DARK FORTRESS, SERPENTCULT, FARSOT und SARDONIS im Rocket Club, Landshut am 14. Februar 2010

Wer braucht schon einen romantischen Valentinstag, wenn er auch Black Metal mit einem ordentlichen Doom Metal-Bonus haben kann?

 

Wer braucht schon einen romantischen Valentinstag, wenn er auch Black Metal haben kann? Noch dazu mit einem ordentlichen Doom Metal-Bonus zu sehr fanfreundlichen 14 €. Diese Gegenveranstaltung zum Tag der käuflichen Liebe und zur humorfaschistoiden Faschingszeit ist in Landshut natürlich sehr gut besucht, immerhin spielen die Lokalmatadoren DARK FORTRESS, die jüngst mit ihrem sechsten Album Ylem brillierten, nicht jede Woche dort. Schon allein deswegen, weil es in dieser Stadt rein gar nichts gibt, wo man Bands von diesem Status angemessen spielen lassen könnte. Bis vor kurzem der Rocket Club aufmachte. Die perfekte Gelegenheit also, dieses ebenso originelle und ungewöhnliche wie viel versprechende Paket nach Niederbayern zu bringen.

 

 SARDONIS
Fünfundzwanzig Minuten CATHEDRAL-Riffs ohne Gesang: SARDONIS aus Belgien.

So richtig viel ist aber noch nicht los, als um Punkt 20:00 Uhr das belgische Duo SARDONIS die Bühne erklimmt. Vielleicht haben aber auch viele der bereits anwesenden Besucher die beiden noch nicht erblickt, weil die Bühne überdurchschnittlich stark mit Nebel eingeräuchert ist. Als die beiden dann mit ziemlich beeindruckender Heaviness loslegen, horchen nur wenige auf. Das, was SARDONIS bieten, klingt zunächst nach instrumentalen Demoversionen von CATHEDRAL-Alben Mitte der Neunziger ohne Gesang. Teilweise sind die schnelleren Riffs etwas konzeptlos aneinander gereiht, teilweise funktioniert es aber richtig gut. Langeweile kommt keine auf, dafür schaffen die zwei zu viele verschiedene Grooves. Zum Aufwärmen sind SARDONIS sicherlich nicht verkehrt, aber ihre Musik wirkt dennoch irgendwie unfertig. Vielleicht liegt es auch an dem Livesound, der sich den fast ganzen Abend nicht wirklich bessert und stets viel zu dumpf bleibt. Applaus gibt es dennoch und langsam füllen sich auch die ersten Reihen vor der Bühne.

 FARSOT
Live leider weit weniger spannend als auf Platte: Die Thüringer FARSOT.

Richtig spannend wird es danach, denn FARSOT konnten sich mit ihrem von DARK FORTRESS-Gitarrist V. Santura produziertem Debütalbum IIII in der deutschen Black Metal-Szene sehr gut behaupten. Wie das wohl auf der Bühne wirkt? Leider ziemlich steif. Das Quintett aus Thüringen befindet sich zwischen roher Kost und anspruchsvollem Black Metal, irgendwo zwischen NOCTE OBDUCTA und LUNAR AURORA. Die Intensität des Materials ihres Albums kommt live leider rein gar nicht zum tragen. Einerseits liegt das wieder an dem schwachen Livesound, andererseits strahlen die Musiker mit ihrer statischen Performance nicht viel aus. Sie wirken optisch wie eine junge Band, die noch nicht aus sich heraus gehen kann. Auch wenn das Material fehlerfrei gespielt und technisch gut dargeboten wird, FARSOT wirken auf der Bühne irgendwie verloren. Das erste Stück stammt vom kommenden Album und berührt leider überhaupt nicht. Bei Thematik: Tod stellen sich zumindest einige Momente ein, bei denen FARSOT doch wieder das eine oder andere Schauergefühl beim Hörer erreichen. Der dreißigminütige, kurzweilige Auftritt endet nach dem neuen Stück Perdition mit einer gekürzten Version von Thematik: Trauer und hinterlässt einen schalen Geschmack. Handwerklich war das sicherlich gut, aber das hat bei weitem nicht gereicht um bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aber hoffen wir, dass das kommende Album wieder gut einschlagen und FARSOT danach die Liveerfahrung holen können, die sie brauchen.

 SERPENTCULT
Furie Michelle sorgt mit ihren Männern für glühende Ohren und beweist, dass SERPENTCULT die coolste Doom Metal-Band Belgiens ist.

