RAM-ZET: Neutralized

Moderner und intelligenter Extrem Metal, der allerdings dank Überambition gerne mal über das Ziel hinaus schießt.

Nein, so kalt und industriell, wie das Artwork es andeutet, ist Neutralized, das vierte Album der norwegischen Avant-Formation, nicht ganz. Das weibliche Element bringt eben noch in jedes Stahlwerk ein gewisses Flair. Und dennoch haben es RAM-ZET immer etwas schwer gehabt, da ihre Alben von enormer Ambition angetrieben wurden, aber an ihren eigenen Ansprüchen scheiterten. Neutralized ist da etwas besser gelungen, denn sagen wir so: Immerhin verschwindet dieses Album nicht in meinem persönlichen Nirwana getreu dem Motto, fertig reviewt und ab in die Schublade. Dafür ist es stellenweise viel zu catchy. Aber trotzdem sind RAM-ZET eine ordentliche Herausforderung, auch für den aufgeschlossenen Metaller, der so manches gewöhnt ist. Zwischen MADDER MORTEM, DEVIN TOWNSEND, MESHUGGAH und RED HARVEST flippen die sechs Musikerinnern und Musiker vollständig aus, hauen technische Riffs um die Ohren, prügeln polyrhythmisch auf das Schlagzeug ein, unterbauen dieses mit atmosphärischen elektronischen Elementen und setzten darüber eine beachtliche Bandbreite an Gesang. Neben schwarzmetallischem Kreischen und Klargesang kann sich vor allem Sängerin Sfinx austoben, zwischen rockig-dreckigem Gesang und zerbrechlichen Gothic Metal-Stereotypen ist ihre Stimme zu finden, im wilden musikalischen Kontext wirkt das allerdings recht erfrischend.

Die teilweise überlangen Songs auf Neutralized können nicht immer überzeugen, ein großartiges Stück wie 222, mit seinem jazzigen Mittelteil und seiner relativ klaren Linie ist hier eine Ausnahme, auch weil hier alles ordentlich gestrafft wurde. Dennoch, wenn sich Infamia, Beatiful Pain und To Ashes mit ihrem hohen Abwechslungsreichtum so richtig entfalten, dann merkt man, wie viel Mühe sich RAM-ZET beim Schreiben ihres vierten Albums gelassen haben. Das Element, das die Musik aus der Zukunft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt, die Violine, wird allerdings sehr spärlich eingesetzt. Aber wirklich notwendig ist dieses Instrument auch nicht, um der Musik den letzten Pfiff zu geben. An abseitigen und -artigen Ideen mangelt es RAM-ZET absolut nicht und auch wenn sie etwas zu viel in ihre Songs hinein packen, nur um sie zu strecken, Neutralized ist ein deutlich gelungeneres Album als Intra. Heute können viele damalige Schwächen ausgemerzt werden und die Band sich in eine neue, frischere Richtung begeben. Auch die Abkehr von Haus- und Hofproduzent Daniel Bergstrand hin zur Arbeit im eigenen Studio zeigt keine klanglichen Qualitätseinbußen auf. Um ihre Songs allerdings richtig hörbar werden zu lassen, würde ich aber vor allem eine sechswöchige Tour empfehlen, bei denen Bandchef Zet und seine Bande mehr über die praktische, und nicht nur über die theoretische Wildheit lernen würden.

Veröffentlichungstermin: 13. November 2009

Spielzeit: 59:58 Min.

Line-Up:
Sfinx – Vocals
Zet – Guitar, Vocals
Lanius – Bass
Küth – Drums
Sareeta – Violin
Ka – Keyboards

Produziert von RAM-ZET
Label: Ascendance Records

Homepage: http://www.ram-zet.com

MySpace: http://www.myspace.com/ramzetofficial

Tracklist:
1. Infamia
2. I Am Dirt
3. 222
4. Addict
5. God Don´t Forgive
6. Beautiful Pain
7. To Ashes
8. Requiem

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