehn vor Zehn ist es schließlich soweit. Zum letzten Mal ertönt das Intro ihrer aktuellen CD “Pathways To Catharsis“, als DEAD EMOTIONS die Bretter betreten. Im Unterhaus des Lindenkellers hat sich zu diesem Zeitpunkt eine beachtliche Menge an Leuten eingefunden, die gespannt auf das (vor)letzte Konzert der Freisinger Death Metal-Band wartet. Mit den ersten Tönen von “Demon Seed” bricht dann auch direkt die Hölle los. Mit dem besten Sound des Abends gesegnet gibt es für die Hörerschaft ohnehin kein Gegenargument, warum man bei dieser Show nicht alles geben sollte. DEAD EMOTIONS zeigen sich in bester Spiellaune, während Bassist Gorbi nicht nur auf der Bühne eifrig am Posen ist, sondern wiederholt sein Instrument zur Seite legt, um ein Bad in der Menge zu nehmen.

Blickfang des Auftritts ist aber zweifellos Frontmann Mosh, der mit seinem stämmigen Auftreten und dem dreckverschmierten Unterhemd durchaus furchteinflößend wirken kann und eine unglaubliche Bühnenpräsenz aufweist. Untermauert wird dies durch seine enorm druckvollen Growls, die live ungleich effektiver das Mark erschüttern, als das auf Platte der Fall ist. Dass er aber eigentlich ein ganz netter Kerl zu sein scheint, zeigen die Pausen zwischen den Songs, die er für kleine Scherze und alle möglichen Danksagungen nutzt – in 14 Jahren kommen schließlich einige Namen zusammen, die bei so einer Gelegenheit erwähnt werden sollen.

An Trauerstimmung will heute niemand denken

blankIn knapp 60 Minuten bieten DEAD EMOTIONS jedenfalls hochmotiviert einen Querschnitt ihres Schaffens, der neben jüngerem Material wie “Point Of No Return” oder der nicht ganz so ruhigen quasi-Ballade “At The End Of Time” auch Älteres wie den Live-Hit “Cluster” oder das grandiose “Scalpel” enthält. Bei Letzterem lässt es sich Mosh übrigens nicht nehmen, seinem Namen alle Ehre zu machen und sich selbst in den Pit zu stürzen. Klasse! Für alteingesessene Fans gibt es mit “Gates To The Unseen” sogar den Titeltrack vom Debüt, bei dem sich spontan sogar ein Gastsänger aus der ersten Reihe findet. Man merkt es schon, an Trauerstimmung will an diesem Abend niemand denken. Vielmehr gleicht die Abschiedsshow von DEAD EMOTIONS einer ausladenden Party. Erst nach dem abschließenden “There Is No Dawn” realisieren wir zum ersten Mal richtig, dass da gerade eine der besten und langlebigsten Metalbands aus dem Großraum München ihren Schlussstrich gezogen hat. Auf unseren Favoriten “Hidden Track” müssen wir zwar diesmal verzichten, aber besser kann ein Finale kaum aussehen!

DEAD EMOTIONS Setlist

  1. Paradise Is Hell
  2. Demon Seed
  3. Uncontrolled
  4. Point Of No Return
  5. Cluster
  6. Disdained
  7. Gates To The Unseen
  8. Scalpel
  9. At The End Of Time
  10. There Is No Dawn

AKREA

blankWas sich während der darauf folgenden Umbaupause schon andeutet, erfährt letztlich beim Auftritt des Headliners AKREA Gewissheit: Viele der Besucher sind an diesem Abend hauptsächlich wegen DEAD EMOTIONS angereist und haben dementsprechend vorzeitig wieder die Heimreise angetreten – mit der Folge, dass die letzte Band des Abends vor geschätzten vierzig Leuten spielen muss. Damit bewahrheitet sich auch eine generelle Krankheit, unter der Konzertveranstaltungen in Freising zu leiden scheinen. Je näher man sich der 0:00 Uhr-Marke nähert, desto deutlicher lichten sich die Reihen im Publikum.

AKREA nehmen es jedenfalls gelassen und freuen sich sichtlich, dass die verbliebenen Fans nahezu ausnahmslos mit vollem Einsatz bei der Sache sind. Den Gesichtern der Band nach zu urteilen ist das Haus nämlich voll, so motiviert und spielfreudig erscheinen sie während ihres fünfzigminütigen Gigs. Rein musikalisch ist der melodische Death Metal eine nette Angelegenheit, Stücke wie “Imperium” oder “Bis Zum Ende Der Welt” vom aktuellen Output “Lebenslinie” gehen gut ins Ohr, können aber zugleich wenig Akzente setzen, die wir nicht schon woanders gehört hätten. So sind dann auch die in Deutsch vorgetragenen Texte das einzig Außergewöhnliche, das die Combo von vergleichbaren Bands abheben kann.

AKREA machen einen ungemein sympathischen Eindruck

blankSpaß macht der Auftritt dennoch, wenngleich man mit DEADLOCK im letzten Jahr selbstverständlich eine ganz andere Liga bestaunen durfte. So kommt das eigentlich überraschend frühe Ende eines langen Abends gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die Beine werden langsam schwer und auch wenn wir AKREA während dieser Show als ungemein sympathische Band ins Gedächtnis geschlossen haben, so ist es nur richtig, den launigen und doch fast schon zu routinierten Melodic Death Metal nicht überzustrapazieren. Nach einer Zugabe vom allerersten Album, das noch unter dem Namen INNER AGGRESSION erschien, ist dann endgültig Schluss und das BLACK ZONE BAVARIA Pt. III souverän zu einem entspannten Ende geführt.

Trotz zweier Wermutstropfen – nämlich dem Ableben von DEAD EMOTIONS und POSTMORTEM SILENCE – war das dritte BLACK ZONE BAVARIA-Festival wieder ein Garant für qualitativ hochwertige Musik abseits des Mainstreams bei gleichzeitig entspannter Atmosphäre und tadelloser Organisation. Glücklicherweise wurden diese Anstrengungen in Form von spürbar höheren Besucherzahlen im Vergleich zur letztjährigen Auflage entlohnt. Zwar war es auch dieses Mal schade, dass dem Opener kaum Aufmerksamkeit zuteil wurde und sich der Lindenkeller zum Ende hin wieder stark leerte, die Bilanz bleibt insgesamt aber dennoch eine positive. Schön, dass sich dieses kleine Eintagesevent mit dem dritten Anlauf wieder fangen konnte. Denn wenn nicht nur die Qualität, sondern auch der Zuspruch der Szene stimmt, dann steht einer Fortführung des Konzepts auch in Zukunft nichts mehr im Wege.

Fotogalerie: BLACK ZONE BAVARIA III

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