Die Zeitpläne werden heute Abend vorbildlich eingehalten, daher ist es erst 21:30 Uhr, als SERPENTCULT zum Rundumschlag ansetzen. Die Instrumentalisten Fredric und Steven legen zum Intro mit schwerem Riffing und bluesigen Basslinien zum sehr energischen und wilden Schlagzeugspiel von Drummer Cozy beherzt los und lassen die Befürchtung aufkeimen, dass sich Sängerin Michelle doch schon früher als geplant verabschiedet hat. Aber ihre Abschiedstour macht die Furie noch mit, und zwar mit einer wirklich beeindruckenden Performance. Einerseits natürlich gesanglich, weil sie ihre teilweise schön schrägen Gesangslinien von Weight Of Light, dem SERPENTCULT-Debütalbum, wirklich gut live hinbringt. Andererseits, weil sie sowas von die Sau raus lässt, dass nicht nur die Herren im Saal mit offenen Mündern dastehen. Da wird headgebangt was das Zeug hält und ein kleiner Wettstreit, wer die cooleren Posen drauf hat – Fredric oder Michelle – wird auch noch ausgetragen. Da gerät fast das grandiose, aber doch recht schnell gespielte Material in den Hintergrund, aber das ist so gut, dass es gerade nochmal gut geht. Schließlich spielen SERPENTCULT doch viele Hits wie Screams From The Deep, Weight Of Light und sogar das ultraschwere Arckanum und haben auch noch den besten Sound des Abends. Nach vierzig Minuten ist klar, wer die coolste Doom Metal-Band Belgiens ist, und wer heute viele neue Fans gewonnen hat.

 DARK
Morbider Blickfang: DARK FORTRESS-Keyboarder Paymon.

Neue Freunde machen sich DARK FORTRESS heute nicht, weil sowieso alle nur wegen ihren Helden gekommen sind. Und die sind ja längst Fans. Dennoch ist es interessant, wer sich jetzt alles im Publikum tummelt, da wenn nicht auch ein paar interessierte Arbeitskollegen anwesend sind. Solche Gedanken werden aber gleich verbannt, als die Black Metal-Band ihre Sachen schnell aufgebaut hat und um 22:30 Uhr mit Ylem das Inferno beginnt. Das Publikum hat seine Hausaufgaben gemacht und brüllt auch schon das neue Material inbrünstig heraus. Und so kommt es natürlich, dass gut die Hälfte des Gespielten von Ylem stammt, Osiris wird ebenso angespielt, wie die erwarteten Nummern The Valley und der neue Bandhit Hirudineans. Überraschenderweise kommt mit Evenfall auch ein recht ruhiges Stück vom neuen Album zu tragen, dessen melancholischer Abschluss gleich gekonnt von The Silver Gate zermalmt wird. Gerade live fällt auf, wie sehr sich Ylem charakterlich vom Vorgängerwerk Eidolon unterscheiden. Älteres Material gibt es nur wenig zu hören, Seance wird beispielsweise mit Catawomb nur recht unwürdig vertreten, und auch von Stab Wounds hält sich das Material in Grenzen – wir hören im regulären Set nur Like A Somnambulist In Daylight´s Fire.

DARK FORTRESS sind bestens aufgelegt. Ihre Performance ist absolut gekonnt und auch Sänger Morean ist viel sicherer als noch vor zwei Jahren, am Anfang seiner Karriere bei DARK FORTESS, auch wenn sein Outfit mit dem Schulterpanzer und dem Rückenaufdruck Fuck God – Hail Satan ein wenig übertrieben wirkt. Oder ist hier wieder nur ein selten blöder Jokus am laufen? Keyboarder Paymon ist auch ein ziemlich morbider Blickfang auf der Bühne, wenn er keine Einsätze hat, liegt er nicht selten auf seinem Instrument, oder bietet eine Choreographie des Makabren. An der Gitarrenfront ist es leider ziemlich leise, gerade die schnellen Teile gehen in unausgewogenen, dumpfen Klängen unter. Wenigstens in der zweiten Hälfte des Sets bekommt der Mischer den Sound größtenteils in den Griff und es wird deutlich transparenter. Dafür ist das Schlagzeug jederzeit sehr gut zu hören. Kein Wunder, bei der Leistung, die Seraph auch hier wieder auffährt.

 DARK
Auch der dünne Gitarrensound ändert nichts an Arsvargrs und DARK FORTRESS´ großartiger Performance.

Aushilfsbassist Tobias von HELFAHRT integriert sich gut ins Bandgefüge, hält sich aber wie V. Santura und Arsvargr dezent im Hintergrund, so dass Morean und Paymon ihre Zeremonie ungestört durchführen können. Und diese geben ihr Bestes, das sehen wir nicht nur anhand der immer weiter verlaufenden Schminke. Die Atmosphäre des Abend entführt aus dem Club heraus in eine bizarre, düstere Welt, das gelingt nicht so gut wie auf CD, aber dennoch ist dieser Auftritt ziemlich gelungen. Und auch ihre Fans wollen nach dem Abschluss Baphomet noch ein bisschen mehr, weshalb es mit Pilgrim Of The Nightly Spheres vom Debütalbum Tales From Eternal Dusk und Self-Mutilation noch zwei Klassiker zu hören gibt, bevor sich DARK FORTRESS von ihren Anhängern nach gut achtzig Minuten verabschieden. Von diesem Abend ist, nicht zuletzt dank dem Headliner, keiner enttäuscht.

Weitere Konzertbilder in der Vampster-Fotogalerie.

 

Setlist DARK FORTRESS:
Ylem
CataWomb
Osiris
Evenfall
The Silver Gate
The Valley
CoHorror
Hirudineans
Like A Somnambulist In Daylight´s Fire
Baphomet

Pilgrim Of The Nightly Spheres
Self-Mutilation

 

Bilder: (c) Tatjana Braun, Layout: Captain Chaos

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